Jede Krise hat ihre Gewinner. Bei der Corona-Pandemie sind das ohne Zweifel die Anbieter von Auto-Abos, bei denen Kunden ein Auto wie das eigene nutzen, es aber kurzfristiger als etwa beim Leasing wieder zurückgeben können. Eines der Unternehmen ist Carify. Schon im März, kurz nach Ausbruch des Coronavirus in der Schweiz, sagt Gründer Raffael Fiechter (36) zu BLICK: «Wir spüren einen regelrechten Ansturm von Privatpersonen und Unternehmen, die unsicher sind und vom Zug ins Auto wechseln wollen».
Zu den mittlerweile fast 1000 regelmässigen Usern der Carify-Auto-Abos dürften jetzt nochmals deutlich mehr dazukommen. Gestern Abend strahlte der Schweizer Privatsender TV24 die fünfte Folge der aktuellen Staffel der Erfolgssendung «Die Höhle der Löwen Schweiz» aus. Mit dabei: Fiechter und Carify-Co-Gründer Sergio Studer, die bei den Löwen um ein Investment und unternehmerische Unterstützung für die Carify-Geschäftsidee buhlen.
Das Problem mit dem Fiat
Vor der Aufzeichnung läuft es alles andere als rund: «Wir waren sehr nervös und konnten kaum schlafen», erzählt Fiechter mit einem mittlerweile entspannten Lächeln. «Wir hatten extra für die Sendung einen alten Fiat Cinquecento rausgeputzt, um ihn als Deko während der Show für unseren Auftritt zu nutzen.» Was die beiden nicht wissen: Im Studio sind Fahrzeuge aus Feuerschutzgründen nur zulässig, wenn keinerlei Benzin im Tank ist. «Und so mussten wir noch kurz vor Beginn der Aufzeichnung das Benzin aus dem Tank des 500ers abpumpen.»
Trotz grosser Nervosität samt einigen Versprechern im heissen Scheinwerferlicht und der Angst vor einer möglichen Abfuhr durch die fünf Juroren pokern die Jungunternehmer hoch: Studer und Fiechter verlangen ein Investment von 500'000 Franken – im Gegenzug treten sie eher magere 10 Prozent Anteile ihres Unternehmens ab. Doch was dann folgt, hat es so in der Höhle der Löwen noch nie gegeben: Die Juroren überbieten sich immer wieder gegenseitig, mehrere von ihnen wollen in Carify investieren – am Ende sacken die Zürcher 900'000 Franken ein, aufgeteilt auf die drei Löwen Roland Brack, DJ Antoine und Bettina Hein. Ein Wahnsinns-Deal!
Europa ist das Ziel
Da die Sendung bereits Ende Februar, kurz vor Ausbruch der Pandemie, aufgezeichnet wurde, stand die Zusammenarbeit mit den Löwen seither still. «Bei der nächsten Finanzierungsrunde wird das Geld dann aber einfliessen, ebenso wie das grosse Know-how unserer Löwen», erklärt Raffael Fiechter. Während Roland Brack mit seinem Unternehmen brack.ch viel Erfahrung bei der Logistik einbringt und Musiker DJ Antoine besonders beim Thema PR ein ausgewiesener Experte ist (Fiechter: «Er ist ein wahrer PR-Tausendsassa»), weiss Bettina Hein ganz genau, wie man ein junges, auf Technologie beruhendes Start-up aufbaut: Die St. Gallerin gründete bereits mehrere Software-Unternehmen wie Pixability und Helloyello und wurde dafür schon mit dem «Entrepreneur of the Year»-Award in den USA ausgezeichnet.
An Kapital und Know-how dürfte es Carify also für die Zukunft nicht fehlen. Und so sagt auch Raffael Fiechter alles andere als schweizerisch bescheiden, was die Ziele seines Start-ups sind: «Wir wollen in den nächsten Jahren zum grössten Auto-Abo-Anbieter in Europa werden!»