Chinas Autoindustrie im Wandel
Premium statt Billigkopien

Chinas Autoindustrie bläst zum Angriff. Der nächste Fünfjahresplan der Volksrepublik setzt auf eine duale Strategie: Eigenständigkeit und Angriff auf den Exportmärkten. Dabei könnten die europäischen Autohersteller unter die Räder geraten.
Publiziert: 04.04.2021 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 09:19 Uhr
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Die Autowelt blickt die nächsten Tage gebannt nach Peking.
Foto: ZVG.
Wolfgang Gomoll

In wenigen Tagen blickt die Autowelt gebannt nach Peking. Dann wird der Nationale Volkskongress den nächsten Fünfjahresplan verabschieden und so die wirtschaftlichen Leitplanken der Volksrepublik China bis 2026 definieren. Was dort entschieden wird, dürfte für die globale Branche einschneidende Folgen haben. Schliesslich ist China der grösste Automarkt der Welt – gleichzeitig wollen die chinesischen Autobauer nicht mehr nur in der Heimat erfolgreich sein, sondern auch in Europa und Amerika auftrumpfen.

Diese Ambitionen gehen Hand in Hand mit den Parametern, die im Strategiepapier verankert sein werden. China will weg von der Rolle der günstigen globalen Produktionswerkbank und zunehmend auch bei Hightech-Produkten in der Premiumklasse das Sagen haben. Konzerne wie Huawei, Baidu, Alibaba, Tencent oder Xiaomi geben richtig Gas und versuchen, mit aller Gewalt den Technologievorsprung von Nationen wie Amerika aufzuholen, um sich früher oder später an die Spitze zu setzen.

Mehr Unabhängigkeit

Das wird von der Parteiführung gefordert – und macht aus chinesischer Sicht Sinn.
Denn die aggressive Wirtschaftspolitik der abgetretenen Trump-Regierung samt ihren Handelssanktionen gegen die Volksrepublik hat die Führung des Landes um Staatschef Xi Jinping (67) darin bestärkt, dass Unabhängigkeit ein wichtiges Ziel der chinesischen Wirtschaftspolitik sein muss. Das bedeutet, dass sich die Profitabilität der Unternehmen auch auf die Binnennachfrage stützen soll. Damit dürfte der Gegenwind für BMW, Mercedes, VW & Co. in China zunehmen.

Weg vom Billigimage

Premium ist das neue Ziel der chinesischen Autobauer. Hersteller wie Nio mit der Luxuslimousine ET7, Xpeng mit dem P7 Wing edition und WM Motor mit dem Weltmeister EX6 Plus machen keinen Hehl aus ihren Ambitionen. Günstig für jedermann war gestern. Jetzt soll der zunehmend grosse Hunger der aufstrebenden chinesischen Mittelschicht nach wertigen Statussymbolen aus dem eigenen Land heraus gestillt werden. China will mit aller Macht weg vom Image des günstigen Produzenten für die ganze Welt. «Chinesische Hersteller wie Nio und Xpeng konzentrieren sich stark auf digitale Elemente und kombinieren diese in hohem Masse mit Komfort und intensiver Kundenbetreuung. Das führt zu einer hohen Markenloyalität und Wiederverkaufsrate», weiss Jan Burgard, China-CEO der Beratungsfirma Berylls Strategy Advisors.

Geely machts vor

Geely ist ein Paradebeispiel dafür, wie der chinesische Weg ausschauen soll. Man steigt bei ausländischen Autobauern wie Volvo ein, nutzt deren Know-how oder schliesst Allianzen mit Branchenführern. So geschehen bei Mercedes beziehungsweise deren Tochter Smart, dessen neues Modell in China gefertigt wird. «Wir rechnen damit, dass weitere Premium-Marken in China auf den Markt kommen, die durch individuelle Lösungen einen Wettbewerbsvorteil haben werden», prognostiziert Burgard. Und fasst damit den Trend in Worte, dass die zahlungskräftigen Chinesen sich nicht mehr mit Produkten von der Stange zufriedengeben.

Diese Premium-Offensive verschiedener China-Autobauer in der Heimat ist exemplarisch für den dualen Kurs, der im neuen Fünfjahresplan manifestiert wird. Eigenständigkeit und die daraus resultierende Wettbewerbsfähigkeit befähigen die chinesischen Autohersteller, auch beim Export anzugreifen. Um das zu erreichen, werden die besten heimischen Hersteller und die wichtigen Technologien herausgefiltert, die in Zukunft für einen Erfolg auf dem Automarkt entscheidend sind.

Bei KI noch Defizite

Neben der E-Mobilität sind das Vernetzung und autonomes Fahren. Bei der Kameratechnik, unabdingbar für Roboter-Autos, sind die Chinesen auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz. Mit Algorithmen für die Gesichtserkennung, die man schon in Metropolen wie Shanghai zum Bezahlen nutzen kann, ist die Basis zum autonomen Fahren bereits gelegt. Zur Vernetzung zählen ein schnelles 5G-Netz, bei dem Huawei Weltspitze ist. Und in den Bereichen, wo es noch hakt, etwa bei der künstlichen Intelligenz (KI), fördert der Staat die Bemühungen der einheimischen Unternehmen mit grossen Summen.

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