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Ein PS je 670 Gramm Gewicht: Bugatti zeigt Super-Rennwagen Bolide
Ist der wirklich echt?

Bugatti baut Autos, die für die meisten ein Traum bleiben. Aber was passiert, wenn die Traumfabrik selber träumt? Dann zeigt sie einen 1850-PS-Boliden namens «Bolide». Und wir trauen unseren Augen nicht.
Publiziert: 29.10.2020 um 16:36 Uhr
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Computerspiel oder Wirklichkeit? Bugattis erste Bilder zu seinem Überflieger «Bolide» sind so stark bearbeitet, dass kaum ein Unterschied zu sehen ist.
Foto: Werk
Martin A. Bartholdi und Stefan Grundhoff

Digitale Bilder sind geduldig. Computer lassen im Film Dinosaurier auferstehen oder uns in den Weltraum fliegen. Ein Auto erfinden, das es real gar nicht gibt? Kein Problem – manche Boliden wurden ja schon nur für Computerspiele entworfen. Doch jetzt kommt Bugatti mit ein paar Bildern daher und behauptet: Das ist der extremste Renner, den wir je gebaut haben! Virtuell oder real?

Bugatti-Präsident Stephan Winkelmann liess seinen Ingenieuren freie Hand: Das Resultat heisst «Bolide» und ist der Prototyp eines spektakulären Hypersportlers: Sein Sechszehnzylinder mit 1850 PS und einem maximalen Drehmoment von 2000 Newtonmetern bekommt es dank Extrem-Leichtbau mit Kohlefaser mit nur 1240 Kilogramm Leergewicht zu tun. Das heisst: Ein PS muss nur 670 Gramm bewegen. Ein bisschen mehr also als eine Tüte Mehl.

In zehn Sekunden auf 300

Entsprechend heftig sind die Beschleunigungswerte des Bugatti Bolide! Zum Warmwerden sprintet er in 2,17 Sekunden auf Tempo 100. Nach 4,36 Sekunden ist er schon 200 km/h schnell und knackt nach 7,37 Sekunden die 300 km/h. Ja, in nicht einmal zehn Sekunden sprintet der Bolide auf Tempo 300 – und ist längst nicht ausser Puste. Nach nur 12,08 Sekunden sind wir im Bolide 400 km/h schnell, und in 20,16 Sekunden katapultiert er uns jenseits von Tempo 500. Könnte der Bolide sogar das neue Weltrekord-Tempo des SSC Tuatara von knapp 509 km/h knacken? Doch wie schnell der Bolide genau ist, weiss noch nicht einmal Bugatti.

Simulationen auf der Rennstrecke

Denn: Das sind keine Messwerte. Bugatti hat sie in Simulationen berechnen lassen. Die Ingenieure schickten den Bolide per Computer auch auf Testrunden auf zwei legendären Rennstrecken: die Nürburgring-Nordschleife (hier finden Sie alle Rekorde) und den Sarthe-Kurs, wo das 24-Stunden-Rennen von Le Mans stattfindet. Durch die sogenannte «Grüne Hölle» jagte der Traum-Bugatti in 5:23,1 Minuten. Das ist in Schlagdistanz mit dem Rundenrekord des Porsche 919 Hybrid Evo von 5:19,546 Minuten. Die Le-Mans-Zeit stoppte bei 3:07,1 Minuten – sieben Sekunden schneller als der Streckenrekord!

Traum oder Wirklichkeit?

Aber: Diese Zeiten hat der Bolide nur virtuell erreicht. Gibt es dieses Auto überhaupt? Oder haben die Bugatti-Ingenieure auch gleich noch die Bilder vom Computer errechnen lassen? Wir hatten unsere Zweifel. Bis wir das Video von Bugatti-Werksfahrer Andy Wallace gesehen haben, in dem er ein paar schnelle Runden auf der Rennstrecke von Le Castellet bei Nizza (F) dreht: Der Bolide ist echt.

Gerade einmal einen Meter hoch ist er, also 30 Zentimeter flacher als der aktuelle Chiron. Besonders spektakulär ist die sich verändernde Ansaughutze auf dem Dach. Bugatti nennt es aktive Strömungsoptimierung. Bei langsamer Fahrt bleibt ihre Oberfläche glatt, bei schneller Fahrt wölbt sich ein Feld von Blasen, um Luftwiderstand und Auftrieb zu reduzieren; zudem wird der Luftstrom am Heckflügel optimiert.

Bugatti in Le Mans?

Die Türen werden nach oben aufgeklappt – wie bei einem LMP1-Rennwagen für die World Endurance Challenge WEC, für die auch das 24-Stunden-Rennen in Le Mans zählt. Auch Feuerlöscher, Abschlepphaken, Tank, Räder und Gurte erfüllen das Le-Mans-Reglement. Will Bugatti mit dem Bolide einen Ausblick auf einen möglichen Le-Mans-Einsatz geben? Die Franzosen schweigen. Das Reglement verlangt ab 2022 Hybridantriebe. Ob im Wagen noch Platz für ein Hybrid-Modul ist? Virtuell bestimmt. Aber zur Realität verrät Bugatti noch nichts.

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