Design von Red Bull, Geld aus der Schweiz
Die unglaubliche Geschichte des Aston Martin Valkyrie

Das Design stammt aus der Feder von Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey, das Geld für die Entwicklung von zwei St. Galler Ärzten: Die Entstehung des 1176 PS starken Aston Martin Valkyrie ähnelt einem Hitchcock-Thriller. Der Bolide soll die Briten aus der Krise führen.
Publiziert: 07.08.2021 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2021 um 16:20 Uhr
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2016 bestätigt Aston Martin offiziell, an der Entwicklung des Hypercars Valkyrie zu arbeiten.
Foto: Zvg
Andreas Engel

Valkyrie heisst das erste Hypercar des britischen Sportwagenbauers Aston Martin. Noch bevor die ersten von nur 175 Exemplaren auf die Strasse rollen, ranken sich Mythen um diesen fast überirdisch wirkenden Boliden. Das fängt beim Namen an: Valkyrie, zu deutsch Walküre – so wird in der nordischen Mythologie eine Geisteskriegerin bezeichnet, die auf dem Schlachtfeld diejenigen Gefallenen auswählt, die einer letzten Ruhestätte im Götterpalast Walhall würdig sind.

Auto gegen Ferrari, Porsche und Co.

So sagenumwoben wie die Walküren ist auch das Projekt Valkyrie, das im Frühjahr 2016 seinen ersten Akt erlebt. Der britische Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey (59), aus dessen Feder unter anderem die F1-Weltmeisterautos von 2010 bis 2013 stammen, träumt schon lange vom eigenen Strassensportwagen.

Über Umwege erfährt der damalige Aston-Martin-Boss Andy Palmer (58) vom Wunsch des Starkonstrukteurs. Und da das britische Traditionshaus dringend ein konkurrenzfähiges Auto gegen die schier übermächtigen Gegner von McLaren, Ferrari, Porsche und Co. braucht, wird im März 2016 die Kollaboration von Aston Martin und Red Bull Racing offiziell.

St. Galler Händler hilft mit Millionen

Aber: Wie so oft in seiner Geschichte läuft der Luxussportwagen-Bauer finanziell auf dem Zahnfleisch und hatte kaum Geld, das Hypercar-Projekt voranzutreiben. So betreten im zweiten Akt des Valkyrie-Schauspiels die beiden St. Galler Ärzte und Aston-Martin-Händler Andreas Bänziger und Florian Kamelger und ihre Nebula Projekt AG die Bühne. Sie greifen den klammen Briten unter die Arme und sammeln über ihre solvente Kundschaft Millionen, um Entwicklung und Produktion des Valkyrie sowie der technisch verwandten Modelle Valhalla und Vanquish voranzutreiben. Die Bedingung der Ostschweizer: Für jeden verkauften Wagen zahlen die Briten Lizenzgebühren in die Ostschweiz. Aston geht auf den Deal ein.

Der Paukenschlag folgt im vergangenen Juni: Aston Martin teilt mit, alle Verträge mit seinem Ostschweizer Händler zu kündigen – laut offizieller Mitteilung wegen Veruntreuung von bis zu 13 Millionen Franken an Kundengeldern sowie weiterer Einbussen in Höhe von 6 Millionen Franken wegen Verletzung der Händlerrichtlinien. Was wirklich an den Vorwürfen dran ist, wird derzeit von der St. Galler Staatsanwaltschaft geprüft.

Sind die Schweizer zu mächtig geworden?

Eine mögliche Erklärung: Den Briten wurden Bänzinger und Kamelger und ihre AF Cars AG schlicht zu mächtig. Beim St. Galler Händler soll es sich – eigene Aussage – um einen der weltweit stärksten, wenn nicht sogar den stärksten Vertriebspartner von Aston Martin handeln. Aston Martin, bei denen der kanadische Milliardär Lawrence Stroll (62) und Ex-AMG-Biss Tobias Moers (55) seit 2020 die Strippen ziehen, scheint lieber den Rechtsstreit mit den Schweizern und notfalls einen Millionen-Verlust in Kauf zu nehmen, als für jeden Valkyrie Geld nach St. Gallen zu überweisen.

Die Rechnung könnte aufgehen. Nachdem Corona Fertigstellung und Produktion des Hypercars kurzzeitig gestoppt hatte, steht seine offizielle Vorstellung am prestigeträchtigen Concours d'Elegance im kalifornischen Pebble Beach Mitte August kurz bevor. Noch 2021 sollen die ersten Fahrzeuge zur betuchten Kundschaft gelangen.

So schnell wie noch kein Aston zuvor

Per Vertrag haben sich die Käufer verpflichtet, die Autos nicht sofort weiterzuverkaufen – die Walküren auf Rädern sollen keine Spekulationsobjekte werden. Und was bekommt man für den Stückpreis von fast 3,5 Mio. Franken? Klar war, dass der Valkyrie von einem fast prähistorisch wirkenden 6,5-Liter-V12-Saugmotor angetrieben wird. Die Leistungsdaten standen noch aus – jetzt sind sie offiziell: 1014 PS und maximal 740 Nm wuchtet das Monsteraggregat via Siebengang-Getriebe auf die Hinterachse. Hinzu kommt der Schub des Hybrid-Elektromotors mit zusätzlichen 162 PS und 280 Nm. Macht eine Systemleistung von wahnwitzigen 1176 PS bei Formel-1-mässigen 10'500 Umdrehungen pro Minute!

Dem 150 Mal gebauten Valkyrie, der schon wie ein falsch auf öffentliche Strassen abgebogener Le-Mans-Rennwagen aussieht, setzt Aston Martin mit den 25 Exemplaren des AMR Pro dann noch die Krone auf: Der wird noch radikaler auf den Renneinsatz ausgerichtet, gewichts- und aerodynamikoptimiert und von Luxus wie Infotainment und Klimaanlage befreit. Mit bis zu 3,3-facher Erdbeschleunigung soll er durch Kurven jagen, die Karbon-Bremsanlage tritt gar mit bis zu 3,5g in die Eisen. Bis zu 400 km/h sollen drinliegen. Der Valkyrie AMR Pro würde als erster Aston Martin diese Marke knacken – und das mit Abstand. Das wäre dann definitiv geschichtsträchtig.

Schwer beeindruckt
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Der Aston Martin DBS Superleggera:Schwer beeindruckt
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