Es gab Jahre, da lag die Currywurst-Produktion in Volkswagens werkseigener Fleischerei höher als der Autoabsatz. Der Imbiss-Klassiker gehörte sozusagen zur DNA von Europas grösstem Fahrzeugbauer. Umso lauter war der Aufschrei, als VW letzten Sommer verkündete, die Currywurst von der Speisekarte seiner grössten Kantine im Markenhochhaus der Unternehmenszentrale Wolfsburg (D) zu streichen. Und fortan nur noch vegetarische und vegane Gerichte anzubieten.
Sogar Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (77) schaltete sich in die Diskussion ein und kämpfte unter #RettetdieCurrywurst um den Erhalt des «Kraftriegels der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion». Wenn er noch im Aufsichtsrat von VW sässe, hätte es so etwas nicht gegeben, empörte sich Schröder auf der Social-Plattform Linkedin.
«Nicht gegen die Currywurst»
Nicht nur bei Volkswagen war man überrascht, welch hohe Wellen die Debatte über weniger Fleischverzehr schlug – weit über den Tellerrand des Unternehmens hinaus. «Dabei war von vornherein klar: Es geht nicht gegen die Currywurst, die wir nach wie vor in allen anderen Kantinen des Werkes anbieten», äussert sich jetzt Nils Potthast, Leiter der VW-Gastronomie, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur – ein halbes Jahr nach dem Currywurst-Gate. Man habe nach der Umstellung des Speiseplans im Gegenteil sensationelle und durchweg positive Resonanz der Gäste erhalten – «aus dem Verwaltungsbereich genauso wie aus der Produktion». Schliesslich wollte man mit dem neuen Angebot mehr schmackhafte Alternativen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereitstellen. Die gebe es nun und sie würden toll angenommen. Auch das Küchenpersonal würde hundertprozentig hinter dem neuen Konzept stehen.
Und wenn einem in der VW-Hochhauskantine doch plötzlich die Fleischeslust packt? Dann müsse man laut VW-Angaben nur die Strassenseite wechseln – im dortigen Restaurant sei die geliebte Currywurst weiterhin erhältlich.