Die Highlights der Geneva International Motor Show 2024
Grosse Renault-Show am Genfer Mini-Salon

Ein grosser Auftritt von Renault und Dacia sowie zwei neue, bald in der Schweiz startende China-Marken: Das sind die Highlights des Autosalons in Genf 2024, der heute Abend nach nur sechs Publikumstagen zu Ende geht. Viele fragen sich: Und wie geht es weiter?
Publiziert: 03.03.2024 um 00:00 Uhr
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Am diesjährigen Autosalon in Genf hatte vor allem Renault seinen grossen Auftritt. Alle anderen renommierten Autohersteller bis auf BYD, MG und Lucid kamen nicht nach Genf.
Foto: zvg.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Früher war alles besser. Das mag nicht immer stimmen, doch was die Anzahl Aussteller und die Themenvielfalt am diesjährigen Autosalon in Genf angeht, trifft es leider zu. Verglichen mit dem zuletzt 2019 vor Corona durchgeführten Autosalon ist die heute schon nach sechs Publikumstagen wieder zu Ende gehende Geneva International Motor Show GIMS 2024 nur noch ein Schatten ihrer selbst. 33 Aussteller – darunter viele Verbände und einige Zulieferer, von den namhaften Autofirmen aber nur Renault und Tochter Dacia, die US-Marke Lucid sowie die beiden chinesischen Hersteller BYD und die SAIC-Tochter MG – präsentieren auf noch rund einem Viertel der ursprünglichen Salongrösse zu deutlich erhöhten Eintrittspreisen ihre Neuheiten.

Nun, Renault kanns egal sein. Die Franzosen nutzten die grosse Showbühne und die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Medienvertreter für die Weltpremiere ihres Renault 5 E-Tech Electric clever. Am gewohnten Standort in Halle 4 dreht sich alles um den neuen retrofuturistischen R5, der gegen Ende Jahr vermutlich mit einem attraktiven Startpreis von unter 25’000 Franken und einer Reichweite bis 400 Kilometer gegen die immer stärker werdende Konkurrenz aus China antreten soll.

Nicht nur schöne Worte, auch Taten

Als vor dreieinhalb Jahren der damals neue Konzernchef Luca de Meo (56) mitten in der Corona-Krise das Steuer der kriselnden französischen Marke übernahm und lauthals die «Renaulution» ausrief und dazu unter anderem die Konzeptstudie des jetzt genau so auf den Markt kommenden R5 Electric zeigte, lächelten viele Insider mitleidig. Sie dachten: Ja, ja, der nächste Versuch, die angeschlagene Marke mit schönen Worten wieder auf Kurs zu bringen.

Doch de Meo liefert auch, statt nur zu labern. Und so gibts bei Renault inzwischen den witzigen Claim: «Revolution ist eine französische Sache.» Der Renault-CEO hat die wichtigen Schlüsselpositionen im Konzern neu besetzt – mit Leuten, die ihr Geschäft verstehen. Zum Beispiel mit Markenchef Fabrice Cambolive (56). Der fleissige Stratege baute einst in der Schweiz die grossen Händlerbetriebe RRG (Renault Retail Group) auf – und tut nun Ähnliches auf internationaler Ebene. Und siehe da: Es geht aufwärts. 2023 schrieb Renault nach dem Verlust im Jahr 2022 wieder schwarze Zahlen und erzielte einen Nettogewinn von rund 2,3 Milliarden Euro. Auch die Produktpalette kann sich sehen lassen. Mit dem kleinen Elektro-R5 startet ein grosser Hoffnungsträger, der bei seiner Präsentation viel positive Kritik erhält. Renault-Markenchef Fabrice Cambolive macht keinen Hehl aus seinen Erwartungen: «Mit dem Zoe ebneten wir das Feld, jetzt möchten wir mit dem R5 ernten.»

Überhaupt schwebt man bei Renault aktuell auf einer Erfolgswolke. Am Pressetag vor der Saloneröffnung wurde in Genf der neue elektrische Renault Scenic E-Tech von einer internationalen Fachjury zum Auto des Jahres 2024 gewählt. Und Luca de Meo hat schon einen weiteren Trumpf bereit: Im Herbst am Pariser Autosalon feiert mit dem neuen R4 der nächste retrofuturistische Renault Weltpremiere – ganz dem aktuellen Trend entsprechend als vielseitiger SUV und rein elektrisch.

BYD und MG wollen die Schweiz erobern

Neben der grossen Renault-Show verblasst der Rest in Genf fast etwas. Zum Beispiel die für unser Land wichtige Entscheidung, dass Chinas grösste Elektromarke BYD zusammen mit der Emil-Frey-Gruppe im Sommer mit dem Verkauf der ersten Modelle in der Schweiz startet. Oder dass mit der SAIC-Tochter MG schon ab Mai ein zusätzlicher China-Player mit preiswerten und attraktiven Modellen auf unserem Markt auftritt. Die elektrischen MG-Fahrzeuge werden über die Astara-Gruppe importiert (u. a. Hyundai, Nissan, KGM, Fiat, Alfa, Jeep) und über ein bis Ende 2025 rund 25 Händler umfassendes Netz vertrieben. Die neue MG-Schweiz-Chefin Nicole Sahlmann (52) hat grosse Ambitionen: «Noch in diesem Jahr möchten wir 1600 MG in der Schweiz verkaufen. Und mittelfristig streben wir einen Marktanteil von drei Prozent an.»

Wie gross der Publikumserfolg des wohl kleinsten Genfer Autosalons in der inzwischen 100-jährigen Geschichte ist, wird sich heute Abend zeigen. Davon, und vom Interesse der Aussteller, hängt die weitere Zukunft der GIMS ab. Immerhin hielt der Bundesrat an seiner Tradition fest und schickte auch heuer mit Albert Rösti (56) ein Ratsmitglied zur offiziellen Eröffnung. Bei seiner Rede sagte der Energieminister dann auch den bemerkenswerten Satz: «Der Schweizer Impact aufs Klima ist mit einem Promille der CO₂-Emissionen zu klein, um Einfluss zu haben. Aber wir können mit dem Export von Schweizer Innovationen ins Ausland viel zum Klimaschutz beitragen.»

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