Bei diesen Zahlen kann Interessenten für ein Occasionsfahrzeug schwindelig werden: Um 28 Prozent haben die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt seit Beginn der Corona-Pandemie angezogen. Das geht aus einer neuen Analyse von comparis.ch hervor – dem grössten Online-Marktplatz für Neu- und Gebrauchtwagen in der Schweiz. Hatten Schweizerinnen und Schweizer im ersten Quartal 2020 im Schnitt 23'161 Franken für eine Occasion bezahlt, waren es im dritten Quartal 2022 durchschnittlich 29'550 Franken. Gleichzeitig sank im selben Zeitraum das Angebot von inserierten Fahrzeugen auf der Plattform um 29 Prozent von über 243'000 Fahrzeugen Anfang 2020 auf aktuell noch rund 173'000 Fahrzeuge (auch interessant: 10 Occasionen, die günstig Laune machen).
«Corona- und kriegsbedingte Lieferengpässe für Neuwagen haben die Preise auf dem Occasionsmarkt klettern lassen», führt Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer aus: «Das wirkt sich gleich doppelt aus. Zum einen stieg aufgrund der pandemiebedingt unterbrochenen Lieferketten die Wartezeit für Neuwagen und somit die Nachfrage nach Occasionen. Zum anderen kamen weniger neue Gebrauchtwagen auf den Markt, da weniger schnell fabrikneue Autos gekauft werden konnten.»
E-Autos 50 Prozent teurer
Besonders drastisch ist der Preisanstieg bei reinen Elektroautos, die um 50 Prozent teurer wurden. Kostete ein Stromer im ersten Quartal 2020 auf comapris.ch im Schnitt 34'681 Franken, waren es im dritten Quartal dieses Jahres bereits durchschnittlich 51'878 Franken. Gemäss Andrea Auer ist diese Steigerung jedoch mit Vorsicht zu geniessen: «Der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos ist noch jung und somit sehr dynamisch.» Die Preissteigerung sei vor allem auch auf die rasant wachsende Modellvielfalt im E-Auto-Markt zurückzuführen: Während 2019 E-Autos von 25 Herstellern auf comparis.ch inseriert waren, verzeichnete die Plattform im laufenden Jahr bereits 54 Hersteller mit mindestens einem E-Auto im Angebot (auch interessant: Soll ich trotz drohender Stromkrise noch ein E-Auto kaufen?).
Seit Beginn der Pandemie habe sich das E-Auto-Angebot auf dem Occasionsmarkt zwar fast verdoppelt, bewege sich im Vergleich zum Gesamtmarkt aber immer noch auf tiefem Niveau: Nur 3621 oder knapp zwei Prozent aller Fahrzeuge auf der Plattform seien reine Stromer. Dennoch gehe der Trend klar Richtung Elektroauto, so die Expertin: «Der Elektroauto-Occasionsmarkt wird in den nächsten Jahren markant wachsen.» Eine ähnliche Entwicklung beobachtet Auer bei gebrauchten Hybridfahrzeugen. Hier hätte sich das Angebot sogar mehr als verdoppelt (von 5701 auf 12'420), gleichzeitig sei der Durchschnittspreis um 26 Prozent gestiegen: von 38'612 auf 48'828 Franken.
Weniger Diesel und Benziner
Einen deutlichen Angebotsrückgang verzeichnen hingegen Autos mit Benzin- und Dieselantrieb. Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 werden heute rund acht Prozent weniger gebrauchte Autos mit Benzinmotor angeboten – bei Dieselfahrzeugen sind es sogar 39 Prozent weniger. Doch auch bei den etablierten Technologien stiegen die Preise: bei Benzinern um 18 Prozent auf heute durchschnittlich 28'254 Franken, bei den Dieseln um 22 Prozent auf 53'648 Franken. «Zahlreiche Hersteller setzen künftig auf Fahrzeuge mit E-Motor. Deshalb überrascht es nicht, dass das Angebot von Verbrennern stetig abnimmt», resümiert Andrea Auer.
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