Treffen sich ein Lamborghini Urus, ein Mercedes-AMG GT, ein McLaren 570S, ein Porsche 911 Targa S, ein Ferrari California T und ein Kia EV6 GT zum 400-Meter-Sprintrennen. Wer gewinnt? «Der Kia sicher nicht!», würden jetzt die meisten Autofans intuitiv in die Runde rufen. Kia wollte es genau wissen und liess den neuen Elektro-Crossover EV6 gegen genau diese fünf Sportwagen antreten.
Der Kia gewinnt das Rennen zwar tatsächlich nicht – am Ende der Viertelmeile kommt der McLaren mit einer Wagenlänge Vorsprung ins Ziel. Doch der Überraschungseffekt ist gross – denn der soeben neu vorgestellte EV6 lässt ausser dem 570 PS starken englischen Supersportler alle anderen Boliden hinter sich.
Plattform der Zukunft
Der neutrale Beobachter fragt sich: Wie ist das möglich? Bisher kannten wir solche spektakulären Elektro-Siege höchstens von Strom-Pionier Tesla (hier gehts zum Duell Tesla Model 3 vs. Audi R8). Möglich machts die neue Elektro-Plattform E-GMP, die gemeinsam mit Kia-Konzernschwester Hyundai entwickelt wurde. Diese soll den Weg in die Elektro-Zukunft des koreanischen Grosskonzerns ebnen. Nach dem schicken Retro-Stromer Ioniq 5, den Hyundai erst vor knapp einem Monat vorstellte, folgt nun also auch bei Kia das erste Auto auf dieser neuen Architektur.
Und der EV6 kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen: Vom markanten Gesicht mit spitz zulaufenden LED-Scheinwerfern verjüngen sich die kräftigen Linien an der Fahrzeugseite hin zum kraftvollen Heck, das mit seinem sichelförmigen LED-Leuchtenband Anleihen bei bekannten kompakten Rallye-Autos nehmen soll – gut siehts allemal aus! Mit 4,68 Meter kratzt der EV6 am oberen Ende der Kompaktklasse, was auch sein langer Radstand von 2,90 Meter deutlich macht.
Vegan oder recycelt
Daraus ergeben sich im Innenraum üppige Platzverhältnisse für Gepäck (Kofferraum: 520–1300 Liter) oder bis zu fünf Passagiere. Unter der Fronthaube gibts nochmals ein zusätzliches Staufach mit je nach Version 20 bis 52 Liter Fassungsvermögen. Doch der EV6 wird nicht nur praktisch, sondern auch topmodern: Der Fahrer blick auf ein gewölbtes Infotainmentdisplay, das sich bis hinüber zum Beifahrersitz zieht.
Zudem verbaut Kia ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktionen. Dass die Sitze entweder aus veganem Leder oder aus einer Vielzahl von recycelten PET-Flaschen gefertigt werden, gehört heute ja schon fast zum guten Ton bei neuen Elektroautos.
EV6 leistet 170 bis 584 PS
Doch kommen wir zum wahren Clou des EV6 – seinem äusserst flexiblen Elektro-Antriebs-Konzept: Zum einen lässt sich aus zwei Batteriepaketen mit einer Kapazität von 58 oder 77,4 Kilowattstunden wählen, was für Reichweiten von wohl rund 350 bis 510 Kilometer sorgt. Während die Basisversionen mit 125 kW (170 PS) oder 168 kW (229 PS) und maximal 350 Nm Drehmoment allein über die Hinterachse angetrieben werden, ist der EV6 auch mit 4x4 zu bekommen. Dann leistet der Elektro-Kia wahlweise 173 kW (235 PS) oder 239 kW (325 PS) und maximal 605 Nm Drehmoment und beschleunigt aus dem Stand in 5,2 Sekunden auf Tempo 100.
Das für das Sprintrennen eingesetzte Topmodell EV6 GT packt da nochmal eine Schippe drauf: Die beiden E-Motoren vorne und hinten leisten zusammen maximal 430 kW (584 PS) und 740 Nm und lassen den Crossover in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 und bis zur Spitze von 260 km/h sprinten – schneller war noch kein Kia!
100 km Reichweite in unter 5 Minuten
Doch der EV6 kann nicht nur schnell fahren, sondern auch schnell laden: Dank dem 800-Volt-Bordsystem lädt der erste reine Elektro-Kia an einer passenden Schnellladestation in weniger als fünf Minuten Strom für 100 Kilometer! Um die Lithium-Ionen-Batterie von 10 auf 80 Prozent aufzuladen, sollen lediglich 18 Minuten vergehen. Eine neue Ladesteuerung ermöglicht zudem, dass aus dem EV6 auch Strom für andere elektrische Verbraucher entnommen werden kann – mit der Technik sollen sogar andere E-Autos geladen werden können.
Der Kia EV6, der ebenfalls mit den neuesten Assistenzsystemen für autonomes Fahren Level 2 ausgestattet ist, wird im Juli nach Europa rollen. Die Preise stehen noch nicht fest – wir tippen aber, dass es für die Basisversion bei knapp über 40'000 Franken losgehen könnte. Für die Topversion EV6 GT dürften wohl mindestens 55'000 Franken fällig werden.