Konzepte der letzten 70 Jahre
Visionen der Vergangenheit

Wenn kreative Köpfe ihren Ideen freien Lauf lassen: Seit Beginn des Automobils entstehen Jahr für Jahr neue Concept-Cars. Manche schaffen es in die Serie, andere bleiben nur exzentrische Statements ohne Realitätsbezug. Eine Reise zurück in die Zukunft.
Publiziert: 15:59 Uhr
Ein modernes Konzept, das an ein altes Modell erinnert: der Renault R17.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Retro-Konzeptautos: Von futuristischen Designs bis zu revolutionären Technologien
  • Einzigartige Merkmale: Kernreaktor-Antrieb, Glasdächer und bewegliche Karosserien
  • Zeitspanne der vorgestellten Konzepte: 70 Jahre, von 1951 bis 2021
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Aktuell trumpft vor allem Renault mit vielen Retro-Stromern auf. Doch auch Konzepte wie der kürzlich an der Pariser Autoshow enthüllte R17 überraschte viele Fans und Nicht-Fans der Marke. Wir listen hier die prägendsten und wichtigsten Konzepte der vergangenen 70 Jahre, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

1951: GM Le Sabre

Foto: General Motors

Die Idee des GM Le Sabre kam von Harley Earl (1893–1969), dem Leiter der Designabteilung bei GM. Earl wollte das Aussehen moderner Düsenjäger mit umlaufender Windschutzscheibe und Heckflossen ins Automobildesign integrieren. Das Konzeptauto erhielt einen V8-Motor, beheizte Sitze, aufklappbare Scheinwerfer – und diente Earl nach Abschluss der Showtour für zwei Jahre als persönliches Auto.

1955: Lincoln Futura

Foto: Ford Motor Company

Der Name des Lincoln Futura war Programm: Während US-Strassenkreuzer in den 1950er-Jahren gerundet gestaltet wurden, dominierte beim Futura die harte Kante mit eckigen Scheinwerfern, spitzen Heckflossen und einem Glasdach mit zwei Kuppeln. Mitte der 1960er-Jahre kaufte der amerikanische Designer George Barris (1925–2015) das Konzeptauto, um daraus sein Filmmobil für die Batman-TV-Serie von 1966 zu bauen.

1958: Ford Nucleon

Foto: Ford Motor Company

Mit dem Nucleon brach Ford 1958 in eine strahlende Zukunft auf. Das Auto sollte mit Uranbrennstoff über einen Mini-Kernreaktor zwischen den Hinterrädern angetrieben werden: Die Wärme sollte über eine Dampfturbine für den Vortrieb sorgen. Eine Reaktorfüllung hätte den Nucleon rund 8000 Kilometer weit fahren lassen. Mögliche Verkehrsunfälle? Spielten im Zukunftswahn keine Rolle. Ford baute die Studie nur im Massstab 1:2,66 und nie in Serie. Wohl besser so.

1967: Lamborghini Marzal

Foto: Lamborghini

Am Genfer Autosalon 1967 präsentierte Lamborghini die Studie Marzal. Später kam eine Serienversion als Espada auf den Markt, aber ohne die spektakulären Einsichten des Vierplätzers: Rund 4,5 Quadratmeter Glas in Flügeltüren und Dach sorgten für Durchblick. 2011 wurde er am Concorso d’Eleganza Villa d’Este am Comersee (I) für rund 1,5 Millionen Euro versteigert.

1968: Alfa Romeo Carabo

Foto: Stellantis

Noch ein Donnerkeil: Marcello Gandini (1938–2024) gestaltete den im Jahr 1968 am Pariser Autosalon vorgestellten Alfa Romeo Carabo. Besonderes Merkmal des Concept-Cars: die nach oben öffnenden Scherentüren, die danach quasi zum Standard für Supersportwagen wurden. Und mit der Keilform samt Stummelheck zeichnete Gandini die Blaupause für seine kommenden Zwölfzylinder-Boliden bei Lamborghini.

1970: Ferrari 512 S Modulo

Eindrücke von der «Monterey Car Week 2018»
Foto: zvg

Den Ferrari 512 S Modulo zeichnete Paulo Martin (80) im zarten Alter von 26 Jahren. Enthüllt wurde er 1970 am Genfer Autosalon, gewann Designpreise in Serie. Für die Serienproduktion reichte es dennoch nicht: Der Autosammler James Glickenhaus (73) kaufte das Concept-Car 2014. Angetrieben wird die Studie ohne Türen – zum Einstieg schiebt man die Dachhülle nach vorn – mit einem 550 PS starken V12 unter der Loch-Haube.

1978: Lancia Sibilo

Foto: Stellantis

Aus dem Serienauto Lancia Stratos modellierte Marcello Gandini (1938–2024) 1978 den Lancia Sibilo. Die Karosserie besteht aus handgehämmertem Stahl, die Felgen sind aus Holz, die Türen aus Plexiglas. Für den Antrieb sorgte der 2,4-l-V6 aus dem Stratos. Zukunftsweisend? Definitiv: Heute gehören seine Details wie digitale Instrumente und das handschmeichelnd geformte Lenkrad zum Auto-Standard.

1980: Aston Martin Bulldog

Foto: Aston Martin

Der von William Towns (1936–1993) entworfene Aston Martin Bulldog wurde 1980 vorgestellt. Viele Details der bissigen Studie wirkten damals schräg, finden sich aber an heutigen Modellen wieder – etwa die elektrisch betätigten Flügeltüren oder die Rückfahrkamera samt Monitor. 2020 wurde der 700 PS starke Bulldog komplett restauriert und ist seit 2022 wieder an Klassiker-Events zu sehen.

1989: Plymouth Voyager 3

Foto: zVg

Sie sollte die Konkurrenz abhängen: Die US-Marke Plymouth schuf 1989 mit dem Voyager 3 eine Minivan-Studie. Wie bei einem Sattelzug liessen sich Fahrerhaus und Passagierbereich trennen; die hier eingefahrenen Hinterräder der Frontkabine machten diese auch allein fahrfähig. Der Antrieb mit einem Motor je Fahrzeugteil schaffte es nie in die Serie – das grosse Glasdach schon.

1997: Opel Corsa Moon

Foto: Stellantis

Opel wollte 1997 die Fortschrittlichkeit der Corsa-Baureihe zeigen und präsentierte den Corsa Moon. Das Konzept basiert auf dem Corsa B, das Auto erhielt jedoch zwei Satellitenschüsseln, Solarzellen und eine spezielle «Mondbereifung» aus Stahlgeflecht. Opel hatte nur äusserliche Änderungen vorgenommen. Das Einzelstück schlummert heute in der Werksammlung von Opel in Rüsselsheim (D).

Drei Fragen an einen Autodesigner

Wie entwirft man eigentlich ein Concept-Car? Wir fragten Samir Sadikhov (34) einen der Auto-Designer bei Genesis.


Wie starten Sie mit einem Konzeptauto?

Wir erhalten von unserem Chef-Designer Luc Donckerwolke eine Richtungsvorgabe, wie das Fahrzeug aussehen soll. Als Erstes skizzieren wir die Silhouette der Seitenansicht des Fahrzeugs. Denn diese Ansicht ist die wichtigste, um Volumen und Proportionen richtig zu setzen.

Steht die Farbe von Anfang an fest?

Zu Beginn sprechen wir gar nicht über die Farbe, denn während des Designprozesses sind die Modelle silbern. So können wir die Proportionen besser beurteilen. Wir bauen dann diverse Modelle aus Schaum oder Ton, um ihre Qualitäten zu beurteilen und zu verfeinern. Die Veredelungs- und Farbabteilung wird erst dann beteiligt, wenn die Gestalt des Konzeptautos festgelegt und bereit für die Entwicklung ist.

Wie lange arbeitet ihr als Team an einem solchen Concept-Car?

Bei Konzepten benötigen wir viel weniger Zeit für das Design als bei einem Serienauto. Normalerweise dauert es etwa ein Jahr; für den Genesis X Cabrio waren wir in rund 45 Tagen fertig. Ich habe 15 Tage für das Design benötigt, dann hat es einen Monat gedauert, um das Fahrzeug zu bauen. Wenn die Vorgesetzten wissen, was sie wollen, können wir Designer schneller arbeiten, da das Ziel dann klar ist.

Samir Sadikhov vor einem Genesis-Concept-Car.
Lorenzo Fulvi

Wie entwirft man eigentlich ein Concept-Car? Wir fragten Samir Sadikhov (34) einen der Auto-Designer bei Genesis.


Wie starten Sie mit einem Konzeptauto?

Wir erhalten von unserem Chef-Designer Luc Donckerwolke eine Richtungsvorgabe, wie das Fahrzeug aussehen soll. Als Erstes skizzieren wir die Silhouette der Seitenansicht des Fahrzeugs. Denn diese Ansicht ist die wichtigste, um Volumen und Proportionen richtig zu setzen.

Steht die Farbe von Anfang an fest?

Zu Beginn sprechen wir gar nicht über die Farbe, denn während des Designprozesses sind die Modelle silbern. So können wir die Proportionen besser beurteilen. Wir bauen dann diverse Modelle aus Schaum oder Ton, um ihre Qualitäten zu beurteilen und zu verfeinern. Die Veredelungs- und Farbabteilung wird erst dann beteiligt, wenn die Gestalt des Konzeptautos festgelegt und bereit für die Entwicklung ist.

Wie lange arbeitet ihr als Team an einem solchen Concept-Car?

Bei Konzepten benötigen wir viel weniger Zeit für das Design als bei einem Serienauto. Normalerweise dauert es etwa ein Jahr; für den Genesis X Cabrio waren wir in rund 45 Tagen fertig. Ich habe 15 Tage für das Design benötigt, dann hat es einen Monat gedauert, um das Fahrzeug zu bauen. Wenn die Vorgesetzten wissen, was sie wollen, können wir Designer schneller arbeiten, da das Ziel dann klar ist.

2016: BMW Vision Next 100

Foto: BMW AG

Zum 100. Geburtstag beschenkte BMW sich 2016 selbst und feierte mit der futuristischen Studie BMW Vision Next 100. Für das Fahrzeug verwendete BMW Stoffe aus Recyclingmaterial oder nachwachsenden Rohstoffen – ein Ausblick auf die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft. Im autonomen Modus lässt sich das Lenkrad ins Armaturenbrett versenken – das ist noch immer Zukunftsmusik.

2020: Mercedes AVTR

Foto: Mercedes-Benz AG - Global Communications Mercedes-Benz Cars & Vans

In Las Vegas stellten Daimler-CEO Ola Källenius (55) und Regisseur James Cameron (70) den Mercedes AVTR vor. Das Konzeptfahrzeug verkörpert die Vision von Mobilität in einer fernen Zukunft. Es erkennt den Fahrer an der Atmung, trägt rund 20'000 Leuchtdioden und 33 hexagonale, in alle Richtungen bewegliche Klappen am Heck. Witziges Detail: Der Mercedes kann seine Räder querstellen und seitwärts rollen.

2021: Audi Skysphere Concept

Foto: Audi AG

Kreiert wurde der offene Zweisitzer Audi Skysphere Concept in Audis US-Designstudio in Malibu. Das 2021 präsentierte Konzept sollte einen Ausblick auf Audis künftige Designsprache geben. Per Knopfdruck lässt sich die Karosserie verlängern, so streckt sich der Stromer von 4,94 auf 5,19 Meter. In der verlängerten Karosserie lässt man sich fahren: Das Lenkrad und die Pedale verschwinden ins Armaturenbrett.

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