Leasing, Kredite und Co.
Die halbe Schweiz fährt auf Pump

Jedes zweite Privatauto wird in der Schweiz nicht mit eigenem Geld bezahlt. Dies zeigt eine repräsentative Befragung von comparis.ch im April 2023 unter mehr als 1000 Personen.
Publiziert: 11.01.2024 um 13:13 Uhr
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Das Marktforschungsinstitut Innofact führte im Auftrag von comparis.ch eine repräsentative Umfrage durch. Diese zeigt, dass nur 45 Prozent der Autohalter ihr Gefährt selbst bezahlt haben.
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Ein Blick in die Statistik zeigt: Unsere Strassen werden immer voller. Waren Anfang des Jahrtausends noch rund 3,5 Millionen private Personenwagen in der Schweiz angemeldet, waren es letztes Jahr bereits fast 4,8 Millionen – ein Zuwachs von 41 Prozent! Oft wird vermutet, dass die meisten Autos sowieso geleast seien – ein Kauf auf Pump quasi. Nun liefert eine neue Studie von comparis.ch konkrete Hinweise.

Jedes zweite Auto fremdfinanziert

Das Marktforschungsinstitut Innofact führte im Auftrag des grössten Vergleichsportals der Schweiz eine repräsentative Umfrage durch. Diese zeigt, dass nur 45 Prozent der Autohalter ihr Gefährt aus der eigenen Tasche bezahlt haben. Interessant sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede: Bei den Frauen haben 51 Prozent das Auto mit eigenem Vermögen bezahlt – bei den Männern sind es nur 40 Prozent.

Zudem gibt es je nach Landesregion Unterschiede. In der Deutschschweiz sind 51 Prozent der Autos aus eigenen Mitteln finanziert, in der Romandie 34 Prozent und im Tessin sogar nur 21 Prozent. «Das deckt sich mit der generellen Verschuldung in den Sprachregionen. In der lateinischen Schweiz sind nebst Leasing auch Ratenzahlung, Kreditnahme, Darlehen bei Familien und Freunden oder Kontoüberziehungen signifikant weiter verbreitet», beobachtet Comparis-Mobilitätsexperte Sandro Spaeth.

Jüngere leasen mehr

Das Leasing ist mit 31 Prozent die beliebteste Finanzierungsform mit fremdem Geld. Der Bestand an geleasten Autos betrug per Ende 2022 rund 640’100. Leasing ist vor allem bei jüngeren Autofahrern beliebt: Über ein Drittel der unter 55-Jährigen hat ihr Fahrzeug so finanziert, bei den über 55-Jährigen lediglich 18 Prozent. Dazu spielt auch das Einkommen eine Rolle, denn Leasing ist laut Umfrage in den mittleren und höheren Einkommensklassen viel verbreiteter als bei Haushaltseinkommen bis 4000 Franken monatlich. 

Von den Befragten haben rund neun Prozent ihr Fahrzeug über einen Kredit beschafft, rund sieben Prozent per Darlehen bei Familien oder Freunden. Auch hier fragen eher die jüngeren Autofahrerinnen und Autofahrer nach Geld bei den Verwandten (13 Prozent bei den 18- bis 35-Jährigen) als die ältere Generation (sieben Prozent bei den 36- bis 55-Jährigen, zwei Prozent bei über 55-Jährigen).

Fremdfinanzierung teurer als Barkauf

Mit rund drei Prozent Marktanteil gehören die in der Schweiz vor rund fünf Jahren lancierten Autoabos bisher noch nicht zu den verbreiteten Mitteln, um ein Auto zu finanzieren. «Ein Autoabo eignet sich oft nur für eine zeitlich sehr beschränkte Dauer. Sonst wird diese flexible Lösung schnell teurer als ein Leasing oder ein Barkauf», erklärt Spaeth. 

Im Allgemeinen ist eine Fremdfinanzierung teurer als der Barkauf. «Wer etwa für den Arbeitsweg unbedingt ein Fahrzeug braucht, aber die notwendigen Mittel dazu nicht hat, sollte ein möglichst günstiges respektive ein Occasionsfahrzeug wählen oder auch Carsharing prüfen. Zudem gilt es, im Fall von Leasing oder Abo die Vertragslaufzeit und die Kilometerbeschränkung zu beachten», sagt Experte Spaeth.

Am wichtigsten seien den Schweizerinnen und Schweizern aber tiefe Unterhaltskosten und eine flexible Verfügbarkeit des Fahrzeuges. Weniger wichtig sind die freie Wahl von Versicherung und Wartung, der Anschaffungspreis und überhaupt der Besitz des Autos. Zudem sei es rund der Hälfte der Befragten egal, ob es sich um einen Neuwagen handelt oder nicht. Verzichten Schweizer auf ein eigenes Auto, sind bei 62 Prozent der Befragten finanzielle Gründe dafür ausschlaggebend.

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