Bei den SUVs gilt nach wie vor «more is more». Vor allem, wenn das Portemonnaie gut gefüllt ist, freut man sich über Leistungsreserven, falls man sie braucht. Momentan ist die Top-Position bei den Dynamik-Kraxlern hart umkämpft. Der Lamborghini Urus Performante hämmert mit 666 PS (490 kW) über den Asphalt oder durchs Gelände – beim Aston Martin DBX sind es gar 707 PS (520 kW). Jetzt betritt der Range Rover Sport SV den Ring – und auf den ersten Blick ist er mit seinen 635 PS (467 kW) eine Gewichtsklasse unter den beiden Power-Schwergewichten.
Doch bei Biturbo und 635 PS werden Kenner hellhörig. Richtig, der Achtzylinder des neuen Range Rover Sport SV stammt von BMW und verrichtet mit der identischen Leistung im BMW M5 CS seinen Dienst. Nicht die schlechteste Referenz. Zumal die bayerisch-britische Kraftquelle um 60 PS (44 kW) mehr auf die Räder wuchtet als der V8-Kompressor im Vorgänger. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von 800 Nm. Beeindruckende Werte. Kein Wunder, sprintet der Power-Range in nur 3,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und wird bis zu 290 km/h schnell.
Komfortabel und geländegängig
Doch die reine PS-Protzerei liegt den Engländern fern. Ein Range Rover Sport SV soll nicht nur verflixt schnell, sondern auf Wunsch auch komfortabel und geländegängig sein. So will es die Tradition und so verlangt es die bessere Gesellschaft, die sich hinters Steuer des Edel-Briten setzt. Um diesem anspruchsvollen Zielkonflikt gerecht zu werden, haben die Briten fast jede Komponente unter die Lupe genommen. Die ungefederten Massen sind dabei eine Schlüsselkomponente. Also rollt der Range Rover Sport SV auf mächtigen 23-Zoll-Karbonfelgen und vertraut auf Karbonkeramik-Bremsen. Das bringt schon mal rund 60 Kilogramm Gewichtsreduktion.
Das «6D-Dynamics»-Fahrwerk mit Zweikammer-Luftfedern ersetzt die bisherige Wankstabilisierung und spart zusätzliche fünf Kilogramm. Die Dämpfer unterdrücken Wank-, Nick- und Rollbewegungen fast vollständig. Auf ein ähnliches Konzept setzt auch die neue G-Klasse von Mercedes, die ebenfalls in diesem Jahr zum Händler rollt. Ebenfalls erwähnen möchten wir noch die Hinterachslenkung, die die Räder bis 7,3 Grad einschlägt. Passend dazu die deutlich direktere Lenkübersetzung (neu 13,6:1 statt bisher 17,5:1).
Gentleman-Sportler durch und durch
Auf Landstrassen und Autobahnen schlägt sich der Range Rover Sport SV gut. Der Achtzylinder schiebt den knapp 2,5 Tonnen schweren Allradler souverän an und klingt dabei kräftig. Der Sound wird im Dynamic-Fahrmodus mit offenen Auspuffklappen etwas basslastiger, ohne jedoch nervig zu sein. Überholmanöver gehen locker von der Hand, wobei der Aufbau im Dynamic-Programm stabiler ist als in der Comfort-Einstellung. Dort wippt die Karosserie bei Unebenheiten nervöser nach. Bemerkenswert ist, wie komfortabel der Range Rover Sport SV trotz seiner 23-Zoll-Pneus unterwegs ist. Das zeigt, wie gut das Federungskonzept funktioniert.
Grundsätzlich liegt die Fahrgastzelle beim Range Rover Sport SV zehn Millimeter tiefer über dem Asphalt, als das bei den Standard-Varianten der Fall ist. Der SV-Mode, bei dem das Fahrwerk der Dynamik alles unterordnet, schiebt die Karosserie noch weitere 15 Millimeter nach unten und wird dann entsprechend straff.
Die Lenkung agiert aus der Mittellage nicht so nervös wie im BMW X6 M, zeigt aber nicht die verbindlich-präzise Mitteilungsfreude, wie das beim Porsche Cayenne der Fall ist. Bei aller Sportlichkeit kann der Range Rover Sport SV sein Gewicht in schnellen Kurven nicht kaschieren und bleibt mehr Gentleman-Sportler als Bestzeitenjäger.
«Edition-One» bereits vergriffen
Auch im Range Rover Sport SV gehts gewohnt edel zu. Das Leder ist prima verarbeitet. Die Sitze passen uns jedoch nur bedingt – es fehlt an Seitenhalt und als Fahrer thront man etwas zu hoch.
Der Range Rover Sport SV ist momentan nur in der «Edition-One» erhältlich. In der Schweiz wurde die limitierte Auflage ab 242'400 Franken angeboten, ist aber bereits ausverkauft. Wann weitere Exemplare des neuen Range Rover Sport SV in die Schweiz kommen, und zu welchem Preis diese dann angeboten werden, ist aktuell noch nicht bekannt.