Panolin entwickelt eigenes Desinfektionsmittel
Schweizer Öl-Hersteller bekämpft Corona

Der Schweizer Öl-Hersteller Panolin reagiert auf die Corona-Krise: Statt Motor- oder Hydraulik-Öl hat der Familienbetrieb ein Desinfektionsmittel entwickelt, um auszuhelfen. Und wird nun von der Nachfrage überrannt, weshalb nun Ärzte und Spitäler priorisiert würden.
Publiziert: 10.03.2020 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2020 um 08:45 Uhr
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Für einmal kein Geheimrezept: Das Desinfektionsmittel Panolin Cura des Schweizer Ölherstellers Panolin. Damit es schneller geht ...
Foto: zVg
Timothy Pfannkuchen

Für Innovationen kennt man den Schweizer Motorenöl- und Hydrauliköl-Experten Panolin in der Branche schon längst: Der Betrieb in dritter Generation der Familie Lämmle war einst mit biologisch abbaubaren Ölen ein Pionier und hat jüngst zum Beispiel eine Kühlflüssigkeit für Elektroautos entwickelt. Die jüngste Neuheit aus Madetswil ZH überrascht aber:

Um zur Corona-Krise den Mangel an Desinfektionsmitteln zu kompensieren, haben die Chemiker ein eigenes entwickelt: Panolin Cura, ab sofort für Spitäler und Ärzte in Fünfliter-Kanistern (4 kg) erhältlich. Für Private gibts Einliter-Flaschen (35 Fr., www.oilshop.ch) – solange Vorrat. Update (11.03.2020, 18:00 Uhr): Die Einliter-Flaschen seien aufgrund überwältigender Nachfrage und trotz sofortiger Nachproduktion am gestrigen Dienstag nach sechs Minuten (!) erneut ausverkauft gewesen, teilt Panolin mit. Man werde neues Rohmaterial besorgen und in den nächsten Tagen die Menge (ursprünglich waren 800 Liter geplant) erhöhen und möglichst auch nochmals Einliter-Gebinde im Webshop nachlegen, müsse jedoch in dieser Lage leider zunächst vor allem die vordringlichen Besteller aus dem Spital- und Arzt-Bereich priorisieren.

Idee der Mitarbeiter

Mitarbeitende hätten im Labor gefragt, ob man nicht selbst Desinfektionsmittel herstellen könne. «Das haben wir sofort umgesetzt. Die Entwicklung, Formulierung, Erprobung und Herstellung hat einige Tage in Anspruch genommen», sagt CEO Silvan Lämmle (40) – und betont: «Geld verdienen wir damit nicht – im Gegenteil: Der Prozess ist aufwendig, die Menge klein. Aber jetzt gehts nicht um Geld, sondern Gesundheit! Wir wollen die Versorgung aktiv verbessern und kalkulieren keinen Markt-, nur den Produktpreis.»

«Spitäler und Ärzte stehen an erster Stelle», erklärt Panolin-Produktionschefin Sarah Mohr-Lämmle (47), weshalb die für Privatleute verfügbare Menge stark limitiert sei.

Für einmal nicht geheim

Dem Desinfektionsmittel zugrunde liege die jüngste Allgemeinverfügung des Bundes, laut der ausser Apotheken und Co. jeder Desinfektionsmittel herstellen dürfe. Panolin verweist jedoch darauf, dass der Einsatz in Spitälern oder durch Ärzte in deren Verantwortung liege. «Wir sind keine Spezialisten der Virologie», sagt Sarah Mohr-Lämmle: «Auf Anfrage gewähren wir Medizinern daher Einblick in die Formulierung. Ein Novum in der Firmengeschichte!»

«Denn sonst sind die Formeln geheim wie beim Appenzeller Kräuterschnaps», sagt Silvan Lämmle über die hierzulande 90 Mitarbeiter beschäftigende Panolin AG.

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