«Stadtgeländewagen». So bezeichnet die Axa die Fahrzeugklasse der sogenannten Sport Utility Vehicles – oder kurz SUV. Auch wenn deren Besitzer mit grosser Sicherheit höchst selten im unwegsamen Gelände unterwegs sind. Die höhergelegten Alleskönner sind bei uns beliebt wie nie – 2019 konnten 43 Prozent aller in der Schweiz neu zugelassenen Autos in diese Kategorie eingeteilt werden.
Und auch bei der Axa, dem grössten Motorfahrzeugversicherer der Schweiz, wächst die Zahl der versicherten SUVs rapide: Innerhalb von zehn Jahren hat sich ihr Anteil am Gesamtbestand von 10 auf über 20 Prozent mehr als verdoppelt. Und das hat auch einen Einfluss auf die Unfallzahlen, wie die Leiterin der Unfallforschung bei der Axa, Bettina Zahnd, erklärt: «Geländewagen verursachten im Jahr 2019 im Schnitt knapp 10 Prozent mehr Haftpflichtschäden als andere PWs.»
Grosses Auto, grosse Folgen
Noch signifikanter ist der Unterschied bei grossen SUV mit mehr als 2155 Kilo Leergewicht: Diese waren im letzten Jahr sogar für 27 Prozent mehr Haftpflichtschäden als andere Autos verantwortlich. Die simple Schlussfolgerung: Je grösser und schwerer ein SUV ist, desto häufiger verursacht er eine Kollision. Dabei sind auch die Folgen für andere Verkehrsteilnehmer oftmals gravierender als bei anderen Fahrzeugen: «Dies hängt mit der Grösse und dem Gewicht der SUVs sowie der Höhe des Schwerpunkts und der Stossstange zusammen», so Bettina Zahnd. «Bei herkömmlichen PWs ist die Stossstange fast immer auf derselben Höhe, bei einem Unfall können sie ihre Wirkung deshalb voll entfalten. Bei einer Kollision zwischen einem normalen Auto und einem SUV ist dies nur bei zwei Dritteln der Fall.»
Crashtest zeigt Auswirkungen
Welche Folgen solch ein Crash haben kann, zeigt der Versuch der Axa-Unfallforscher: Ein von links mit 60 km/h kommender grosser SUV übersieht einen von rechts aus einer Seitenstrasse einbiegenden Kombi, in dem sich hinter dem Fahrer auch ein Kind im Kindersitz befindet. Durch die hohe Karosserie und die leicht keilförmige Front des SUV wird der Kombi an der linken Seite stark beschädigt, insbesondere die Hintertür massiv eingedrückt.
Zwar werden sowohl das Kind wie auch der Fahrer von den Seitenairbags geschützt, dennoch bleibt wenig Platz, um die Kräfte abzufedern. Die Folge: Das Kind schlägt mit Kopf und linker Körperseite heftig an der Sitzschale auf, der Fahrer prallt innen an die Fahrertür. Während der Crash für die beiden Insassen des Kombis wahrscheinlich im Spital geendet hätte, sind beim SUV-Fahrer höchstens leichte Verletzungen zu erwarten.
BLICK: Warum sind SUVs bei uns so beliebt?
Bettina Zahnd: In einer von uns durchgeführten Mobilitäts-Studie unter 1000 Schweizerinnen und Schweizern gehören zu den Kaufgründen für SUVs die Grösse, also der Alltagsnutzen, die höhere Sitzposition, die Geländetauglichkeit, der Komfort und allgemein die höhere Sicherheit der Fahrzeuge. Und 90 Prozent der Besitzer würden sich gemäss der Studie auch wieder für einen SUV entscheiden.
Sind sich SUV-Fahrer bewusst, dass sie häufiger Unfälle und Schäden verursachen?
Nein, offenbar nicht, denn 90 Prozent der SUV-Fahrer beurteilen sich selbst als sichere Verkehrsteilnehmer und signifikant bessere Autofahrer. Das allerdings widerlegt unsere Statistik. Die Erkenntnis, dass von ihnen eine höhere Unfallgefahr ausgeht, wäre aber wichtig, damit die Lenker umsichtiger und vorausschauender fahren. Ausserdem empfehlen wir, beim Kauf eines SUVs eine möglichst breite Palette an Fahrassistenzsystemen zu ordern und diese auch effektiv zu nutzen.
Wie werden SUVs von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen?
Fast 50 Prozent der Autofahrer, die selbst keinen SUV fahren, sind der Meinung, dass Geländewagen gefährlich für die anderen Verkehrsteilnehmer sind. Ein Drittel dieser Lenker gibt ausserdem an, sich unsicherer zu fühlen, wenn ein SUV hinter ihnen fährt.
BLICK: Warum sind SUVs bei uns so beliebt?
Bettina Zahnd: In einer von uns durchgeführten Mobilitäts-Studie unter 1000 Schweizerinnen und Schweizern gehören zu den Kaufgründen für SUVs die Grösse, also der Alltagsnutzen, die höhere Sitzposition, die Geländetauglichkeit, der Komfort und allgemein die höhere Sicherheit der Fahrzeuge. Und 90 Prozent der Besitzer würden sich gemäss der Studie auch wieder für einen SUV entscheiden.
Sind sich SUV-Fahrer bewusst, dass sie häufiger Unfälle und Schäden verursachen?
Nein, offenbar nicht, denn 90 Prozent der SUV-Fahrer beurteilen sich selbst als sichere Verkehrsteilnehmer und signifikant bessere Autofahrer. Das allerdings widerlegt unsere Statistik. Die Erkenntnis, dass von ihnen eine höhere Unfallgefahr ausgeht, wäre aber wichtig, damit die Lenker umsichtiger und vorausschauender fahren. Ausserdem empfehlen wir, beim Kauf eines SUVs eine möglichst breite Palette an Fahrassistenzsystemen zu ordern und diese auch effektiv zu nutzen.
Wie werden SUVs von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen?
Fast 50 Prozent der Autofahrer, die selbst keinen SUV fahren, sind der Meinung, dass Geländewagen gefährlich für die anderen Verkehrsteilnehmer sind. Ein Drittel dieser Lenker gibt ausserdem an, sich unsicherer zu fühlen, wenn ein SUV hinter ihnen fährt.
Expertin mahnt
Auch zwei weitere Crashtests, in denen je ein Lenker auf einem E-Trottinett sowie ein Kind auf einem Velo mit einem SUV kollidieren, zeigen: Lenker in grossen, hohen und schweren Geländewagen tragen ein deutlich tieferes Verletzungsrisiko als kleinere, und schlecht geschützte Verkehrsteilnehmer. Dieser Verantwortung sollten sich SUV-Eigner bewusst sein, mahnt Bettina Zahnd: «Gerade weil ein solches Auto dank seiner Grösse und seines Gewichts ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, ist es wichtig, dass die Fahrer das Risiko, das sie selbst darstellen, richtig einschätzen und aufmerksam unterwegs sind.»