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Blick lüftet das Geheimnis
China-Marke BYD startet ab Sommer in der Schweiz

Fast alle bekannten Autohersteller schwänzen den diesjährigen Genfer Autosalon. Der grosse China-Konzern BYD ist dagegen vor Ort und nutzt die Plattform für einen grossen Auftritt. Blick weiss: Ab Sommer kann man die ersten BYD-Fahrzeuge bei uns kaufen.
Publiziert: 02.03.2024 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2024 um 16:21 Uhr
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Der chinesische Hersteller BYD nutzt die Absenz der meisten europäischen Hersteller am Genfer Autosalon für einen grossen Auftritt.
Foto: GIMS
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Auf nur knapp einem Viertel der Ausstellungsfläche und bei nur 33 Ausstellern und deutlich weniger Medienvertretern wie sonst ist der Autosalon Genf am Pressetag vor der offiziellen Publikumseröffnung dieses Jahr sehr überschaubar. So entdecken wir unter anderem Marcel Guerry (62), Geschäftsführer Schweiz beim zweitgrössten Schweizer Autoimporteur Emil Frey, auf Salontour. Obwohl die von Emil Frey vertretenen Marken am Salon gar nicht präsent sind.

Neben Renault und Dacia präsentieren sich nur drei weitere Autobauer am Salon: Ausser dem kalifornischen Tesla-Konkurrenten Lucid (auch interessant: Das zeigt Lucid in Genf) noch die beiden chinesischen Anbieter BYD und MG. Ersterer wurde 1995 als Batterie-Start-up gegründet und beschäftigt inzwischen fast 300'000 Mitarbeitende. Seit kurzem ist er die Nummer 2 auf dem chinesischen Markt, mit allein im abgelaufenen Jahr über drei Millionen Neuwagen. Nach erfolgreichem Start in einigen europäischen Märkten wollen die Chinesen ihre Produkte jetzt auch in der Schweiz verkaufen.

Emil Frey übernimmt BYD-Import

Noch während der Neuheiten-Präsentation von BYD und der Ankündigung, dass die Marke Partner der Fussball-EM im Sommer in Deutschland wird, sprechen wir Marcel Guerry auf einen möglichen Importvertrag an. «Der Import von BYD in der Schweiz wäre interessant», gibt der Emil-Frey-Geschäftsführer zu. Und später, in ruhigerer Atmosphäre, lässt Guerry dann die Katze aus dem Sack. «Jawohl», bestätigt er uns, «Emil Frey wird offizieller Importeur für BYD-Fahrzeuge in der Schweiz.»

Damit gelingt der Emil-Frey-Gruppe, die bereits die Marken Toyota, Lexus, Jaguar/Land Rover, Kia, Mitsubishi, Suzuki, Subaru und die Stellantis-Marken Citroën, DS, Peugeot und Opel in die Schweiz importiert, ein weiterer grosser Deal. Denn der chinesische Konzern BYD gilt global als eine ganz grosse (Elektro)-Nummer und hat kürzlich Tesla als weltweit grösster Hersteller reiner Elektrofahrzeuge abgelöst. «BYD hat die grösste Fertigungstiefe, macht von der Batterie bis zur Elektronik alles selbst, ist nicht mit anderen Herstellern verlinkt und hat derzeit wohl die beste Modellpalette aller chinesischen Marken», kommt Guerry ins Schwärmen über den neuen chinesischen Partner.

Start schon im Sommer

Aus Schweizer Sicht interessant: Wann startet der offizielle Verkauf der ersten BYD-Modelle in unserem Land? Allzu viele Details will uns Marcel Guerry am Autosalon zum BYD-Deal noch nicht verraten. Nur so viel: Der frühere Opel-Schweiz-Chef Andreas Bückmann (55) soll BYD-Markenchef in der Schweiz werden und den Vertrieb aufbauen – mit dem sportlichen Ziel, die ersten Fahrzeuge der Chinesen schon diesen Sommer über Schweizer Händler zu vertreiben.

Welche Modelle dies sein werden, können wir vorerst nur spekulieren. Vermutlich aber der in Spanien schon seit letztem September erhältliche 4,29 Meter lange Dolphin – eine günstige und gefällige Schrägheck-Limousine mit viel Platz, drei unterschiedlichen Elektroantrieben (95 PS/70 kW, 177 PS/130 kW und 204 PS/150 kW) und zwei verschiedenen grossen Akkupaketen (44,9 und 60,4 kWh) für Reichweiten bis 420 Kilometer. Aber auch der mit 4,80 Meter Länge grössere Seal mit 313 PS (230 kW) oder 530 PS (390 kW) und bis 570 Kilometer Reichweite passt als Gegenspieler zu VWs ID.7 gut auf unseren Markt. Und vermutlich werden die in Deutschland bereits erfolgreich angebotenen Kompaktmodelle BYD Atto 3, Tang und Han auch bei uns angeboten.

BYD baut Flotte von acht Transport-Schiffen fürs Exportgeschäft

Der Importdeal zwischen BYD und der Emil-Frey-Gruppe zeigt: Die chinesischen Autohersteller bauen ihre Autos nicht nur für den gigantischen Heimatmarkt, sondern zunehmend auch fürs Exportgeschäft.

BYD zum Beispiel hat eben ein eigenes Transportschiff, eine sogenannte Ro-Ro-Fähre mit einer Kapazität von rund 7000 Fahrzeugen in Betrieb genommen. Und das ist erst der Anfang: Sieben weitere solcher Transportschiffe will alleine BYD für die Verschiffung der in China gebauten Autos fürs Exportgeschäft in Betrieb nehmen.

Der grösste chinesische Autoexporteur ist derzeit Chery Automobile. Im vergangenen Jahr hat Chery mit mehr als 900'000 PWs mehr als die Hälfte der total 1,7 Millionen produzierten Autos in andere Länder exportiert. BYD baute 2023 zwar deutlich mehr Autos als Chery (3,03 Millionen PWs), verkaufte davon aber «nur» 240'000 PWs ausserhalb Chinas. Das wird sich wohl bald ändern.

In der Schweiz bleiben Diesel-Fahrzeuge länger stehen. Die Nachfrage nimmt deutlich ab, daher müssen Neuwagen nach dem Zug- oder Schifftransport (Bild) vom Hersteller erst einmal zwischengelagert werden.
BYD setzt künftig eine Flotte von acht Transportschiffen mit einer Kapazität von je 7000 Fahrzeugen fürs Exportgeschäft ein.

Der Importdeal zwischen BYD und der Emil-Frey-Gruppe zeigt: Die chinesischen Autohersteller bauen ihre Autos nicht nur für den gigantischen Heimatmarkt, sondern zunehmend auch fürs Exportgeschäft.

BYD zum Beispiel hat eben ein eigenes Transportschiff, eine sogenannte Ro-Ro-Fähre mit einer Kapazität von rund 7000 Fahrzeugen in Betrieb genommen. Und das ist erst der Anfang: Sieben weitere solcher Transportschiffe will alleine BYD für die Verschiffung der in China gebauten Autos fürs Exportgeschäft in Betrieb nehmen.

Der grösste chinesische Autoexporteur ist derzeit Chery Automobile. Im vergangenen Jahr hat Chery mit mehr als 900'000 PWs mehr als die Hälfte der total 1,7 Millionen produzierten Autos in andere Länder exportiert. BYD baute 2023 zwar deutlich mehr Autos als Chery (3,03 Millionen PWs), verkaufte davon aber «nur» 240'000 PWs ausserhalb Chinas. Das wird sich wohl bald ändern.

Bei uns sicher nicht in den Handel kommt dagegen der in Genf als Europapremiere enthüllte U8 der BYD-Premiummarke Yangwang. Dieser gigantische 5,32 Meter lange Plug-in-Hybrid-Koloss, laut BYD mit 1100 PS der stärkste SUV aller Zeiten, soll gemäss Auskunft von BYD-Pressechef Mike Belinfante nicht nach Europa kommen. Der in nur 3,6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigende Plug-in-Hybride soll wohl in erster Linie die Amis (und Tesla-Chef Elon Musk) beeindrucken. Schliesslich kann der China-Offroader nicht nur wie ein Panzer eine 360-Grad-Wende ausführen, sondern wie ein Amphibienfahrzeug bis zu 1,40 Meter tiefe Gewässer durchwaten. Die Bezeichnung BYD (Build Your Dreams) kommt also nicht von ungefähr.

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