100 Millionen Verlust und kein Kapital mehr
Das Aus fürs Solarauto Sion

Nach über 100 Millionen Euro Verlust in den ersten neun Monaten dieses Jahres braucht das deutsche Start-up Sono Motors frisches Geld für sein Solarauto-Projekt Sion. Sonst droht ihm das Aus.
Publiziert: 25.12.2022 um 13:07 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2023 um 10:01 Uhr
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Sono Motors hat mit seinem Solarauto-Projekt Sion die Kurve nicht geschafft.
Foto: zVg
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Sono Motors zählte einst zu den Lieblingen der Investoren. Seit 2016 konnten die Münchner Gründungsmitglieder und Co-Geschäftsführer Laurin Hahn und Jonas Christians nach eigenen Angaben 400 Millionen Euro Kapital sammeln. Doch inzwischen ist der Aktienkurs von einst über 20 auf zuletzt weniger als einen Euro gefallen. 

Das geplante Solarauto Sion hätte schon 2019 in Serie gehen sollen – Blick fuhr 2017 einen Prototyp. Doch gab es immer wieder Rückschläge. «Und auch Managementfehler», wie Laurin Hahn und Jonas Christians im vergangene Woche veröffentlichen Video und im schriftlichen Aufruf an ihre Community zugaben. Sono Motors hat allein in diesem Jahr bis Ende September über 100 Millionen Euro Verlust gemacht – und braucht jetzt wieder frisches Geld, um 2023 die Vorserie und Anfang 2024 endlich das erste Auto in Grossserie bauen zu können.

«Wir haben es nicht geschafft, unseren Investorinnen und Investoren zu erklären, warum der Sion das Potenzial zum ersten erschwinglichen Solar-Elektroauto der Welt hat», berichten die beiden Mitgründer in ihrer Videobotschaft. Die letzte Chance sei, dass 3500 Kunden einen ermässigten Kaufpreis von 27’000 Euro für ihr Auto komplett vorauszahlen – sonst sei das Projekt gescheitert. Rund 21’000 private Kunden haben bereits Reservierungen getätigt und im Schnitt 2000 Euro angezahlt. Für weitere 22’000 Solarautos gibts zudem Vorbestellungen von Flottenbetreibern.

Solarauto Sion kommt zu spät

Die 456 Solarzellen auf der Karosserie des Sion sollen wöchentlich genug Strom für rund 112 Kilometer Fahrt beisteuern. Wäre das kompakte E-Auto wie geplant 2019 auf den Markt gekommen, hätte es als Vorreiter der Elektromobilität vielleicht eine Chance gehabt. Doch inzwischen wirkt der Sion mit seinen bescheidenen 300 Kilometern Reichweite mit einer Batterieladung, eher fadem Design sowie der mageren Ausstattung im Vergleich zu den aktuellen Elektrofahrzeugen der grossen Hersteller schlicht veraltet.

Und so ist das Projekt nach gut sechs Jahren wohl definitiv gestorben. Auch wenn dies die beiden Mitgründer noch nicht ganz wahrhaben wollen. Sie haben sich für den letzten Sion-Rettungsversuch eine Frist von 50 Tagen bis Ende Januar gesetzt. Doch sagen sie auch: «Viele Investorinnen und Investoren raten uns, wir sollen uns auf unser weniger kapitalintensives B2B-Solargeschäft konzentrieren, das bereits Umsätze generiert. Und das Sion-Autoprojekt aufgeben.» Sono Motors bietet inzwischen auch Solarlösungen für Busse und Lastwagen an – und das scheint tatsächlich das lukrativere Geschäft als das Leuchtturm-Projekt Sion.


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