Im Zuge des VW-Dieselskandals mit neuer Motorsoftware nachgerüstete Dieselmotoren der Bauart EA 189 stossen rund 36 Prozent weniger gesundheitsgefährdende Stickoxide (NOx) aus. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsame Untersuchung der Empa und der Universität im englischen York. Für die Studie hatten die Forscher rund 23'000 Fahrzeuge auf britischen Strassen untersucht.
Bis zum September 2015 versicherte der VW-Konzern: Wir und unsere Autos sind sauber. Bis eine Überprüfung der US-Umweltschutzbehörde EPA das Gegenteil bewies. VW hatte mit unzulässiger Motorsoftware auf Prüfständen die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte vorgegaukelt, während die Motoren im realen Betrieb diese deutlich überschritten.
Werden NOx wirklich reduziert?
Eine Folge neben Strafzahlungen, Führungskrise und ruiniertem Diesel-Ruf: Rund elf Millionen betroffene Fahrzeuge mussten mit neuer Software nachgerüstet werden – sonst hätten sie die Betriebserlaubnis verloren. Dabei waren die Wirksamkeit der Nachrüstung und deren Auswirkungen auf Leistung und Verbrauch lange umstritten. Jetzt ist klar: Die Nachrüstung reduziert den Stickoxid-Ausstoss deutlich.
Für die Studie massen die Forscher die Zusammensetzung der Abgasfahnen von rund 23'000 vorbeifahrenden Autos zwischen 2012 und 2018 – also vor und nach dem Dieselskandal. Per Kennzeichenscan und Abgleich mit dem Fahrzeugregister liessen sich dabei 4053 Autos mit Motoren EA 189 identifizieren. Im Vorher-Nachher-Vergleich stiessen PW mit dessen 1,6-Liter-Version im Schnitt über 36 Prozent weniger NOx aus; beim Zweiliter waren es rund 22 Prozent weniger.
Einzelne Autos schneiden noch besser ab
Für das Einzelfahrzeug dürfte der Wert sogar noch tiefer liegen: Während in der Schweiz die Nachrüstung ein Muss war und VW-Importeur Amag diese auch bei allen betroffenen Autos vorgenommen hat, wurden in Grossbritannien nur 70 Prozent freiwillig nachgerüstet. Nicht umgebaute Autos drücken also den durchschnittlichen NOx-Wert noch nach oben. Ausserdem wurden die Messungen 2018 bei deutlich kälterem Wetter vorgenommen. Das steigert den NOx-Ausstoss noch zusätzlich.
Während die Software-Nachrüstung also offenbar Wirkung zeigt, hat der VW-Konzern noch immer an den Folgen des Dieselskandals zu beissen. Am Montag hat der deutsche Bundesgerichtshof entschieden, dass Volkswagen die Käufer der betroffenen Dieselfahrzeuge «vorsätzlich sittenwidrig» geschädigt habe und den Kaufpreis zurückerstatten müsse. Im konkreten Fall erhält ein Sharan-Fahrer so nach Abzug eines Betrags für gefahrene Kilometer 25'600 Euro zurück. Bis zu 60'000 ähnliche Verfahren sind in Deutschland noch offen.