Wer schon mal in einem Elektroauto im Winter unterwegs war, der weiss: Kälte ist nicht der beste Freund der Batterie. Je nach Fahrzeug sinkt die Reichweite bei eisigen Temperaturen um 20 bis 50 Prozent! Deshalb kann man die von Nissan geplante «Pole to Pole»-Expedition durchaus als waghalsig bezeichnen. Zusammen mit seiner Frau Julie bricht der britische Abenteurer Chris Ramsey Anfang März auf eine über 27'000 Kilometer lange Reise vom Nord- zum Südpol auf. Eisige, schneeverschneite Gefilde erwarten die beiden genauso wie steile Berghänge, anspruchsvolle Schotterpisten und unwirtliche Wüstenlandschaften mit starker Hitze.
Um zu beweisen, dass E-Autos auch mit solchen Extrembedingungen zurechtkommen, dient als Expeditionsfahrzeug ein handelsüblicher Nissan Ariya mit originalem Antriebsstrang und serienmässiger Batterie. Das gewählte Topmodell des Ariya verfügt über Allradantrieb mit 225 kW (306 PS) Systemleistung und kommt mit seinem 87-Kilowattstunden-Akku theoretisch bis zu 498 Kilometer weit.
Gerüstet für extremes Gelände
Grösste Unterschiede zum Serienfahrzeug sind die angepasste Aufhängung und die verbreiterten Radkästen, damit die riesigen 39-Zoll-Spezialreifen von Hersteller BF Goodrich darin Platz finden. Original sind am Ariya maximal 20-Zöller aufgezogen. Die Umbauten, die gemeinsam mit den Expeditionsspezialisten von Arctic Trucks umgesetzt wurden, sollen gemäss Nissan «die Fahrt über extremes Gelände bei maximalem Komfort und Kontrolle ermöglichen.»
Aufladbare Energiequelle
Als Innovation sei eine «tragbare, aufladbare Energiequelle» an Bord, mit der das E-Auto in den Polarregionen mit Strom versorgt werden soll. Ob es sich dabei um eine Art Powerbank handelt oder um einen Generator, der notfalls auch mit fossiler Energie betrieben werden kann, dazu macht Nissan keine genaueren Angaben. In den Fahrpausen sollen eine leicht zu verstauende Windturbine und Solarzellen grüne Energie für die Fahrbatterie produzieren.
Mit der selbst produzierten Energie kann der bekennende Kaffeeliebhaber Chris Ramsey zudem die im Auto integrierte Espressomaschine betreiben, die laut dem Abenteurer dabei helfen soll, sich auch auf langen und einsamen Abschnitten der Mega-Tour auf die Strasse zu konzentrieren. Die Fahrt wird mit einer Kamera-Drohne dokumentiert, die direkt von einer Versorgungseinheit auf dem Dach aus gestartet werden kann.
Einzigartige Expedition
Die Planung und Vorbereitung der Expedition habe in den letzten vier Jahren einen grossen Teil ihres Lebens in Anspruch genommen, so Expeditionsleiter Chris Ramsey. Beide könnten den Start ihrer Tour kaum abwarten, erklärt Ehefrau Julie: «Ich bin schon sehr aufgeregt, wenn ich daran denke, dass es im März nun endlich losgeht. Wir werden unterwegs so viele interessante Initiativen von Gemeinden und Einzelpersonen entdecken, die alle verschiedene Massnahmen gegen den Klimawandel ins Leben gerufen haben, und ich freue mich darauf, diese Erfahrungen und Geschichten mit der Welt zu teilen. Wir wagen etwas, was noch nie jemand zuvor versucht hat, und das macht diese Expedition letztlich so spannend.»