Corona-Krise: Bauen Autohersteller jetzt Beatmungsgeräte?
Nur ein Traum von Trump und Tesla

Trump will, Tesla soll: Bauen Automarken in der Corona-Krise Beatmungsgeräte? Bitte keine falschen Hoffnungen: Experten und der führende Schweizer Hersteller der Hightech-Geräte sind sich einig, dass es keinen Sinn macht. Falls es überhaupt ginge.
Publiziert: 26.03.2020 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2021 um 14:15 Uhr
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Moderne Beatmungsgeräte sind Hightech – wie hier von einem der Marktführer, Hamilton Medical aus Bonaduz GR.
Foto: Hamilton-Medical/zVg
Timothy Pfannkuchen

Vielleicht war es damals ein Gerücht, aber es tönt aktuell: Vor Jahren kursierte die Story, in Asien seien Beatmungsgeräte eines renommierten Herstellers täuschend gut kopiert worden. Das sei erst aufgefallen, als Patienten um ein Haar erstickten: Die Betrüger hätten zwar sogar die hochkomplexe Software raubkopiert, aber das Funktionsprinzip nicht verstanden. Ein Alptraum!

Beatmungsgeräte herstellen wollen und können sind eben zwei Dinge – und in der Corona-Krise sollte man nicht mit den Hoffnungen der Menschen spielen.

Trump fordert, Tesla folgt

Aber genau das tun auf Medienwirksamkeit bedachte Köpfe. So forderte US-Präsident Donald Trump (73) vor Tagen Autohersteller auf, Beatmungsgeräte zu bauen, um tödlichen Engpässen wie in Italien bei der Behandlung von Covid-19-Patienten zuvorzukommen. «Ford, General Motors und Tesla haben das Go. Schnell!», twitterte Trump. Und die deutsche AfD wusste: «Die Automobilindustrie wäre in der Lage, Beatmungsgeräte zu produzieren.»

Prompt twitterte ein publikumsbewusster Autoboss zurück: Tesla-Chef Elon Musk (48). «Wir werden Beatmungsgeräte bauen, falls sie knapp werden.» Verglichen zur Tesla- und SpaceX-Technik sei das «nicht schwierig». Zwar könnten sie «nicht sofort gebaut werden.» Aber: «Wir arbeiten daran».

Bündner Marktführer widerspricht

Medizinaltechnik-Experten sind sich einig: Das wird dauern. Zu lange. Falls es denn überhaupt geht: Gut getwittert ist eben längst nicht gut gemacht.

Beatmungsgeräte sind Hightech von darauf spezialisierten Firmen. Und die stellen ja auch nicht mal nebenher Elektroautos her. Wie etwa Hamilton Medical aus Bonaduz GR, einer der Weltmarktführer. Dort arbeiten 500 Mitarbeiter rund um die Uhr und an Wochenenden, um der enormen Nachfrage nach den Geräten so gut wie möglich Herr zu werden. Alleine der Bund hat 900 Stück zusätzlich zu geschätzt bereits 1000 in Schweizer Kliniken bestellt.

«Unsere Beatmungsgeräte von anderen Firmen bauen zu lassen, ist zwar eine interessante Idee, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies kurzfristig helfen wird», erläutert Hamilton-Medical-CEO Jens Hallek (48) gegenüber BLICK. «Die für den Bau benötigten Materialien und Komponenten sind sehr spezifisch. Wenn ein anderer Hersteller die gleichen Teile von den gleichen Lieferanten verwenden würde, würden unsere stärker unter Druck geraten. Also müssten Sie auch die Lieferkette neu erfinden. Kurzfristig ist es einfacher und effizienter, die bereits bestehenden Produktionsanlagen zu erweitern. Wir sind mit anderen Herstellern im Gespräch, die uns dabei unterstützen.»

Hersteller sind sich einig

Hamilton-Konkurrenten wie der deutsche Hersteller Dräger sehen es ähnlich. Die Kerntechnologie heutiger Beatmungsgeräte unterscheide sich «fundamental» von der Autoindustrie, äussert Dräger gegenüber «Mashable.com»: «Die Komplexität, solch einen Herstellungsprozess auszulagern, ist hoch.» Zudem funktioniere dies nur, falls auch Zulieferer ihre Kapazitäten aufstockten.

Der irische Hersteller Medtronic teilt mit, man benötige mehr als nur versierte Techniker und den Wunsch, solche Geräte zu bauen, um sie herzustellen.

Tesla rudert zurück

Prompt rudern nach den dicken Twitter-Sprüchen alle zurück, die sich zu weit vorgewagt hatten. Wie zur Ablenkung von eigenen nur wenige Tage alten Tweets liess der trotz Börsentief 27-fache Milliardär Musk aus China 1255 «Ventilators» (Beatmungsgeräte) einfliegen. Trump twittert nicht mehr in dieser Sache.

Zwar teilen fast alle Autobauer von Fiat über Ford und General Motors bis hin zur französischen PSA mit, man prüfe – und Daimler sei etwa mit Dräger oder Tesla mit Medtronic in Kontakt. Aber die Etablierten äussern sich vorsichtig. Der VW-Konzern etwa teilt mit, man wolle 125 industrielle 3D-Drucker nutzen, um bei Bedarf Bauteile zuzuliefern, könne aber kaum ganze Geräte fertigen.

Experten sagen Nein

Der «Spiegel» zitiert aktuell den Geschäftsführer der AG Medizintechnik beim deutschen Maschinenbauverband. «Bei komplexeren Produkten wie einem Beatmungsgerät halte ich das für nicht realistisch – zumindest nicht in den nächsten Wochen und Monaten», so Niklas Kuczaty. Schon der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Geräts wegen: «Wenn das ausfällt, ist der Patient tot.»

Hinzu kommt noch: Zuerst müssten die Beatmungsgeräte-Hersteller den Autoherstellern alle gut gehüteten Hightech-Geheimnisse verraten.

Das tun, was man kann

Realistischer scheint es da, dass Autohersteller Lieferketten als Zulieferer stärken. Oder einfach das machen, was sie gut können. Genau wie etwa in der Schweiz Ölhersteller Panolin jüngst Desinfektionsmittel, stellt in Deutschland Autositz-Zulieferer Zettl jetzt Atemschutzmasken her. Oder, noch einfacher: VW spendet 200'000, BMW 100'000 Schutzmasken aus eigenen Beständen.

Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
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