Wenn sich Frauen die Brüste vergrössern lassen, dann fast ausschliesslich aus ästhetischen Gründen. Was wohl weder Damen noch Herren bisher wussten: Brustimplantate können auch das Verletzungsrisiko bei einem Autounfall mindern. Dies haben Forscher der Gesellschaft für Plastische Chirurgie in Spokane (US-Bundesstaat Washington) in einer aktuellen Studie herausgefunden.
Wenn etwa Autofahrerinnen auf einem Supermarktparkplatz rangieren – was in den USA auch ohne Anlegen des Sicherheitsgurtes erlaubt ist –, sind Frauen mit künstlichen Silikonbrüsten weniger verletzungsgefährdet als Frauen ohne Brustimplantate oder Männer, fanden die Forschenden heraus. Allerdings nur, wenn das Tempo wie im Versuch unterhalb von 20 km/h liegt – erst ab dieser Geschwindigkeit lösen Airbags überhaupt aus.
Silikon schlägt Naturbrust
Doch auch bei einem Crash mit geringem Tempo sind bereits die inneren Organe sowie Rippen und Brustkorb gefährdet, wenn der Oberkörper aufs Lenkrad knallt. Im Crashtest mit einer Kraft von 2000 Newton (entspricht ca. 16 km/h), bei der eine Naturbrust aus medizinischem Gel mit einem Silikonimplantat verglichen wurde, lag die Brustbelastung mit Silikoneinlagen 23 Prozent tiefer als bei naturbelassenen Brüsten gleicher Grösse.
Mehr zur Sicherheit im Auto
«Brustimplantate wirken bei einem Crash mit niedrigem Tempo wie ein Mini-Airbag», erklärt Dr. Helge Jens, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie an der Aachener Domhof-Klinik, in der deutschen Zeitung «Bild». «Die Implantate können den Druck, dem die Brustwand bei einem Verkehrsunfall ausgesetzt ist, besser verteilen.» Laut Jens würden grössere Brustimplantate bei höheren Tempi allerdings nicht besser vor Verletzungen schützen als kleinere.
Können Implantate platzen?
Ob Silikonbrüste bei einem Crash mit höheren Geschwindigkeiten gar zu einem Sicherheitsrisiko werden können, wollten italienische Verkehrsmediziner der Polytechnischen Universität Mailand herausfinden. Dazu fixierten sie eine runde Implantat-Prothese an einem Crashtest-Dummy mit Klebeband und Vierpunkt-Sicherheitsgurt. Beim anschliessenden Crashtest mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 90 km/h wurde ein Bruch eines Rippenknochens sichtbar – im Inneren trat Gel aus. Allerdings gehen die Experten trotzdem davon aus, dass bei den meisten Unfällen die Brustimplantate nicht beschädigt werden, solange der Stoss nicht mit einem spitzen Gegenstand erfolgt.
Und noch etwas fanden die Unfallforscher heraus: Menschen mit vielen körpereigenen Fettpolstern sind bei einem Unfall nicht besser geschützt als schlanke Personen. Der Grund: Bei einem Crash verschiebt das Fettgewebe den Sicherheitsgurt, was die Schwere der Verletzung sogar noch erhöhen kann. «Fettgewebe sowie Brustimplantate sind grundsätzlich kein Ersatz für Rückhaltesysteme und Airbags», erklärt Facharzt Helge Jens in der «Bild» abschliessend.