Auf einen Blick
- Auto Zürich zeigt diverse Hypercars mit über 1000 PS
- Koenigsegg Gemera HV8 hat 2300 PS und kostet über 2 Millionen
- Rimac Nevera R erreicht 412 km/h und kostet 2,3 Millionen Franken
Strassenautos mit über 1000 PS waren noch bis vor kurzem undenkbar. Doch die Elektrisierung und Hybridisierung machts möglich und lässt die PS-Zahlen sogenannter Hypercars förmlich explodieren. Inzwischen knacken der an der Auto Zürich seine Europapremiere feiernde Rimac Nevera R oder der Koenigsegg Gemera HV8 gar die 2000-PS-Grenze. Bei unserem Rundgang über die Auto Zürich, die noch bis Sonntagabend geöffnet ist, haben wir bei sechs Ausstellern Boliden mit 1000 und mehr PS entdeckt – einer sogar aus der Schweiz.
Koenigsegg Gemera HV8
Weil der auf Supersportboliden spezialisierte Hersteller Koenigsegg dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, stehen gleich fünf Boliden aus der schwedischen Manufaktur bei SIC Carage an der Auto Zürich – darunter auch das mit 2300 PS und 2750 Nm leistungsstärkste Serienauto der Welt. Der Viersitzer Gemera HV8 generiert diese Power aus einem Fünfliter-V8-Biturbo-Benziner mit 1500 PS sowie einem Elektromotor mit 800 PS. Damit gehts in 1,9 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis 400 km/h Spitze. Der Preis wird nur bei ernsthaftem Interesse verraten – sicher liegt er aber bei über zwei Millionen Franken.
Rimac Nevera R
2136 PS leistet der neuste Elektrobolide des kroatischen Herstellers Rimac. «Ja, wir haben beim Nevera R nochmals eine Schippe draufgelegt», sagt Frank Heyl, Designdirektor bei Bugatti Rimac, ziemlich emotionslos. Was für ihn offenbar Alltag ist, lässt uns mit offenem Mund staunen. Vier einzeln ansteuerbare Elektromotoren schöpfen ihre Power aus einem 108 kWh grossen Akku. Zusammen ergibt dies die atemberaubende Systemleistung von 2136 PS und 2340 Nm. Entsprechend sind die Fahrleistungen: 0–100 km/h in 1,8 Sekunden, 0–300 km/h in 8,7 Sekunden, Spitze 412 km/h. Und der Preis? Rund 2,3 Millionen Franken netto.
Bertone GB110
Von Bertone stammten einst Karosserien für legendäre Autos wie Lancia Stratos oder Lamborghini Miura. Doch dann wurde es still um den italienischen Autobauer, und 2014 ging er schliesslich pleite. Die Brüder Mauro und Jean-Franck Ricci übernahmen und machten Bertone wieder zu einem multinationalen Unternehmen. Die neue Kompetenz unterstreicht der vor zwei Jahren erstmals gezeigte GB110. 33 Exemplare werden vom 1400 Kilo schweren Supersportler mit 5,2-Liter-V10 gebaut. Der Motor stammt von Audi, leistet nach der Bertone-Kur im GB110 imposante 1124 PS und 1100 Nm und macht den Boliden bis 380 km/h schnell. Zum Preis will uns Jean-Frank Ricci bei seiner Präsentation an der Auto Zürich nichts sagen. Dafür verrät er, dass 15 der 33 Exemplare bereits verkauft seien.
Pininfarina Battista
Pininfarina ist neben Bertone ein weiteres italienisches Karosseriestudio mit grosser Vergangenheit, das in der Neuzeit mit Superboliden für Schlagzeilen sorgt. Zusammen mit dem kroatischen Hersteller Rimac schufen die Italiener bereits vor vier Jahren den elektrischen Supersportler Battista – und entwickeln diesen mit aerodynamischem Feintuning seither laufend weiter. Vier Elektromotoren, gespeist von einem 120 kWh-Akku, sorgen für eine Systemleistung von 1900 PS und 2340 Nm. Den Battista gibts in verschiedenen Ausführungen, aktuell zum Beispiel auch als 900’000 Franken Aufpreis kostendes Sondermodell Nino Farina. Mit gleicher Leistung, aber exklusivem Tuning an Karosserie und im Cockpit kostet der Battista Nino Farina dann stolze 3,1 Millionen Franken.
Audi RS6 MTM GT Evo
Der Bayer Roland Mayer ist ein grosser Fan von Audi-Kombis – und ein absoluter Tuningfachmann. Da ist es naheliegend, dass er dem ab Werk mit 600 PS schon nicht untermotorisierten Audi-Sportkombi RS6 zu noch mehr Leistung verhilft. Dank zwei bearbeiteten Turboladern, grösserer Turbinenwelle und grösserem Verdichterrad sowie verstärktem Axiallager, vergrössertem Turboladereingang, geänderten Ladedrucksensoren, grösseren Ansaugschläuchen und fetterer Auspuffanlage leistet der Audi RS6 MTM GT Evo beeindruckende 1001 PS – und ist so mit 350 km/h Spitze (0–250 km/h in 14,7 s) einer der schnellsten Kombis überhaupt. Der Preis des RS6 MTM GT Evo erscheint im Vergleich zu den oben erwähnten millionenteuren Hypersportlern schon fast als Schnäppchen – rund 200’000 Franken werden für den MTM-Superkombi fällig – aber nur noch drei weitere werden gebaut.
NP02H-1000 Helftec
Zugegeben, diesen Boliden erwähnen wir hier vor allem, weil er quasi «made in Switzerland» ist. Aber: Auch der NP02H-1000 Helftec ist ein 1000-PS-Bolide, nur darf man damit lediglich auf der Rennstrecke und nicht auf der Strasse fahren. Doch was steckt hinter dem Projekt? Die in der Schweizer Rennsportszene nicht ganz unbekannten Gabriel Fust und Lucas Ochsner hatten eine Vision: den Bau eines Hochleistungsrennwagens für F1-Feeling auf der Rennstrecke. Für ihr Projekt – genau zehn Exemplare sollen gebaut werden – wählten sie vom französischen Rennwagenhersteller Nova Prota den seit zwei Jahren bewährten NP02 und liessen beim Innerschweizer Spezialisten Helftec den Fünfliter-Ford-V8 mittels Biturbo-Aufladung und weiteren technischen Kniffen auf 1000 PS und 950 Nm hochzüchten. 698’000 Franken ohne Steuern kostet der nur 890 Kilo leichte, franko-schweizerische 1000-PS-Karbonrenner NP02H-1000 Helftec für die Rennstrecke.
Ausser jetzt an der Auto Zürich werden wir diesen Superboliden vermutlich nie mehr begegnen. Denn meist fahren solche Hypercars nicht auf der Strasse, sondern verschwinden nach dem Verkauf umgehend in den Privatgemächern von Sammlern mit dem nötigen Kleingeld für derart exklusive Traumschlitten.