Alarmierende Ergebnisse vom TCS
Die Hälfte der Fussgängerstreifen ist mangelhaft

Fussgängerstreifen sollen Passanten helfen, sicher die Strasse zu überqueren. Ein Test des TCS zeigt nun eine andere Realität: Die Hälfte der Übergänge weisen teils gravierende Mängel auf.
Publiziert: 21.11.2024 um 15:49 Uhr
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Fussgängerstreifen sind in Schweizer Ortschaften allgegenwärtig.
Foto: Pius Koller

Auf einen Blick

  • Fast 1000 Unfälle auf Schweizer Fussgängerstreifen 2023
  • Im TCS-Test fallen fast die Hälfte der Übergänge durch
  • Hauptgrund für schlechte Ergebnisse ist die Sichtbarkeit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Denis FriedRedaktor Auto & Mobilität

Die gelben Streifen auf Asphalt prägen in der Schweiz das Strassenbild und haben eine extrem wichtige Funktion. Denn die wohl grösste Gefahr, der sich Fussgänger täglich aussetzen, ist die Überquerung stark befahrener Strassen. Wenn die sichersten Lösungen – Unterführungen oder Fussgängerbrücken – nicht möglich sind, bleiben nur noch die bekannten gelben Streifen übrig.

Dass diese aber keinen garantierten Schutz vor Unfällen bieten, zeigt ein Blick in die Unfallstatistik: 2023 verunglückten schweizweit 974 Personen beim Überqueren von Fussgängerstreifen. 212 davon verletzten sich schwer, 24 Personen verloren ihr Leben. Eine tragische Statistik, sollen die signalisierten Wege doch genau vor solchen Unfällen schützen.

105 Fussgängerstreifen im Test

Wie es um die Sicherheit der Schweizer Fussgängerstreifen steht, hat der TCS nun untersucht. Getestet wurden 105 Übergänge ohne Ampeln rund um die Bahnhöfe Freiburg, Montreux, Biel, Olten, Baden, Zug und St. Gallen. Die Bahnhöfe wurden gewählt, weil die Fussgängerdichte dort besonders gross ist, was bei gefährlichen Fussgängerstreifen auch die Unfallwahrscheinlichkeit erhöht. Mit den Standorten in mittelgrossen Agglomerationen könne die Realität vieler Bahnhöfe in kleineren Ortschaften besser abgebildet werden, so der TCS.

Die Notenskala reichte von «vollständig konform» bis zu «defizitär». Grundlage für die Bewertung waren die Kriterien des schweizerischen Verbands der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS). Darin enthalten sind unter anderem die Sichtbarkeit, Wahrnehmungsdistanz für Autos und Velos und auch die Breite und Anzahl überquerter Fahrspuren.

Erschreckende Ergebnisse

Die Resultate des TCS-Tests sind beunruhigend: Von den 105 getesteten Übergängen waren lediglich 19 «konform» oder hatten kleinere Mängel, 39 waren zumindest noch «ausreichend». Ein Grossteil, 50 Fussgängerstreifen, waren aber mangelhaft und bekamen die Note «defizitär». In Biel waren das 11 von 15 getesteten Übergängen, in Montreux, Olten und Baden 8 von 15. Am besten schnitt Zug ab, wo 8 Streifen die Bewertung «konform» erhielten oder lediglich kleinere Mängel aufwiesen.

Der Grund für die schlechten Resultate ist laut TCS klar die Sichtbarkeit. Von den 50 mangelhaften Übergängen hatten 48 eine ungenügende Note in diesem Kriterium. Für Fussgänger ist das besonders gefährlich, denn dies bedeutet, dass die Streifen von einem Fahrzeug aus nicht ausreichend zu sehen sind. 

Historische Begründung

Der TCS stellt nun seine Befunde mittels eines technischen Berichts den Städten zur Verfügung. Enthalten sind dort auch konkrete Empfehlungen zur Erhöhung der Sicherheit. Dabei wird jedoch angemerkt, dass die Ergebnisse in ihren urbanen Kontext einzuordnen sind und eine historische Erklärung haben.

Die Bahnhöfe wurden in unmittelbarer Nähe der Stadtzentren gebaut, bevor die Automobilnutzung auf den öffentlichen Strassen die heutige Masse erreichte. Durch ihre Lage in sehr dicht besiedeltem Gebiet mussten Lösungen für Fussgänger oft nachträglich ins Stadtbild miteingebunden werden. Durch mangelnden Platz waren dann oft nur Kompromisse möglich. Bleibt abzuwarten, ob durch die Ergebnisse zumindest in der Ausschilderung und Signalisierung Taten folgen, um die Unfallzahlen in Zukunft signifikant zu verringern.

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