Darum gehts
- Unfallzahlen bei jungen 125er-Töfffahrern mehr als verdoppelt
- Verkehrsexperten kritisieren Senkung des Mindestalters für 125ccm-Motorräder auf 16 Jahre
- Fachleute fordern Massnahmen – das Astra prüft
Gross war die Entrüstung bei Verkehrsfachleuten vor fünf Jahren, als das Bundesamt für Strassen (Astra) die Schweizer Töffführerscheinregelung ans EU-Recht anpasste. Denn dadurch dürfen seit 2021 bereits 16-jährige Personen Töffs mit 125 ccm Hubraum fahren (Kategorie A1). Zuvor brauchte es für diese Kategorie die Volljährigkeit.
«Dieser Entscheid ohne Begleitmassnahmen war schlicht verantwortungslos», schimpft Willi Wismer, Präsident des Zürcher Fahrlehrerverbands und der Organisation Roadcross. «Heute kann bereits ein 16-Jähriger den Lernfahrausweis lösen, auf eine 125er-Maschine steigen und ganz ohne Begleitung über die Autobahn brettern», ereifert er sich. Michael Gehrken, Präsident der Dachgesellschaft der Schweizer Fahrlehrerschaft L-drive, pflichtet bei: «16-jährige Lenker müssen für solche Maschinen und Tempi schlicht besser ausgebildet und für die Gefahren sensibilisiert werden.»
Die beiden Experten stützen ihre Meinungen nicht zuletzt auf die heute vom Astra verkündeten Unfallzahlen und Analysen. So hat sich zwischen 2021 und 2023 die Zahl der Unfälle von 125er-Töfffahrenden in der Altersgruppe 16 bis 17 Jahre im Vergleich zu 2018 bis 2020 mehr als verdoppelt. Willi Wismer, der selbst auch Töfffahrstunden gibt, weiss aus eigener Erfahrung von Motorradgrundkursen, dass unter 18-jährige Junglenker viel draufgängerischer sind als Ältere. «Vielen Jungen, vor allem Männern, fällt es schwer, das Tempo und die damit verbundene Gefahr korrekt zu beurteilen.» Für Wismer ist deshalb klar: «Das EU-Recht zu übernehmen und das Mindestalter von 18 auf 16 Jahre zu senken, war ein Fehler.» Er fordert deshalb schon länger, dass 125er-Motorräder wieder erst ab 18 Jahren zugelassen werden dürfen oder andere Massnahmen wie zum Beispiel eine gezieltere Ausbildung beschlossen werden sollten. Denn nur durch Präventionsarbeit lasse sich die gewünschte Verbesserung nicht realisieren.
Jetzt will das Astra handeln
Offenbar ist man jetzt auch beim Astra zur Einsicht gelangt, dass aufgrund der massiv gestiegenen Unfallzahlen Handlungsbedarf bestehe. «Um die Unfallzahlen zu senken, wird das Astra in den nächsten Monaten mit betroffenen Interessengruppen mögliche Massnahmen prüfen», bestätigt Astra-Sprecher Thomas Rohrbach. Denkbar sind Anpassungen bei der Ausbildung, zum Beispiel beim Inhalt oder bei der Dauer der praktischen Grundschulung oder die Einführung obligatorischer Kurse. «Die Umsetzung erfolgt im Rahmen eines laufenden Projekts zur Überarbeitung der praktischen Grundschulung», so Rohrbach, «und die dafür nötige Vernehmlassung ist für 2027 geplant.»
Keine Freude an der jüngsten Entwicklung und den Diskussionen über eine allfällige Rückkehr zur alten Führerscheinregelung hat Markus Lehner vom Verband der Schweizer Motorrad- und Rollerimporteure, Motosuisse. Er sagt: «Die 125er-Töffs sind technisch sichere Motorräder, mit ABS-Bremsen und modernen, verbrauchsgünstigen Motoren. Dass es mehr Unfälle gibt», so Lehner, «hängt hauptsächlich mit der Zunahme der zugelassenen Kleinmotorräder zusammen. Die Neuzulassungen pro Jahr haben sich seit 2021 mehr als verdreifacht.» Tatsächlich sind inzwischen rund 60’000 Maschinen der 125er-Klasse auf unseren Strassen unterwegs. Vor der Gesetzesänderung 2021 waren es erst 36’000. Somit haben sich nicht nur die Unfallzahlen, sondern auch der Bestand der 125er in dieser Zeitspanne fast verdoppelt.
Importeure nicht grundsätzlich gegen Massnahmen
Angepasst wurde die Kategorie vor fünf Jahren übrigens nicht zuletzt deshalb, weil man in der Schweiz das Gesetz mit der EU-Regelung harmonisieren wollte. Aber auch, weil die zuvor im Rahmen des Schweizer «Sonderzüglis» für 16-Jährige zugelassene 50er-Klasse technisch nicht mehr zeitgemäss war.
Der Importeurverband stellt sich gemäss Lehner nicht grundsätzlich gegen Anpassungen im Ausbildungsbereich: «Jede Massnahme, die hilft, potenzielle Unfälle zu verhindern, muss geprüft werden. So sind wir insbesondere im Aufklärungsbereich und bei der Fahrausbildung für Änderungen offen. Aber wer nur wild mit dem Zeigefinger herumfuchtelt und mit Verboten droht, wird bei der Jugend keinen Erfolg haben. In EU-Ländern wie Deutschland oder Frankreich, wo die 16-Jährigen seit Jahren 125er fahren dürfen, hat man diesbezüglich entsprechend reagiert.»
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