BfU wertet Massnahmen zur Verkehrssicherheit aus
Tempo-30-Zonen verhindern viele schwere Unfälle

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU hat analysiert, wie sich unterschiedliche Anpassungen der Strasseninfrastruktur auf die Verkehrssicherheit auswirken. Ein Ergebnis: Die umstrittenen Tempo-30-Zonen führen zu massiv weniger schweren Unfällen.
Publiziert: 28.03.2023 um 05:29 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2023 um 22:43 Uhr
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Um exakt nachzuweisen, welche Massnahmen die Verkehrssicherheit wie stark erhöhen, hat die BfU 2014 das digitale Erfassungssystem Mevasi ins Leben gerufen.
Foto: BFU
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Dass strengere Tempolimits zu mehr Sicherheit auf unseren Strassen führen, damit hätte man zumindest rechnen können. Doch wie wirkt es sich aus, wenn man die Strassen umgestaltet, zum Beispiel Velostreifen anlegt oder Einmündungen in Kreisel umbaut? Welchen Effekt haben solche Massnahmen auf die Verkehrssicherheit? Das hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU jetzt ausgewertet.

Im Jahr 2014 hat sie die digitale Datenbank Massnahmenevaluation Strasseninfrastruktur – oder kurz MEVASI (siehe Box) – ins Leben gerufen. Auf dieser Web-Plattform sind schweizweit mittlerweile 2500 realisierte Infrastrukturmassnahmen im Strassennetz in 28 Kategorien erfasst. Dazu gehören unter anderem bauliche Anpassungen der Strassenflächen, Änderungen bei Markierungen und Signalisierung und der Ausbau der Beleuchtung.

BfU-Direktor Stefan Siegrist über das MEVASI-Projekt

Seit 2019 ist Stefan Siegrist (61) Direktor der BfU: «Infrastrukturmassnahmen für die Verkehrssicherheit sind oft teuer und aufwendig umzusetzen.» Für die Entscheidung für solche Massnahmen sei es daher von besonderer Bedeutung, dass sie ökonomisch vertretbar sind und einen maximalen Sicherheitsnutzen haben. Das Projekt «Massnahmenevaluation Verkehrsinfrastruktur MEVASI» solle genau dafür die nötigen Entscheidungsgrundlagen liefern und die Verantwortlichen in Kantonen und Gemeinden so unterstützen.

Doch für einige der erfassten Massnahmen sei die Datenbasis für eine Beurteilung noch zu gering: «Neue Massnahmen werden erst in der Zukunft erfasst, und bestehende müssen anhand des sich wandelnden Unfallgeschehens neu beurteilt werden.» Heisst: Je länger in MEVASI Projekte zur Verbesserung der Verkehrssicherheit erfasst und untersucht werden, umso besser wird die Datengrundlage.

Seit 2019 ist Stefan Siegrist (61) Direktor der BfU: «Infrastrukturmassnahmen für die Verkehrssicherheit sind oft teuer und aufwendig umzusetzen.» Für die Entscheidung für solche Massnahmen sei es daher von besonderer Bedeutung, dass sie ökonomisch vertretbar sind und einen maximalen Sicherheitsnutzen haben. Das Projekt «Massnahmenevaluation Verkehrsinfrastruktur MEVASI» solle genau dafür die nötigen Entscheidungsgrundlagen liefern und die Verantwortlichen in Kantonen und Gemeinden so unterstützen.

Doch für einige der erfassten Massnahmen sei die Datenbasis für eine Beurteilung noch zu gering: «Neue Massnahmen werden erst in der Zukunft erfasst, und bestehende müssen anhand des sich wandelnden Unfallgeschehens neu beurteilt werden.» Heisst: Je länger in MEVASI Projekte zur Verbesserung der Verkehrssicherheit erfasst und untersucht werden, umso besser wird die Datengrundlage.

Für sieben der 28 beurteilten Massnahmenkategorien konnten die Forschenden nun erstmals eine exakte Datenanalyse vornehmen, um deren Wirksamkeit für die Verkehrssicherheit fundiert zu bewerten. Die sieben untersuchten Massnahmen sind im Einzelnen:

  1. Anbringen einer Mittellinie (Demarkierung)
  2. Umgestalten von Einmündungen in Kreiseln
  3. Markieren von Velostreifen
  4. Schaffen von Begegnungszonen
  5. Einführen von Tempo-30-Zonen
  6. Anbringen von schwarz-weissen Leitpfeilen in Kurven
  7. Reduktion des Tempolimits

Tempolimits zeigen Wirkung

Drei Massnahmen zeigten dabei eine besonders positive Wirkung auf das Unfallgeschehen. Mit Abstand am grössten ist die Datengrundlage für Tempo-30-Zonen: Fast 600 solche Zonen konnte die BfU im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit auswerten. Eindeutiges Ergebnis: Die Anzahl schwerer Unfälle hat im Untersuchungszeitraum im Durchschnitt um 38 Prozent abgenommen! Bei einer Reduktion des Tempolimits ist die Anzahl schwerer Unfälle sogar noch stärker zurückgegangen (40 Prozent).

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Einzelne Massnahmen haben einen unfallreduzierenden Effekt von über 60 Prozent
Stefan Siegrist, Direktor BfU
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Einen deutlichen Rückgang schwerer Unfälle (63 Prozent) bewirken auch die Umgestaltung von Kreuzungen und Einmündungen in Kreisel sowie das Anbringen von schwarz-weissen Leitpfeilen in Kurven. Noch grössere unfallreduzierende Effekte erzielen das Anbringen von Mittellinien und die Markierung von Velostreifen – je nach Modellberechnung 73 bis 78 Prozent.

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