Wir rollen tief ins Herz von Opel. Schlängeln uns um Stahlträger, ein paar Rampen hinauf, und dann hält der Kleinbus in der hintersten Halle des Werkes Rüsselsheim (D). Schöne neue Arbeitswelt? Nein, der blassgelbe Bau wirkt antiquiert: Deckenfenster statt Klimaanlage, bröselnder Betonboden, verblasste Linien markieren, wo bis vor 15 Jahren zuletzt der Omega vom Band lief. Dennoch eine Reise in die Zukunft: Weil wir einen ersten Blick auf Opels neues Design werfen dürfen. Erst konnten wir uns selbst als Designer an einem Entwurf versuchen, dann erklärten uns die Profis um Design-Chef Mark Adams, wie sie ein Concept Car angehen – und jetzt steht er hier parat, der neue GT X Experimental. Ein Crossover, logisch, weil die ganze Welt derzeit nach so was giert. Und natürlich mit Elektroantrieb.
Opels Design-Zukunft
Ein Jahr haben Pierre-Oliver Garcia und Michael Richter an dem Auto gearbeitet und machen jetzt mit uns die Runde um den kompakten Vierplätzer. «Rund vier Meter Länge», sagt Richter. Die blaue Basis verbirgt die Batterie im Unterboden und den Antrieb, darüber gibts hellgraue, gewölbte Flächen mit gelben Akzenten. Schaut aus, als hätten Adams und Co. das 2016er-Showauto GT Concept höher gelegt. «Es soll leicht und nicht aggressiv wirken», sagt Richter. Kurze Überhänge, flache Dachwölbung, aber der Trick für die sportlichen Proportionen steckt in der Front: Früher bei Kadett und Rekord der Platz für den Kühler, fällt dort die Fächel-Funktion nun weg. Die Vizor (dt. Visier) genannte Frontmaske präsentiert nun hinter Plexiglas LED-Scheinwerfer und die Sensorik der Assistenten. Die werden künftig zum wichtigen Kaufgrund. «Also warum sollten wir sie hinter Plastik verstecken?», fragt Richter. Ausserdem lenkt die Schwärze von der zum Fussgängerschutz weit ausgewölbten Front ab.
Elemente vom Manta
Der GT X steckt voller Reminiszenzen an historische Opel: Wie ein Rückgrat läuft der Falz von der Front einmal übers Auto bis zum Heck – typisch für die Marke. Mit der Linie zwischen den Scheinwerfern bildet sich vorn so ein Kreuz – wie früher. Und überall verstecken sich abgerundete Dreiecke. «Das Element gab es schon am Manta», erklärt Richter. Jetzt findets sich auf Teppichen, im Cockpit, in den ohrennah im Sitz steckenden Lautsprechern oder im Querschnitt der Zierleisten. Den gelben Dachschwung kennen wir von aktuellen Opel-Modellen in Chrom. Das glatte Heck nimmt dann das Visier als Prägung wieder auf. «Die Heckscheibe könnte man versenken – da haben wir ein Patent darauf», erklärt Garcia – aber im GT X passte diese Technik nicht hinein. Damit das «klare deutsche Design», das den beiden wichtig ist, nicht zur Technokratie verkommt, hat sich das Designteam an Details ausgetobt. In Lichtanimationen für die Front, der Batterie-Ladeanzeige an der Flanke oder den Opel-Emblemen, die in Rädern und Lenkrad auf Displays prangen – immer waagerecht, auch in Bewegung. Ein Giersensor wie im Smartphone sorgt dabei für eine leicht verzögerte Darstellung. «Ein bisschen analog muss sein», sagt Garcia schmunzelnd. Auch im Innenraum.
Kein Blink-Blink
Der Cockpit-Bildschirm à la Visier wölbt sich um uns herum, aber ausser Chromleisten im Lenkrad und einem Wipp-Drück-Schalter gibt es keine Tasten. Und kein Blink-Blink. «Wir haben die Anzeigen massiv reduziert – nachts auf der Autobahn leuchtet nur der Tacho», erklärt Garcia. Die Platzverhältnisse sind grosszügig, weil die Portaltüren dünn ausfallen – geöffnet werden sie elektrisch auf der Mittelkonsole. Über uns wölbt sich die Frontscheibe wie eine Flugzeugkanzel. Es scheint, als könnte man sie aufklappen, weil die Fronthaube bis in den Innenraum durchläuft. «An der Unterkante können wir ein Windschott öffnen», demonstriert Garcia: Durch einen schmalen Spalt kann Luft einströmen und sorgt für Töff-Feeling im Innenraum. Geht das auch in der Serie? Garcia nickt. Aber: Solch ein Serienmodell werden wir nie sehen – der GT X Experimental ist ein reines Design-Objekt. Aber künftige Opel-Modelle werden viele seiner Elemente tragen.
Wie wichtig Garcia und Richter Analog-Gefühl im digitalen Auto ist, zeigt die Cockpit-Kamera. Am Zielort kann man ein «Gut-angekommen»-Selfie für die Familie schiessen. Und als Polaroid ausdrucken.
Seit 1. Mai leitet Andreas Altmiks die Marke Opel in der Schweiz – und setzt grosse Hoffnungen in die neuen Möglichkeiten seit der Übernahme von Opel durch die französische PSA.
Autohersteller gelten als Supertanker. Wie lassen sie sich umsteuern?
Andreas Altmiks: Die Zeiten sind schneller geworden. Wir müssen ständig auf neue Herausforderungen wie etwa Abgasnormen reagieren. Ein neues Fahrzeug entwickeln wir heute in drei bis dreieinhalb Jahren – dank Computertechnik doppelt so schnell wie früher.
Opels Image ist trotz besserer Produkte nicht mehr so gut wie früher. Wie wollen sie das verbessern?
Das neue Design hilft uns auf jeden Fall. Zudem müssen wir das Händlernetz angehen und mehr potentielle Kunden dazu bringen, unsere Autos auszuprobieren. In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde Opel sehr eng von GM aus den USA geführt. Unsere neue Konzernmutter versteht den Europa-Markt viel besser.
Wie wird Opel bei PSA neben Citroën, DS und Peugeot positioniert?
Wir werden künftig mehr Opel sein als je zuvor. Jeder Opel wird in Rüsselsheim entwickelt – und nicht wie früher teils in Asien oder den USA. Wir haben unterschiedliche Zielgruppen, und jedes Fahrzeug hat dem Brand entsprechend seine Tugenden. Natürlich wird es Gleichteile geben. Aber je nach Kundenprofil wird jede Marke individuelle technische Innovationen haben, welche die anderen nicht bieten.
Wofür steht dann künftig denn Opel?
Für die goldene Mitte. Wir wollen technische Innovationen für jedermann zugänglich machen.
Interview: Andreas Faust
Seit 1. Mai leitet Andreas Altmiks die Marke Opel in der Schweiz – und setzt grosse Hoffnungen in die neuen Möglichkeiten seit der Übernahme von Opel durch die französische PSA.
Autohersteller gelten als Supertanker. Wie lassen sie sich umsteuern?
Andreas Altmiks: Die Zeiten sind schneller geworden. Wir müssen ständig auf neue Herausforderungen wie etwa Abgasnormen reagieren. Ein neues Fahrzeug entwickeln wir heute in drei bis dreieinhalb Jahren – dank Computertechnik doppelt so schnell wie früher.
Opels Image ist trotz besserer Produkte nicht mehr so gut wie früher. Wie wollen sie das verbessern?
Das neue Design hilft uns auf jeden Fall. Zudem müssen wir das Händlernetz angehen und mehr potentielle Kunden dazu bringen, unsere Autos auszuprobieren. In den 1980er- und 1990er-Jahren wurde Opel sehr eng von GM aus den USA geführt. Unsere neue Konzernmutter versteht den Europa-Markt viel besser.
Wie wird Opel bei PSA neben Citroën, DS und Peugeot positioniert?
Wir werden künftig mehr Opel sein als je zuvor. Jeder Opel wird in Rüsselsheim entwickelt – und nicht wie früher teils in Asien oder den USA. Wir haben unterschiedliche Zielgruppen, und jedes Fahrzeug hat dem Brand entsprechend seine Tugenden. Natürlich wird es Gleichteile geben. Aber je nach Kundenprofil wird jede Marke individuelle technische Innovationen haben, welche die anderen nicht bieten.
Wofür steht dann künftig denn Opel?
Für die goldene Mitte. Wir wollen technische Innovationen für jedermann zugänglich machen.
Interview: Andreas Faust