Am Anfang seiner Geschichte steht donnernder Applaus: An der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt (D) 1995 wird der Audi Coupé Quattro TT zum bejubelten Star. Besucherinnen drängeln sich um die Konzeptstudie – die Fachpresse feiert die runden, modernen Formen des Designs. Und der Name? TT steht für «Tourist Trophy» und wurde vom traditionellen Motorradrennen Isle of Man TT abgeleitet.
Nach der Premiere dauert es noch drei Jahre, ehe sich der Audi-Vorstand dazu durchringt, den kompakten Sportwagen als Serienmodell auf die Strasse zu bringen. Da der Audi TT sich mit dem Golf IV die Technik teilt, geben die Kosten-Bedenkenträger im VW-Konzern ihr Einverständnis und so rollt der erste Serien-TT 1998 vom Band.
«Viel zu gefährlich»
Erneut prasselt Applaus auf den Neuling nieder: «Auto Europe», die grösste Autozeitschriftengruppe des Kontinents, wählt den Audi TT 1999 zur besten Neuerscheinung des Jahres. Als im selben Jahr der TT Roadster das Duo komplettiert, scheint der Erfolg vorprogrammiert.
Doch der Segen der puristischen Formsprache erweist sich in bestimmten Fahrsituationen als Fluch: Durch fehlenden Abtrieb an der Hinterachse entwickelt das rundliche Heck bei höherem Tempo ein gefährliches Eigenleben. Einige TTs enden in Leitplanken, die Kritik an den Fahreigenschaften des Sportlers werden unüberhörbar.
Es kann nur besser werden
Audi setzt zunächst auf Arroganz – beim TT handele es sich eben um einen Sportwagen, mit dem man auch zurechtkommen müsse. Als dann selbst Rallye-Ikone Walter Röhrl (76) den Audi TT mit den Worten «nicht schlecht, aber für den normalen Menschen viel zu gefährlich!» beschreibt, muss der Hersteller handeln und die bereits ausgelieferten Fahrzeuge nachbessern.
Das Aufrüstungs-Paket besteht aus neuen Querlenkern an der Vorderachse, dickeren Stabilisatoren, strafferen Dämpfern und einem kleinen Spoiler am Heck. Das Fahrverhalten verbessert sich, doch ganz können die Massnahmen das auskeilende Heck nicht bändigen. Also muss die nächste Deeskalationsstufe gezündet werden: Im Jahr 2000 bietet Audi den Einbau eines ESP an, mit dem das Schleudern verhindert werden soll. Trotz der schweren Geburt verkauft Audi bis zum August 2006 genau 178'765 Coupés sowie 90'733 Roadster der ersten Generation, die heute als Design-Meilensteingilt.
Aus Fehlern lernt man
Im Herbst 2006 rollt die zweite Generation des Audi TT aufs Feld. Das Design orientiert sich am Vorgänger, kommt aber moderner und straffer daher. Die Plattform teilt sich der TT wieder mit VW Golf V, sowie Audi A3 und VW Touran. Mit dem Modellwechsel tut sich aber technisch einiges. Audi hat aus den Fehlern gelernt: Zur neu entwickelten Vorderachse gibts eine Mehrlenker-Hinterachse und um den Heckabtrieb bei schnellerer Fahrt zu erhöhen, fährt ab 120 km/h bei Cabrio und Coupé automatisch ein Heckspoiler aus. Doch trotz all der technischen Verbesserungen erreicht der Audi TT II nicht die Verkaufszahlen des Vorgängers: Am Ende sinds im Jahr 2014 89'684 Coupés und 48'808 Roadster.
Antrieb 2,5-l-R5-Turbobenziner, 400 PS (294 kW), 480 Nm@1700–5850/min, 7-Gang-Doppelkupplung, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,7 s, Spitze 280 km/h
Masse L/B/H 4,20/1,83/1,35 m, Leergewicht 1515 kg, Laderaum 305 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 9,1 l /100 km, 207 g/km CO₂-Ausstoss, Energieeffizienz nicht bekannt
Preis längst schon ausverkauft
Antrieb 2,5-l-R5-Turbobenziner, 400 PS (294 kW), 480 Nm@1700–5850/min, 7-Gang-Doppelkupplung, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,7 s, Spitze 280 km/h
Masse L/B/H 4,20/1,83/1,35 m, Leergewicht 1515 kg, Laderaum 305 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 9,1 l /100 km, 207 g/km CO₂-Ausstoss, Energieeffizienz nicht bekannt
Preis längst schon ausverkauft
Der Höhepunkt ist erreicht
Die Blütezeit erlebt der Kompakt-Sportler dann in der dritten und letzten Generation: Als auf dem Genfer Autosalon 2014 das Tuch des Audi TT III gezogen wird, ahnt noch keiner, dass diese Generation die letzte wird. Der VW-Dieselskandal und der Schwenk zur Elektromobilität ist noch weit weg. Und bei Technik und Bedienkonzept scheint der Neue auf der Höhe der Zeit. Von der dritten Generation wurden bis und mit letztem Jahr 154'569 Stück produziert.
Der Vollstrecker, der 2019 auf der Hauptversammlung des VW-Konzerns das Ende des Audi TT verkündet, heisst Bram Schot (62) und ist zu dieser Zeit im Vorstand des Konzerns. Ende 2023 läuft nun der letzte TT vom Band – Verbrenner haben keine Zukunft mehr bei allen Marken des VW-Konzerns. Doch es geht spektakulär zu Ende: Eine auf 100 Exemplare limitierte Sonderauflage namens Audi TT RS Coupé Iconic Edition soll für einen tosenden Abschiedsapplaus sorgen.