Je seltener, desto teurer? Stimmt nicht bei allen Auto-Klassikern. Der erste Ford Mustang wurde zwischen 1964 bis 1968 fast 2,1 Millionen Mal gebaut, gilt als Kult unter den US-Sportwagen und wurde deshalb vieltausendfach restauriert und erhalten. Doch wenn eine coole Geschichte hinzukommt, kann selbst solch ein Massenauto Millionen erzielen.
Genauer gesagt: 3,3 Millionen US-Dollar. So viel zahlte vergangene Woche ein unbekannter Bieter für den grünen 1968er Serien-Mustang, in dem die US-Schauspiellegende Steve McQueen (1930–1980) im Film «Bullitt» durch San Francisco (USA) raste. Nicht schlecht für ein Auto, von dem 40 Jahre lang niemand glaubte, dass es überhaupt noch existierte.
Mustang mit Filmruhm
Die Geschichte war solider Durchschnitt für einen Polizei-Thriller der 1960er-Jahre. Dennoch gilt «Bullitt» von 1968 bis heute als Klassiker – wegen des Hauptdarstellers Steve McQueen als Lieutenant Frank Bullitt und der legendären Verfolgungsjagd, in der Bullitt am Steuer ebendieses Ford Mustang Fastback Mafiakillern in einem Dodge Charger entkommt und dann den Spiess umdreht und sie selbst jagt. Heute wirken die Special Effects müde, aber damals waren sie eine Sensation.
McQueen – Spitzname «King of Cool» – war ein Autoverrückter; alle Action-Szenen in «Bullitt» wurden auf abgesperrten öffentlichen Strassen gedreht. In der Hauptrolle: zwei identische Ford Mustang GT Fastback. Der eine diente als sogenanntes Jump Car für die Stunts und wurde getunt: neues Schaltgetriebe, 6,4-Liter-V8, verstärkte Kupplung und robusteres Fahrwerk. Überlebenschance des Autos: minimal. Im anderen, dem sogenannten Hero Car, wurden die Nahaufnahmen mit McQueen am Steuer gedreht. Beide Exemplare verschwanden nach den Dreharbeiten spurlos.
Vom Stuntauto zur Familienkutsche
Dabei stand das Hero Car seit 1974 in der Garage der Familie Kiernan. Sohn Sean Kiernan (40) macht das im Jahr 2018 öffentlich: Sein Vater habe das Auto von einem Privatdetektiv gekauft und als Familienauto genutzt. «Mom fuhr im ‹Bullitt›-Mustang zur St.-Vincent-Gemeinde, in der sie Grundschulkinder unterrichtete. Sie muss sehr cool gewirkt haben», sagt Kiernan. Die Familie unternahm Ausflüge, obwohl im Kofferraumboden ein Loch als Auslass für die Nebelmaschine klaffte und die Sicherheitsgurte für die Rückbank unter Tape versteckt worden waren. Im Jahr 1977 rief Steve McQueen an, um sein Filmauto zu kaufen – Kiernans Vater sagte Nein. Jetzt hat sich der Sohn dennoch für 3,3 Millionen US-Dollar von dem Auto getrennt.
Überraschend: 2017 tauchte auch das Jump Car – allen Erwartungen zum Trotz – in Mexiko wieder auf. Und Steve McQueen? Der drehte 1971 mit «Le Mans» einen ebenso ambitionierten wie glorios beim Publikum scheiternden Motorsportfilm. Aber das ist eine andere Geschichte.