Auf einen Blick
- Maserati-Winterfahrtraining: Elektroautos auf Schnee und Eis getestet
- Enorme Leistung fordert viel Feingefühl
- Ab 2025 wird jedes Maserati Modell elektrisch angeboten
Schneebedeckte Strassen sind für viele Autofahrer blanker Horror. Bei plötzlichen Wintereinbrüchen wie Ende November dieses Jahres sind sie besonders gefährlich – wer dann noch mit Sommerreifen fährt, hat keine Chance. Aber auch mit passender Bereifung kann eine vereiste Strasse schnell zu Traktionsverlust führen und das Auto ins Rutschen bringen.
Doch Schnee und Eis kann im richtigen Auto und mit der richtigen Fahrtechnik auch spassig sein. Im Winterfahrtraining von Maserati sind wir mit den neusten Stromermodellen auf Schnee und Eis unterwegs und tasten uns an die Grenzen der Fahrzeuge und der Physik heran – und manchmal auch darüber hinaus.
Stille Zukunft
Die Teststrecke befindet sich in Livigno (I). Das italienische Skiresort auf 1816 m ü. M. bietet die perfekten Bedingungen für Wintertests. Zur Strecke fahren wir im Maserati Grecale, in der elektrischen Fologore-Version sowie mit V6 als Trofeo. Nach dem Gran Turismo ist es bereits das zweite Modell, das Maserati elektrifiziert.
Und ab kommendem Jahr bietet Maserati jedes Modell in einer elektrischen Version an, ganz nach dem Plan des Stellantis-Konzerns. Die beiden Grecale-Versionen sind sich erstaunlicherweise sehr ähnlich. Neben fehlenden Motorgeräuschen und dem sofortigen Antritt der Elektromotoren ist der Stromer fast gleich zu fahren. Selbst das zusätzliche Batteriegewicht von rund 400 Kilogramm macht sich in den Kurven nicht stark bemerkbar.
Sichere Sache
Doch für die schönen Passstrassen sind wir nicht hier, und wenig später sitzen wir bereits neben unserem Instruktor auf der Teststrecke. Die erste Runde fängt gemächlich an. Der Grecale Folgore überlässt dabei seinen Assistenzsystemen die grösste Arbeit. Die über 500 PS Leistung werden auch bei durchgetretenem Pedal so verringert, dass wir in jeder Kurve zwar langsam, dafür sicher wie auf Schienen fahren.
Doch dann wird in den Sportmodus gewechselt und die Stabilitätskontrolle (ESC) deaktiviert. Auf öffentlichen Strassen ist davon dringendst abzuraten, aber unser Instruktor behält bei seiner Demofahrt ganz locker die Kontrolle übers Fahrzeug. Den Schluss der Einführungsrunde beenden wir spektakulär mehr quer als gerade – und unser Puls wird schon mal etwas schneller. Und dann sind auch schon wir an der Reihe.
Rutschiges Vergnügen
Bereits nach der ersten Kurve wird klar, weshalb die elektronische Stabilitätskontrolle erfunden wurde. Denn durch den direkten Leistungsabruf des elektrischen SUVs bricht das Heck schneller aus, als wir Folgore sagen können. Das zusätzliche Gewicht des Grecale hilft aber enorm, den SUV ruhig zu halten und nach einigen Runden schlittern wir bereits kontrolliert und einigermassen flott um die orange leuchtenden Leitkegel.
Doch die wahre Kür verbirgt sich hinter dem Gran Turismo Folgore: Drei E-Motoren mit 761 PS (560 kW) und 1350 Nm Drehmoment bringen so viel rohe Power, dass selbst auf trockenen Asphaltstrassen Gefahr besteht, die Kontrolle über das vehement beschleunigende Fahrzeug zu verlieren. 2,5 Sekunden auf Tempo 100, eine Beschleunigung, die definitiv nicht für vereiste Strecken gedacht ist.
Kein Wunder also, drehen wir uns bei unseren ersten Versuchen gleich mehrmals um die eigene Achse. Das Geheimnis zur perfekten Fahrt wird uns aber einige Kurven später bewusst: eine sehr feine Dosierung des Gaspedals. Ansonsten lässt sich die massive Leistung unmöglich bändigen. Doch dann klickt es und wir fühlen uns beim Driften schon fast wohler als beim Geradeausfahren. Und das macht süchtig: Auf dem Rückweg vom Testgelände, wieder auf öffentlichen Strassen, brauchts viel Zurückhaltung, um nicht in jeder Haarnadelkurve das Heck bewusst ausbrechen zu lassen.