Pebble Beach Concours d'Elegance
Golfplatz der Eitelkeiten

Für Oldtimerfans ist der Pebble Beach Concours d'Elegance quasi die Oscar-Verleihung für Klassiker. SonntagsBlick mischte sich an der Pazifikküste Kaliforniens unter die Raritäten.
Publiziert: 26.08.2017 um 21:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:15 Uhr
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Stern des Golfplatzes: Best of Show wurde in Pebble Beach diesmal ein 1929er Mercedes S Tourer mit Aufbau von Barker.
Foto: Kimball Studios/Pebble Beach Concours d'Elegance
Timothy Pfannkuchen

Nicht Shell, sondern Chanel liegt in der Luft. Man trägt Strohhut, feines Tuch – und selbst der Küstennebel gibt sich anfangs redlich Mühe, den Golfplatz an der Carmel Bay wie ein britisches Pferderennen statt einen amerikanischen Aufgalopp der Pferdestärken wirken zu lassen. Willkommen am Pebble Beach Concours d'Elegance! Zum 67. Mal wird der Upper-Class-Golfclub (Greenfee plus Kartmiete über 500 Franken) zum Epizentrum der globalen Oldieszene. Man schreitet («gehen» klänge zu profan) an 204 der rarsten und exklusivsten Oldtimer der Erde entlang.

Nur zwei Beispiele: Der italienische Carossier Boano schneiderte je ein Coupé und ein Cabrio von Ferraris 1956er 410 Superamerica – hier sind beide dabei und ein weiterer Boano sowie mal eben kurz 21 Isotta Fraschinis. Pebble Beach ist der Höhe- und Schlusspunkt der Monterey Car Week, einem Reigen von Events rund ums rostigste Hobby der Welt. Wobei Rost kein Thema ist. Nur am Concours d'LeMons wird patinierten Oldies gehuldigt. Sonst dreht sichs um Edelstahl, ob an Rennen in Laguna Seca, Auktionen oder bei The Quail, wo Oldies neben Koenigseggs glänzen und an Ständen Yachten, Privatjets und Helikopter feilgeboten werden wie Bratwürste.

Zwei Ladies mit Schweizer Wurzeln

Familientradition: Marta (70, links) und Henrietta (68) Holsman vor ihrem Holsman Model 3 von 1904.
Foto: Timothy Pfannkuchen

In Pebble Beach schlendert Talkshow- und Autosammler-Legende Jay Leno (67) übers Green und scherzt, dies sei seine «Chance, als Millionär mit Milliardären zu konkurrieren.» Auf dem Concept-Car-Rasen stolpern wir über Arnold Schwarzenegger (70), der die am Vorabend enthüllte Mercedes-Maybach-Studie Vision 6 Cabrio anschaut. Ralph Lauren (77) gibt sich die Ehre, als Car Guy und vielleicht auch, weil hier so verdammt viele seine Polohemden tragen. Wir bewundern fünf Duesenbergs der 1930er-Jahre und zwei 135er Delahayes. Einer trägt einen Aufbau von Graber aus Wichtrach BE, und auch sonst ist die Schweiz präsent.

Etwa mit Lukas Hüni aus Zürich, der im Mercedes 300 SL Roadster den Klassensieg holt. Oder mit dem 1904er Holsman Model 3. Holswas? Holsman! In Chicago, Illinois, baute Henry K. Holsman von 1901 bis 1910 gut 2500 Autos. Eines der wenigen überlebenden Exemplare fahren seine Enkelinnen Henrietta (68) und Marta Holsman (70). «Eine Ehre, eingeladen zu sein. Andere würden dafür sterben», sagt Marta schmunzelnd. Henrietta fragt, woher wir seien. Und reagiert strahlend: «Unsere Mutter war gebürtige Hugentobler aus St. Gallen!»

Patina statt Wattestäbchen

Der Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato von 1960 trägt seine Kampfspuren aus zahlreichen Rennschlachten mit Würde.
Foto: Timothy Pfannkuchen

Charmante Begegnungen wie mit den beiden grossartigen Ladys versöhnen mit dem elitären Anstrich. Die Freude an Oldies überwiegt den Neid auf jene, die sie haben; die Leidenschaft stiftet Miteinander, Benzin im Blut verbindet. Klar könnte man ablästern über diese Parallelwelt der Reichen und Schönen. Über den Hotelparkplatz mit drei Bugattis. Über Sammler, die auf diesem Golfplatz der Eitelkeiten nicht mal den Motor gestartet bekommen, weil die millionenschwere Preziose sonst nur im Trailer chauffiert wird.

Über manch steriles, weil überrestauriertes Steh- statt Fahrzeug. Aber Pebble Beach hat sich gewandelt, ist weniger überzeichnet als einst. Keine Wattestäbchen mehr, um Grashalme aus dem Pneuprofil zu pulen. Sogar – in homöopathischen Dosen freilich – patinierte Oldies wie ein Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato. Aber wo sonst sieht man dafür unschätzbare Einzelstücke wie den Abarth 1000 Pininfarina Rekord-Prototyp von 1960 oder den legendären «Exner-Bugatti»?

Ein Rolls-Royce als Geschmacksirrlicht

Schaurig schön: Ein Rolls-Royce Phantom mit Zierteilen aus Kupfer.
Foto: Timothy Pfannkuchen

Ach so, richtig: Wer «Best of Show» wird? Ein 1929er Mercedes S Barker Tourer – aber eigentlich ists wurst: Drei Sieger pro 26 Wertungsklassen plus mehr als zwei Dutzend Spezialpreise (einer auch für die Holsman-Schwestern) machen Siege zum Privatplaisier des Siegers. Ja, auch zum finanziellen, denn ein Sieg adelt die Antiquität quasi, und ein Gesamtsieg ist nicht nur im übertragenen Sinne Gold wert.

Sollen wir jetzt neidgrün anlaufen? Ach was. Zumal ein 1937er Rolls-Royce Phantom III mit Zierteilen in Kupfer (samt Kühlertempel) als ästhetisches Irrlicht der Show solche Gedanken flott mit einer beruhigenden Erkenntnis besänftigt: Wo Geld keine Rolle mehr spielt, spielt Geschmack halt manchmal auch keine.

Nur vermeintlich gegensätzlich

Längst ist die den Pebble Beach Concours d’Elegance umgebende Monterey Car Week keine reine Oldiewoche mehr: Praktisch alle Edelmarken nutzen den Rahmen, um ihre Neuwagen anzupreisen. Ein Beispiel: McLaren verzeichnet in jener Woche rund 500 Probefahrten. Umgekehrt sind Oldie-Events halt auch nur dank Sponsoring möglich. Am vor allem auf Motorsport geeichten Event The Quail treffen wir Stephan Winkelmann (52), Chef von Audi Sport. Warum ist er hier? «Um Audi Sport als Marke bekannt zu machen», sagt Winkelmann: «Dies hier ist der wichtigste Event für Premium. Ausserdem lernt man die Besitzer kennen – deren Leidenschaft dafür teils sogar grösser ist als für neue Autos. » In Pebble Beach selbst werden sogar Concept Cars enthüllt – statt beispielsweise erst an der IAA. Diesmal zum Beispiel der BMW Concept Z4, VWs I.D. Buzz oder das Vision 6 Cabrio als Zukunft von Mercedes-Maybach.

Längst ist die den Pebble Beach Concours d’Elegance umgebende Monterey Car Week keine reine Oldiewoche mehr: Praktisch alle Edelmarken nutzen den Rahmen, um ihre Neuwagen anzupreisen. Ein Beispiel: McLaren verzeichnet in jener Woche rund 500 Probefahrten. Umgekehrt sind Oldie-Events halt auch nur dank Sponsoring möglich. Am vor allem auf Motorsport geeichten Event The Quail treffen wir Stephan Winkelmann (52), Chef von Audi Sport. Warum ist er hier? «Um Audi Sport als Marke bekannt zu machen», sagt Winkelmann: «Dies hier ist der wichtigste Event für Premium. Ausserdem lernt man die Besitzer kennen – deren Leidenschaft dafür teils sogar grösser ist als für neue Autos. » In Pebble Beach selbst werden sogar Concept Cars enthüllt – statt beispielsweise erst an der IAA. Diesmal zum Beispiel der BMW Concept Z4, VWs I.D. Buzz oder das Vision 6 Cabrio als Zukunft von Mercedes-Maybach.

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