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Neue Elektro-Rennserie Extreme E
Siegen für das Klima

Dieses Wochenende jagen elektrische Rallyeautos durch Grönland – um darauf aufmerksam zu machen, dass das ewige Eis dort nicht ewig ist. Wir sind im Stromboliden von Cupra im Training für die Extreme E mitgefahren und erklären die neue Rennserie.
Publiziert: 29.08.2021 um 03:52 Uhr
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Staub aufwirbeln um Klimawandel-Diskussion und E-Mobilität: Dies ist eines der Ziele der Elektro-Rallye-Rennserie Extreme E.
Foto: Colin McMaster/Extreme E
Timothy Pfannkuchen

Die Klimadebatte wirbelt Staub auf – im Wortsinne: Auf dem Trainingskurs in Spanien taucht der E-Cupra Abt XE1 aus einer Staubwolke auf. Er wirkt wie aus einem «Wüstenplanet»-Reisser, fegt heran wie aus «Mad Max», wirft dabei mit Sand und Steinen und kommt dann zum Stopp. Ganz, ganz leise. Gestatten: extreme Elektromobilität.

Auf zur Mitfahrt. Ins 1,86 Meter hohe Rallye-Monster zwängen, festzurren. Los. Und wie! Das wilde Gedrifte der Pilotin erinnert an eine Fahrt im Dakar-Rallye-Mini. Achterbahn. Wow! Zwar prasselt ohrenbetäubend der Kies gegen den Unterboden, aber kein Verbrenner röhrt. Wir springen meterweit über Hügel. Was für eine Fahrt!

Dakar-Siegerin am Steuer

Erst nach der heftigen Runde frage ich nach links: «Du bist ...?» Zurück kommt mit einem Lachen: «Ich bin die Jutta Kleinschmidt!» Aber hallo! Jedes Zweierteam in der neuen Rennserie Extreme E besteht aus Mann und Frau. Cracks wie Carlos Sainz (59) und Sébastien Loeb (47), Cristina Gutiérrez (30) und Sara Price (28). Oder «die Jutta Kleinschmidt» (59), einzige Rallye-Dakar-Siegerin, die im Team Abt-Cupra im Wechsel mit Mattias Ekström (43) das Volant in die Hand nimmt.

Technisch ist die Extreme E eine Formel E auf Stollenreifen. Identische Basis für alle – von Teams wie jenem der spanischen Seat-Sporttochter Cupra und Tuner Abt (D) nach Gusto eingepackt. So ein E-Cupra Abt XE1 hat 544 PS (400 kW) und 920 Nm bei 1/min aus zwei E-Motoren. So saust der 1780-Kilo-Allradler in 4,5 Sekunden auf 100 und bis auf 200 km/h Spitze. Der Akku im 4,40 Meter langen und 2,30 Meter breiten Riesen hat 54 kWh – und kommt von McLaren.

Rennsport mit Starkstrom

Und im Rallye-Camp brummt im Hintergrund ein Diesel-Stromaggregat? Nein, der Strom stammt aus wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen und Solarkraft: Extreme E will klimaneutral sein und keinen hässlichen Öko-Fussabdruck in den Sand stampfen. Das Fahrerlager campiert auf dem Ex-Postschiff «St. Helena», das dazu gar auf Öko getrimmt wurde (hier mehr zu Schifffahrt und Umwelt).

Gefahren wird, auf den ersten Blick widersinnig, an Orten, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind: Motorsport in CO2-Krisengebieten quasi, von Wüste (Saudi-Arabien) über Küste (Senegal) bis zum Amazonas und Inseln wie Sardinien oder am 28. und 29. August im leider eben gar nicht mehr ewigen Eis Grönlands. Macht sowas Sinn?

Klimaschutz per Rallye?

Lange und ergebnislos könnte man streiten, ob eine Rallye-Serie die richtige Note für Elektromobilität und gegen Klimawandel ist. Wie die Formel E oder die ETRC (Strom-Tourenwagen) wird Extreme E anfangs einen schweren Stand bei Fans haben und ist wie jeder Motorsport ja auch Entwicklungstool der Hersteller und Publicity pur. Bei Cupra etwa verweist man damit auch auf den ersten Serien-Stromer Born.

Aber dass Motorsport ohne Motorlärm kein Motorsport sei, dürfte parallel zum Verbrennungsmotor mit der Zeit in der Abstellkammer der Automobilgeschichte landen – weil sich Zeiten ändern. Vor Jahren war undenkbar, dass jeder zehnte Neuwagen der Schweiz (Januar–Juli 2021) rein elektrisch fährt. Und der Nicht- und Unwetter-Sommer dürfte Klimawandel-Zweifler an sich zweifeln lassen.

Rennen live übertragen

Übrigens sind nicht nur Fahrerinnen und Fahrer hochkarätig. Zu den Teams zählt bei Extreme E beispielweise je eins der Rennfahrer Lewis Hamilton (36) und Nico Rosberg (36). Auch der US-Rennstall Andretti ist dabei, sogar Hispano-Suiza oder eben Abt-Cupra – und 2022 will McLaren mitmischen. Gefahren wird diese Saison im K.O.-System à la Rallyecross; samstags Qualifyings, sonntags Halbfinals und Finale, was man auf MySports One und auf Extreme-e.com live verfolgen kann. So oder so wird die Extreme E auf jeden Fall Spass machen – und Staub aufwirbeln.

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