Schon zum fünften Mal macht das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Uscale eine Studie zur Zufriedenheit und den Erwartungen von Elektroautofahrenden. Gemäss der deutschen «Automobilwoche» wurden dazu in der Schweiz, Österreich und Deutschland von Mai bis Juli 4966 EV-Fahrerinnen und EV-Fahrer befragt.
Tesla weiter top
Erste Frage an die Stromer-Fahrenden: Würden Sie ihr Elektroauto und die Marke weiterempfehlen? 71 Prozent aller befragten Teslafahrerinnen und -fahrer antworteten mit Ja. Damit liegt Tesla, wie übrigens schon bei den vier Umfragen zuvor, mit deutlichem Vorsprung an der Spitze dieser Zufriedenheitsstatistik. Die Tesla-Familie bewertet die wichtigsten Bereiche wie Reichweite, Verbrauch, Ladeleistung und Software weiterhin als sehr gut. Einzig für Fahrzeugqualität, Ausstattung und Sound setzt es von einigen Tesla-Besitzern Kritik ab.
Hinter Tesla auf Platz 2 folgt Porsche mit einer Empfehlungsrate von 64 Prozent und auf Rang 3 BMW mit 62 Prozent. Bei BMW schneiden vor allem die neuen Modelle i5 und i7 bei ihren Besitzern sehr gut ab. Dagegen sinkt die Zufriedenheit bei den Eignern von kleineren BMW-Stromern. Ebenfalls weiterhin sehr zufrieden mit ihren Elektrofahrzeugen und der Marke sind die Fahrerinnen und Fahrer von Hyundai und Kia – dies in erster Linie dank der oftmals serienmässigen 800-Volt-Technik, die ihnen schnelleres Laden ermöglicht, und einer neuen Routenplanung.
Sie würden ihr E-Auto weiterempfehlen
Rang | Marke | Zufriedenheit |
1. | Tesla | 71 % |
2. | Porsche | 64 % |
3. | BMW | 62 % |
4. | Hyundai | 56 % |
5. | Kia | 52 % |
6. | Polestar | 51 % |
7. | Volvo | 47 % |
8. | Genesis | 45 % |
9. | Mercedes | 44 % |
10. | Fiat | 42 % |
11. | Skoda | 41 % |
11. | Ford | 41 % |
11. | BYD | 41 % |
14. | VW | 36 % |
15. | Cupra | 31 % |
Bei der Auswertung der aktuellen Umfrageergebnisse fällt die Aufholjagd von VW gegenüber dem Vorjahr auf. Vor allem dank der Besitzerinnen und Besitzern des neuen ID.7, bei dem VW eine Menge Fehler der ersten Stromer-Generation ausgebügelt hat, macht VW jetzt in der Zufriedenheitsstatistik einen Sprung vorwärts auf Platz 14 mit 36 Prozent Empfehlungsrate.
Stellantis in der Kritik
Natürlich sind nicht alle Elektroautofahrenden mit ihrem Stromer und der Marke zufrieden – und würden deshalb ihren Freunden und Bekannten eher vom Kauf eines solchen Autos abraten. Grosse Verlierer bei der jüngsten Zufriedenheitsumfrage von Uscale sind vor allem die drei Stellantis-Marken Peugeot, Citroën und Opel. Die Nutzerinnen und Nutzer der technisch meist baugleichen Konzernstromer kritisieren vor allem deren Reichweite, den Verbrauch, das Bedienkonzept und die Software. Diese Kritik gipfelt darin, dass 62 Prozent der befragten Peugeot-E-Auto-Besitzerinnen und Besitzer von ihrem Fahrzeug und der Marke eher abraten würden. Bei Citroën sind es 59 Prozent und bei Opel 54 Prozent.
Ebenfalls einen relativ grossen Unzufriedenheitsfaktor verzeichnen Nissan (49 %), Mini (44 %), Audi (37 %) und Dacia (31 %). Während bei Nissan und Mini vor allem die zu geringe Reichweite reklamiert wird, halten viele der Dacia-Befragten die Ladeleistung ihres Stromers schlicht für einen schlechten Witz. Immerhin: Der Hersteller hat bereits reagiert. In den nächsten Tagen startet der Verkauf des neuen Spring Electric – und dieser soll unter anderem auch schneller laden als der Vorgänger.
Sie würden vom Kauf ihres E-Autos abraten
Rang | Marke | Unzufriedenheit |
1. | Peugeot | 62 % |
2. | Citroën | 59 % |
3. | Opel | 54 % |
4. | Nissan | 49 % |
5. | Mini | 44 % |
6. | Audi | 37 % |
7. | MG | 35 % |
8. | Dacia | 31 % |
9. | Cupra | 25 % |
10. | Renault | 24 % |
Die Ansprüche steigen
Was diese Umfrage neben der Zufriedenheit der Konsumenten auch zeigt: Die Erwartungshaltung der Fahrerinnen und Fahrer ans Elektroauto steigt stetig. Selbst deutliche Verbesserungen, zum Beispiel bei der Reichweite oder dem Lademanagement, reichen vielen E-Autofahrenden nicht mehr aus, um mit ihrem Stromer restlos zufrieden zu sein. Waren 2023 noch 31 Prozent aller Befragten mit einer Reichweite von 400 Kilometern sehr zufrieden, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 22 Prozent. Ähnliches gilt für die Ladeleistung, die inzwischen von immer mehr E-Fahrenden wichtiger als die reine Akku-Kapazität beurteilt wird. Die Erkenntnis hier: Bei kleineren, günstigeren Modellen wird eine Ladeleistung von 150 kW von den Usern noch akzeptiert. Besitzer von teureren E-Autos erwarten dagegen immer mehr eine Mindestladeleistung von 200 kW oder mehr.
Offenbar nicht zu unterschätzen für eine grosse Kundenzufriedenheit bei E-Autofahrenden ist eine gut funktionierende, leicht und intuitiv zu bedienende App für alle Funktionen des elektrischen Fahrens. Wer von den Herstellern glaubt, sich hier mit einer Standardlösung zufriedengeben zu können, macht die Rechnung ohne den Kunden. Denn für diese ist die App die entscheidende, tägliche Schnittstelle zu ihrem Elektroauto. Und wenn zu einer mittelmässigen App dann noch Softwareprobleme dazukommen, ists ganz schnell vorbei mit der Contenance der Kunden. Erwartet wird hier inzwischen von den Konsumenten standardmässig eine perfekte Routenplanung und Reichweitenanzeige, dazu ein übersichtlicher Lademanager und Energie-Monitor.
Dennoch kommt Uscale-Geschäftsführer Axel Sprenger gegenüber der deutschen «Automobilwoche» zum schmeichelnden Schluss für die Elektroautohersteller: «Bisher stieg die Erwartungshaltung der Konsumentinnen und Konsumenten lange Zeit schneller, als die Produkte und Services der Hersteller besser wurden. Aber das hat sich jetzt geändert.»