Die zur VinGroup gehörende Autosparte VinFast (gestartet 2017 mit einer Investition von 5,4 Mrd. US-Dollar) nahm man in Europa erstmals wahr, als die zuvor Roller produzierenden Vietnamesen mit BMW eine Kooperation eingingen, um die Vorgängerversionen des 5er-BMW und X5 mit modifizierter Karosserie im eigenen Land auf den Markt zu bringen (siehe Box unten).
Nächsten Monat wagt VinFast den nächsten Schritt und stellt seine Produktion nahe Hai Phong von Verbrenner- auf Elektromodelle um. Und startet eine beispiellose Offensive. Mit zwei grossen, eigenen SUVs (VF 8 und VF 9) will VinFast ab Ende 2022 Amerika und Europa erobern. «Jeder kennt die Vorliebe der Amis für SUVs», begründet die neue VinFast-Chefin Le Thi Thu Thuy (48) die Modellwahl. Die erfahrene Managerin löste an der VinFast-Spitze kürzlich den nach nur vier Monaten aus persönlichen Gründen wieder nach Europa zurückgekehrten früheren Opel-Chef Michael Lohscheller (53) ab.
Willkommen in Amerika
In den USA hegt VinFast grosse Pläne. Für zwei Milliarden US-Dollar baut das Unternehmen in North Carolina eine Fabrik, wo ab Juli 2025 jährlich 150’000 Autos vom Band laufen sollen. Die besten Wünsche der Amis begleiten den Einstieg der Vietnamesen. «Auto-Präsident» Joe Biden (79) hiess VinFast ausdrücklich willkommen. Kein Wunder, es entstehen rund 7000 Jobs. «Unsere Bestrebungen für den Aufbau einer sauberen Energiewirtschaft treiben die Unternehmen dazu an, verstärkt in Amerika zu produzieren, hier Lieferketten aufzubauen und letztlich die Kosten zu senken», sagt der US-Präsident.
Die offene Haltung Amerikas widerspiegelt sich auch in den Zielen der Asiaten. Global will man bis Ende 2025 stolze 500’000, ab 2027 rund 950’000 Einheiten produzieren. Dafür setzt Vinfast nicht nur auf Nordamerika, sondern auch auf Europa – auch hier soll eine VinFast-Fabrik entstehen. Wo, ist offen, obwohl sich Le Thi Thu Thuy bereits fünf mögliche Standorte in Deutschland und zwei in Frankreich angeschaut hat. «Wir haben eine detaillierte Anforderungsliste. Diese zu erfüllen ist wichtiger als der Platz, wo das Werk steht», erklärt Madame Thuy, wie sie von ihren Angestellten ehrfürchtig bezeichnet wird.
In Vietnam ist VinFast unter dem Inhaber Pham Nhat Vuong seit Jahren im Bereich der Modulfertigung für verschiedene Firmen tätig und fertigt unter anderem das lokale Hauptfortbewegungsmittel: Motorroller. Doch weil immer mehr Vietnamesen ein Auto wollen, brachte VinFast mithilfe deutscher Partner drei Modelle auf den Markt. Das Geld der VinGroup stammt dabei aus Bereichen wie Bau und Immobilien, Landwirtschaft, Tourismus und Einzelhandel.
BMW erlaubte der VinGroup, die Plattformen der längst ausgelaufenen BMW 5er und X5 zu nutzen. So wurde innerhalb kürzester Zeit aus dem früheren 5er-BMW der vietnamesische Zwilling VinFast Lux A 2.0 und aus dem BMW X5 älterer Bauart der Lux SA 2.0.
Gebaut werden sie im Autowerk im Dinh Vu Industrial Park in Hai Phong. Die Produktionsstätte auf einem 335-Hektar-Gelände – von Siemens in nur 21 Monaten gebaut – kann pro Jahr bis zu 250’000 Fahrzeuge fertigen. Eine Verdoppelung der Kapazität ist eingeplant. Vinfast hat damit das einzige Werk in Vietnam, das in der Lage ist, ein Fahrzeug komplett zu bauen – inklusive Hauptkomponenten wie Fahrgestell oder Motor.
In Vietnam ist VinFast unter dem Inhaber Pham Nhat Vuong seit Jahren im Bereich der Modulfertigung für verschiedene Firmen tätig und fertigt unter anderem das lokale Hauptfortbewegungsmittel: Motorroller. Doch weil immer mehr Vietnamesen ein Auto wollen, brachte VinFast mithilfe deutscher Partner drei Modelle auf den Markt. Das Geld der VinGroup stammt dabei aus Bereichen wie Bau und Immobilien, Landwirtschaft, Tourismus und Einzelhandel.
BMW erlaubte der VinGroup, die Plattformen der längst ausgelaufenen BMW 5er und X5 zu nutzen. So wurde innerhalb kürzester Zeit aus dem früheren 5er-BMW der vietnamesische Zwilling VinFast Lux A 2.0 und aus dem BMW X5 älterer Bauart der Lux SA 2.0.
Gebaut werden sie im Autowerk im Dinh Vu Industrial Park in Hai Phong. Die Produktionsstätte auf einem 335-Hektar-Gelände – von Siemens in nur 21 Monaten gebaut – kann pro Jahr bis zu 250’000 Fahrzeuge fertigen. Eine Verdoppelung der Kapazität ist eingeplant. Vinfast hat damit das einzige Werk in Vietnam, das in der Lage ist, ein Fahrzeug komplett zu bauen – inklusive Hauptkomponenten wie Fahrgestell oder Motor.
In Europa sind zunächst 50 Stützpunkte in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden geplant. Norwegen als wichtiges E-Auto-Land fehlt aber auf der VinFast-Liste. Ganz bewusst: In Norwegen sind andere Marken wie Tesla oder VW weiter – und sich diesem harten Wettkampf jetzt schon zu stellen, wäre nicht ratsam, weiss die VinFast-Chefin. Das heisst aber nicht, dass Skandinavien, Grossbritannien, Italien oder die Schweiz weisse Flecken auf der VinFast-Karte bleiben. Im Gegenteil: Diese Länder sind Teil der zweiten Welle.
Nur E-Autos für Europa?
Die Frage ist nur, welche Autos die Europäer kaufen sollen? Die nächste VinFast-Plattform wird rein elektrisch sein. Wie bisher engagieren die Vietnamesen dafür mehrere Partner, darunter wohl Magna, Bosch oder ZF. Aber: «Wir behalten das Heft in der Hand», stellt Le Thi Thu Thuy klar. Schon nächstes Jahr soll der VF 7, basierend auf der neuen E-Plattform, neben VF 8 und VF 9 kommen. Kleinere, günstigere Modelle wie die in Vietnam erhältlichen VF 5 und VF 6 werden den Sprung gen USA nicht schaffen.
Die Lieferkette für die nötigen Batterien steht. Neben den zwei Standorten in Vietnam erhält North Carolina eine Giga-Fabrik. Während die US-Versionen mit Samsung-Akkus gebaut werden, können die Batterien in Vietnam von CATL kommen. Um auch für die mittelfristige Zukunft (Feststoffzellen-Akku) gerüstet zu sein, arbeitet VinFast mit dem Spezialisten ProLogium.
6,6 Milliarden US-Dollar
Stellt sich zum Schluss natürlich die Frage, wie all diese ambitionierten Pläne finanziert werden. Das Vermögen des VinGroup-Gründers Phạm Nhat Vuong (53) wird auf 7,5 bis 9,5 Milliarden US-Dollar geschätzt, aber unerschöpflich sind seine Ressourcen nicht. Und seit der VinFast-Gründung 2017 hat die Dachgesellschaft VinGroup bereits 6,6 Milliarden Dollar in ihre Autosparte investiert. Es muss folglich frisches Geld generiert werden. Das geht mit Investoren oder mit einem Börsengang. Doch diesen wollen die Asiaten nicht überstürzen. «Wir warten genau den richtigen Zeitpunkt ab», sagt Le Thi Thu Thuy – und es bestehen kaum Zweifel, dass sie es genau so meint.