Nach einer längeren Phase mit Top-Ergebnissen brach das Geschäft bei Stellantis in den letzten zwölf Monaten richtiggehend ein. Der Gewinn reduzierte sich von zuletzt 10,9 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2023 auf noch 5,9 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024.
Deshalb droht Stellantis-CEO Carlos Tavares (65), mit den wenig profitablen oder gar defizitären Marken in seinem total 14 Marken umfassenden Imperium Schluss zu machen. Laut dem deutschen Fachblatt «Automobilwoche» sagte der knallharte Manager: «Wenn sie kein Geld einbringen, werden wir sie schliessen. Wir können es uns nicht leisten, Marken zu haben, die kein Geld einbringen.» Tavares betonte dabei, dass es «absolut kein Tabu» in Fragen der betroffenen Marken gäbe.
Maserati auf dem Prüfstand
Kein Tabu? Da muss sich wohl in erster Linie die Traditionsmarke Maserati Sorgen machen. Die italienische Luxussportmarke verbuchte im ersten Halbjahr 2024 erneut einen operativen Verlust – diesmal in Höhe von 82 Millionen Euro. In den ersten sechs Monaten 2024 verkaufte Maserati gerade noch 6500 Fahrzeuge.
Halbjahresgewinne Stellantis seit der Gründung 2021
Periode | Euro |
2. Halbjahr 2021 | 7,5 Mia. |
1. Halbjahr 2022 | 8,0 Mia. |
2. Halbjahr 2022 | 8,8 Mia. |
1. Halbjahr 2023 | 10,9 Mia. |
2. Halbjahr 2023 | 7,7 Mia. |
1. Halbjahr 2024 | 5,9 Mia. |
Aber auch für Alfa Romeo, eine weitere traditionsreiche Marke im Stellantis-Konzern, könnte die Luft dünn werden. Obwohl Tavares selbst keine Markennamen nannte, rechnen mehrere Analysten damit, dass der Druck insbesondere auf Maserati, Alfa Romeo, den Citroën-Nobelableger DS und auch die bei uns nicht vertretene US-Marke Chrysler gross werde. So sollen endlich jene Gewinnmargen abliefern, die dem Anspruch des erfolgsverwöhnten Managers gerecht werden, um zu den profitabelsten Autobauern der Welt zu gehören.
Opel hochprofitabel
Wohl noch etwas weniger gross ist der Druck dagegen bei Fiat und der US-Marke Dodge, die beide erst mit ihrer Transformation zur Elektromarke begonnen haben. Aber neben Schatten gibts auch Licht – sprich: hochprofitable Marken. Zu denen gehört – überraschend, wenn man nur die Absatzzahlen in der Schweiz betrachtet – Opel. Der 2017 von der damaligen PSA-Gruppe übernommene deutsche Autobauer ist gemäss Stellantis-Boss Tavares «hochgradig profitabel» und offenbar das neue Lieblingskind des CEO. «Opel entwickelt sich gut», freut er sich. Ebenfalls zu den «Unantastbaren», weil erfolgreichen Konzernmarken, zählen die beiden französischen Marken Citroën und Peugeot sowie die amerikanische Perle Jeep.
Das Aussortieren der zu wenig profitablen Hersteller Maserati, Alfa Romeo oder DS und der Verkauf von stillgelegten Marken könnte die restlichen, erfolgreichen Marken im Konzern weiter stärken. Eine Fokussierung würde auch ihre Differenzierbarkeit wieder steigern und gleichzeitig helfen, weitere Kosten (zum Beispiel Marketingbudgets) zu senken. Stillgelegte Marken? Gerüchten zufolge will Italiens Regierung Stellantis dazu bringen, Autobianchi und Innocenti an chinesische Hersteller zu verkaufen, die dann in Italien für eine Renaissance der italienischen Autoindustrie sorgen sollen.
Bleibt abzuwarten, wie lange der erfolgsverwöhnte Konzernlenker Tavares noch Geduld haben wird.