Unikat in USA versteigert
Stretch-Ferrari zum Schnäppchen-Preis

In den USA kam ein zur Stretch-Limousine umgebauter Ferrari 400i unter den Hammer. Einen Rekordpreis erzielte er aber nicht – trotz mächtigem V12-Motor und Platz für bis zu sechs Passagiere.
Publiziert: 05.02.2022 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2022 um 16:13 Uhr
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Dieser zu einer Stretch-Limousine umgebaute Ferrari 400i kam in den USA binnen drei Monaten gleich zwei Mal unter den Hammer.
Foto: Barrett-Jackson
Andreas Engel

Einen Stretch-Ferrari haben wohl selbst eingefleischte Autofans noch nie gesehen. Kein Wunder, denn die Sportwagen aus Maranello (I) sind seit jeher rar und teuer und mit ihrer schnittigen Bauform keine Platzwunder. Doch in den USA, dem Land der unbegrenzten Automöglichkeiten, sind der Fantasie scheinbar keine Grenzen gesetzt. Oder wie sonst kommt man auf die Idee, den zu Lebzeiten stets etwas glücklosen Ferrari 400i zu verlängern?

Italianità hin oder her: Als aufregende Schönheit gilt schon der originale Ferrari 400i nicht, auch wenn die Karosserie aus der Feder von Pininfarina stammte. Von 1976 bis 1985 produzierte Ferrari nur 1305 Exemplare – ein Verkaufserfolg sieht anders aus. Am Antrieb lag es nicht: Unter der Haube des ursprünglich 4,80 Meter langen 400i sitzt ein V12 mit 4,8 Liter Hubraum und damals sehr stolzen 310 PS.

Zum Ersten, Zweiten und Dritten

Die jetzt versteigerte 400i-Stretch-Limo soll laut dem US-Auktionshaus Barrett-Jackson gar auf 340 PS kommen. Doch scheinbar konnte die Leistungsspritze die potenziellen Käufer nicht aus der Geldreserve locken: Schon 2021 versuchte der Vorbesitzer, den ungewöhnlichen Ferrari loszuwerden. Doch mehr als 20'000 US-Dollar wollte ein unbekannter Ferraristi für diese Stretch-Limo nicht aufbringen.

Nur drei Monate später stand der XXL-Ferrari nun in Scottsdale (Arizona) erneut zum Verkauf und erzielte mit 52'800 Dollar (ca. 48'500 Fr.) deutlich mehr als beim ersten Versuch in Glenview (Illinois). Ein Schnäppchen für ein solches Unikat. Wir fragen uns: Warum konnte der einzigartige Ferrari nicht mehr Gewinn einfahren?

Nur 24'000 Kilometer gelaufen

Ausser mit dem potenten V12-Motor kann der Extrem-400i mit einem äusserst tiefen Kilometerstand punkten: Nur 15'000 Meilen (ca. 24'000 km) zeigt der Zähler im Cockpit des 1981er 400i. Autos aus der Zeit haben häufig mit Rostproblemen zu kämpfen, laut Barrett-Jackson wurden aber alle Schäden behoben. Das Auto sei komplett zerlegt und neu lackiert worden, berichtet «Auto, Motor & Sport». Auch soll es eine komplette Inspektion samt Wartung der Bremsen gegeben haben.

Am Fond kann die Kaufzurückhaltung ebenfalls nicht gelegen haben. Ausklappbare Bildschirme im Fahrzeughimmel waren damals Hightech pur. Auch ein Kühlschrank ist in der Fahrgastzelle im 80er-Jahre-Chic zu finden, damit bis zu sechs Passagiere nicht auf Champagner verzichten müssen. Für das Ambiente sorgen Lichtleisten.

Zu wenig vom Original?

Warum der Ferrari zum Schnäppchen verkam, darüber kann also nur spekuliert werden: Ist die Stretch-Limousine selbst für Amerika zu gross? Die genaue Länge ist unbekannt, wohl etwa sechseinhalb Meter – ein Garagenplatz ist da schwer zu finden. Oder ist einfach zu wenig originaler 400i übrig? Bereits beim Blick auf die Felgen ist klar, dass die wohl keinesfalls aus den 1980er-Jahren stammen dürften.

Der neue Besitzer dürfte sich dennoch freuen: Wer kann schon behaupten, im Besitz eines Stretch-Ferrari zu sein? Dass er weniger als 50'000 Franken gekostet hat, muss man den Besuchern ja nicht gleich unter die Nase reiben.

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