Blick fährt die Passione Engadina 2024
Italienische Perlen auf Engadiner Strassen

Die Rallye Passione Engadina führt italienische Oldtimer durch die Engadiner Berge. Fahrer und Beifahrer meistern dabei Geschicklichkeitsprüfungen und geniessen die malerische Landschaft. Blick fährt als Navigator und Co-Pilot in einem Alfa Spider 1600 mit.
Publiziert: 06.09.2024 um 16:04 Uhr
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Die Passione Engadina ist eine Oldtimerrallye durch die Engadiner Berge, bei der nur italienische Fahrzeuge zugelassen sind.
Foto: Gabriele Spalluto

Auf einen Blick

  • Mitfahrt an der Passione Engadina im Alfa Romeo Spider 1600
  • Die Strecke führt während zwei Tagen durch die Engadiner Berge.
  • Rund 130 Oldtimer nehmen teil und die Fahrenden haben jede Menge Spass
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

«Zehn, neun, acht, sieben …», für die Abschnitte der Wertungsprüfungen muss ich als Beifahrer laut die Sekunden herunterzählen, in denen mein Fahrer Zeit hat, um über den nächsten Schlauch für die Zeitauslösung zu fahren. «Drei, zwei, eins und dreizehn, zwölf …», gehts weiter zum nächsten Abschnitt.

Ich befinde mich an der Passione Engadina, einer Oldtimer-Rallye durch die Engadiner Berge, bei der nur italienische Fahrzeuge zugelassen sind. Der jährlich stattfindende Anlass widmet sich dabei immer einer italienischen Automarke – heuer zum 110. Geburtstag gebührt diese Ehre Maserati. Natürlich dürfen aber auch andere Automarken aus Italien teilnehmen. Das Programm läuft Jahr für Jahr ähnlich ab: Am Freitag treffen die Fahrerinnen und Fahrer mit ihren Oldtimern ein. Am Samstag startet die Rallye mit Gleichmässigkeitsprüfungen, am Sonntag gibts weitere Geschicklichkeitsprüfungen auf dem Samedaner Flughafen. Schliesslich endet das Ganze im Dorfzentrum von St. Moritz.

Klare Anweisungen an den Fahrer

Samstagmorgen, Start der Rallye in Silvaplana. Ich treffe mich mit Giordano Zeli (74), meinem Fahrer fürs bevorstehende Wochenende. Um acht startet das erste Auto, wir sind die Startnummer 82 – also bleibt noch genug Zeit für Kaffee und Gipfeli, bis wir aufgerufen werden. Dann gehts los im silbernen Alfa Romeo Spider 1600. Uns wird ein Zettel in die Hand gedrückt, worauf unsere genau auf die Sekunde berechnete Startzeit vermerkt ist. Ich werfe einen Blick ins Roadbook und gebe meinem Fahrer die Anweisungen: «Am nächsten Kreisel geradeaus fahren!»

110 Jahre Maserati

Der italienische Autobauer Maserati feiert seinen 110. Geburtstag. Grund genug fürs Organisatoren-Team rund um Paolo Spalluto, die Marke an der diesjährigen Passione Engadina hochleben zu lassen. So befanden sich rund 30 Maserati am Start der Rallye, darunter Preziosen wie 3500 GT in diversen Variationen, ein Indy, Ghibli und ein 96 Jahre alter Maserati 26 M aus dem Jahre 1928!

Es nahmen aber auch jüngere Modelle der italienischen Sportwagenmarke am Event teil – zum Beispiel mehrere MC 20, ein paar Gransport und Quattroportes. Vor Ort konnten zudem zwei ganz besondere Rennwagen bestaunt werden: ein MC12 GT1 und ein 450S. Von beiden wurden nur eine Handvoll Exemplare gebaut. Dem Publikum in St. Moritz GR bot sich so die exklusive Möglichkeit, zwei der rarsten Maserati-Modelle vereint zu bestaunen.

Ein Maserati 3500 GT Vignale Spider, gefolgt von weiteren legendären Maserati-Modellen.
Eugenio Clamer

Der italienische Autobauer Maserati feiert seinen 110. Geburtstag. Grund genug fürs Organisatoren-Team rund um Paolo Spalluto, die Marke an der diesjährigen Passione Engadina hochleben zu lassen. So befanden sich rund 30 Maserati am Start der Rallye, darunter Preziosen wie 3500 GT in diversen Variationen, ein Indy, Ghibli und ein 96 Jahre alter Maserati 26 M aus dem Jahre 1928!

Es nahmen aber auch jüngere Modelle der italienischen Sportwagenmarke am Event teil – zum Beispiel mehrere MC 20, ein paar Gransport und Quattroportes. Vor Ort konnten zudem zwei ganz besondere Rennwagen bestaunt werden: ein MC12 GT1 und ein 450S. Von beiden wurden nur eine Handvoll Exemplare gebaut. Dem Publikum in St. Moritz GR bot sich so die exklusive Möglichkeit, zwei der rarsten Maserati-Modelle vereint zu bestaunen.

Im Dorfzentrum von Silvaplana erwarten uns dann die ersten Wertungsprüfungen. Dabei gehts darum, die jeweiligen Streckenabschnitte so genau wie möglich in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren. Dazu darf Giordano nicht stoppen und muss den Alfa stets in Bewegung halten, während ich ihm die Sekunden herunterzähle, die ihm noch verbleiben, um dann genau bei null über den Schlauch zu fahren und die Zeitmessung auszulösen. Anfangs habe ich noch etwas Mühe, doch im Verlauf des Vormittags verbessert sich unsere Kommunikation und wir werden immer besser.

Über sieben Stunden Fahrt

Die Route führt uns am Samstag über den Julierpass, während uns der Wind um die Ohren pfeift. An einigen Stellen am Strassenrand stehen Fans und Fotografen, die uns zujubeln und winken – und wir grüssen natürlich freundlich zurück. Die Streckenführung ist Jahr für Jahr anders – so fährt der Tross der insgesamt rund 130 Teilnehmerfahrzeuge heuer über Thusis ins Val Ferrera, weiter ins Avers und den dazugehörigen Weiler Juf. Übrigens: Mit 2126 m ü. M. gilt Juf als höchstgelegene, ganzjährig bewohnte Siedlung Europas. Hier müssen wir unseren Zettel für die Stempelkontrolle abgeben – damit bei der Auswertung der Daten auch ersichtlich ist, dass wir auch die gesamte Route gefahren sind.

Es geht weiter nach Thusis und anschliessend zum Mittagessen ins Schloss Schauenstein in Fürstenau, wo wir von Starkoch Andreas Caminada (47) bekocht werden. Die Morgenetappe mit knapp 150 Kilometern dauerte rund fünfeinhalb Stunden – jetzt stehen am Nachmittag noch weitere 75 Kilometer an. Gemütlich brechen wir Richtung Albulapass auf, während uns die Sonne auf den Nacken brennt. Giordano, der an elf der zwölf ausgefahrenen Passiones dabei war, freut sich auch an der 13. Ausgabe der Rallye. «Ich habe einfach grosse Freude am Autofahren», erklärt der Tessiner schmunzelnd seine Passion, während er vom zweiten in den dritten Gang schaltet. Giordano besitzt noch weitere Oldtimer. Doch sein Alfa Spider 1600 «Duetto» ist einer seiner Lieblinge: «Er lässt mich nie im Stich, liegt gut auf der Strasse und ist trotz der geringen Leistung von 109 PS flott genug, um über Pässe zu fahren.»

Flugplatzaction und Treffen in St. Moritz

Als nächster Punkt im Roadbook steht die Dorfeinfahrt von St. Moritz – Endspurt. Die Teilnehmenden fahren durchs Ziel, das sich genau im Zentrum befindet. Dabei werden wir von Organisator Paolo Spalluto begrüsst: «Und, Giordano, wie war die Fahrt?», fragt er fürs Publikum hörbar durchs Mikrofon. Diese endet schliesslich auf der Wiese beim Hotel Kulm, wo wir uns zu den anderen Teilnehmenden gesellen, ein Bier trinken und den Nachmittag ausklingen lassen.

Der Sonntagmorgen startet mit dem St. Moritz Challenge Cup auf dem Flugplatz von Samedan. Hier erwarten uns weitere Geschicklichkeitsprüfungen und einmal Vollgas auf der Start- und Landebahn. Die heutige Rallye dauert nur rund 40 Minuten und erstreckt sich lediglich auf etwa 17 Kilometer. Zum Finale reihen wir unser Fahrzeug an der Via Serlas gegenüber des Hotels Badrutt neben die anderen Oldtimer ein. Für die Teilnehmenden der Rallye gehts jetzt zum letzten gemeinsamen Mittagessen, während ihre Schmuckstücke – darunter ein Lamborghini Miura SV, Ferrari F40 oder ein Maserati 3500 GT – vom Publikum bestaunt werden können.

Und wie haben Giordano und ich bei den Wertungsprüfungen der Rallye abgeschnitten? Platz 53 unter 104 Klassierten am Samstag – und am Sonntag reichte es gar für Platz 36. Natürlich gibts da noch Luft nach oben. Doch für Giordano und mich galt das Gleiche wie kürzlich für viele Olympioniken in Paris: Die Teilnahme war wichtiger als der Sieg.

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