Anfang November enthüllt Nissan nach langer Durststrecke endlich mal wieder ein richtiges Flaggschiff: Der Ariya, was so viel wie Ruhe und Gelassenheit bedeuten soll, dürfte in knapp einem Jahr zu den Händlern rollen – ursprünglich war die Lancierung bereits nächsten Sommer geplant.
Auch die BLICK-Autoredaktion staunt, als sie den Ariya das erste Mal auf Fotos zu sehen bekommt: Das 4,60 Meter lange, 1,70 Meter hohe SUV-Coupé wirkt echt schnittig! Diesen Eindruck konnten wir diese Woche dann auch in Zürich-Oerlikon bestätigen – und den Crossover als erste Schweizer Zeitung real bestaunen. Mit dabei an der exklusiven Vorstellung ist neben Nissan-Schweiz-Chefin Claudia Meyer (50) auch Nissans neuer Marketingdirektor Michel Jansen (53).
Wirkt grösser, als er ist
Besonders stolz ist Jansen auf die kleinen, feinen Details wie die sehr flachen LED-Leuchtbänder an Front und Heck oder das beleuchtete Nissan-Logo am Grill. «Wenn Sie sich den Grill genauer anschauen, erkennen Sie ein Muster, das an ein Holzgitter erinnert», erklärt er. Auch im Innenraum greift Nissan das «Kumiko»-Design etwa an Türverkleidungen auf – etwas japanische Verspieltheit darf halt auch beim neuen Flaggschiff nicht fehlen.
«Erstaunlich, dass der Ariya mit 4,60 Meter Länge viel grösser wirkt, als er wirklich ist – schliesslich handelt es sich hier um einen Kompakt-SUV», sagt Jansen. Doch dank der neuen Elektro-Plattform aus dem Renault-Nissan-Konzern soll sich der Ariya (Radstand: 2,78 m) auch innen fast eine Klasse grösser anfühlen. Davon können wir uns jetzt überzeugen und nehmen im Cockpit Platz. Was sofort auffällt: Der klassische Mitteltunnel zwischen Fahrer und Beifahrer fehlt. Stattdessen kann die Mittelkonsole per Knopfdruck verschoben werden – ein echt cooles Detail!
Tolles Raumgefühl
Im super-aufgeräumten Cockpit blicken wir auf Digitalinstrumente und einen darin übergehenden, 12,3 Zoll grossen Touchscreen. Dessen Grafik wirkt noch etwas pixelig, doch Jansen beruhigt: «Hier handelt es sich noch um ein Vorserienmodell. In der finalen Ausführung wird die Grafik noch schärfer.» Auch das in die Frontscheibe projizierte Head-up-Display wird erst zu ersten Testfahrten im Frühjahr 2021 einsatzfähig sein.
Ansonsten staunen wir über die nur bei Bedarf aufleuchtenden Touchleisten der Klimaanlage und nach dem Wechsel in den Fond über die dort üppige Kopf- und Beinfreiheit – trotz Coupé-Dachlinie. «Das ist uns sehr wichtig: Der Ariya ist mit seinem Platzangebot ein vollwertiges Familienauto», sagt Michel Jansen. In den Kofferraum passen 468 Liter, die optionale Anhängerkupplung schleppt 1500 Kilo.
Bis 400 PS und 500 Kilometer
Abhängen möchte Nissan mit dem Ariya die starke Konkurrenz, die sich mittlerweile ins Segment der elektrischen Mittelklasse-SUVs aufmacht: 2021 startet nicht nur der VW ID.4, sondern auch Fords Mach-E und Teslas Model Y. Verstecken muss sich der Ariya dabei keineswegs: Die Architektur ermöglicht fünf Varianten. So können Kunden einen 63-kWh- oder 87-kWh-Akku wählen. Je nach Variante stehen 340 bis 500 Kilometer Reichweite zur Verfügung (bei der Konkurrenz 360 bis knapp 600).
Auch kann beim Ariya zwischen einem E-Motor hinten oder je einem an Vorder- und Hinterachse gewählt werden. Das ermöglicht 160 kW (218 PS, 300 Nm) bis 290 kW (394 PS, 600 Nm) sowie Heck- oder Allradantrieb. Das Topmodell Ariya AWD e-4orce soll in 5,1 Sekunden auf Tempo 100 sprinten und 200 km/h Spitze erreichen. Zum Vergleich: Teslas Model Y in der Performance-Ausführung schafft den Sprint auf Tempo 100 in 3,7 Sekunden und wird maximal 241 km/h schnell.
Wohl ab knapp 50'000 Franken
Dafür dürfte das stärkste Model Y ab 71'000 Franken deutlich über den Preisen der Konkurrenz liegen. VWs ID.4 startet im März 2021 ab 53'100 Franken, mit grossem Akku (über 500 km) ab 63'350 Franken. Bei Ford gehts im Februar 2021 ab rund 50'000 Franken los. Laut Michel Jansen wird sich der Ariya zum Start Anfang 2022 auch preislich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz bewegen.