30 Jahre Koenigsegg an der Auto Zürich 2024
Vom Feuer ins Glück

Christian von Koenigsegg hatte schon als Kind die Vorstellung, dass er einmal die besten Sportwagen der Welt bauen wird. Zu den teuersten gehören seine Megacars heute auf jeden Fall. An der 37. Auto Zürich feiert die schwedische Manufaktur ihren 30. Geburtstag.
Publiziert: 09.11.2024 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2024 um 17:15 Uhr
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1996 ist der von David Crafoord gezeichnete Prototyp des ersten Modells, bezeichnet als CC, fertig, angetrieben von einem Audi-Achtzylinder.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Koenigseggs Erfolgsgeschichte begann trotz Rückschlägen
  • Christian von Koenigsegg gründete die Automarke mit 22 Jahren
  • Erstes Produktionswerk brannte nieder, neues Zuhause auf Militärflughafen
  • Agera RS wurde 2017 das schnellste Serienfahrzeug der Welt
  • Neue Modelle wie Gemera und CC850 stark nachgefragt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Peter Ruch

In der Nacht auf Samstag, 23. Februar 2003, bricht in der Küche eines alten Bauernhauses im schwedischen Margretetorp ein Feuer aus. Zum Glück steht die Eröffnung des Genfer Salons kurz bevor. So arbeiten draussen in der Scheune noch ein paar Ingenieure und Handwerker fieberhaft an der Fertigung des Koenigsegg CC8S, der auf der Messe seinen grossen Auftritt haben soll. Sie können den Brand zwar nicht löschen, aber das Fahrzeug sowie Werkzeuge und ein paar Ersatzteile retten; die erste Produktionsstätte der 1994 gegründeten Marke Koenigsegg indessen brennt komplett nieder.

Was indirekt auch zum Glücksfall wird: Das Team kann auf einem ausgedienten Militärflughafen in Ängelholm (Schweden) einen alten Hangar beziehen – und da sind die Schweden auch heute noch daheim. Fast der ganze Flughafen gehört unterdessen ihnen, die ehemaligen Start- und Landepisten für Düsenjets sind das perfekte Testgelände für ihre Megacars, wie sie sie nennen. Hypercars bauen die anderen.

Nicht von schlechten Eltern

Erst gerade 22 Jahre alt ist Christian Erland Harald von Koenigsegg, als er seine eigene Automarke gründet. Die Vorfahren des heute 52-jährigen Schweden waren Ritter, das Adelsgeschlecht lässt sich bis ins Jahr 1171 zurückverfolgen. Von schlechten Eltern ist auch Christian nicht, sein Vater Jesko (85) ist erfolgreicher Unternehmer und der erste Investor bei seinem Sohn. Mutter Britta Aasa arbeitet als ehemaliges Model immer noch in der Modebranche. Als Sechsjähriger fährt Christian von Koenigsegg zum ersten Mal einen Gokart, «das war einer der besten Tage meines Lebens». Und bald schon ist ihm klar, dass er irgendwann die besten Sportwagen der Welt bauen will.

Doch der Weg dahin ist steinig – und führt auch über einige Umwege. 1996 ist der von David Crafoord gezeichnete Prototyp des ersten Modells, bezeichnet als CC, fertig, angetrieben von einem Audi-Achtzylinder. Dann will Christian von Koenigsegg einen Zwölfzylinder einbauen, einen ehemaligen Formel-1-Motor von Motori Moderni. Doch als der italienische Besitzer des Unternehmens stirbt, geht es nicht mehr weiter. Die Schweden können mehrere Jahre Entwicklungsarbeit auf die Müllhalde ihrer Geschichte werfen. Dafür begibt man sich dann in die Arme von Ford. Alle frühen Koenigsegg-Modelle verfügen über einen stark modifizierten amerikanischen 4,6-Liter-V8, der in seiner ersten Form im CC8S auf 664 PS (488 kW) kommt. So richtig erfolgreich sind die Schweden damals aber noch nicht. Vom CC8S entstehen vielleicht – niemand weiss es so ganz genau – sechs Stück, vom Nachfolger CCR (2004–2006) 14 Exemplare, vom CCX (2006–2010) dann wohl knapp 30.

Auf Irrwegen zum Erfolg

Im Juni 2009 biegt Christian von Koenigsegg dann kurz falsch ab. Zusammen mit Investoren will er den siechenden schwedischen Hersteller Saab übernehmen, für 600 Millionen Dollar. Zum Verständnis der Grössenordnungen: Koenigsegg hat damals 45 Mitarbeiter, die General-Motors-Tochter Saab 3400. Es kommt denn auch nicht gut, obwohl von Koenigsegg noch den staatlichen chinesischen Hersteller BAIC als Partner gewinnen kann. Schon im November 2009 wird das Projekt abgebrochen. Der Unternehmer hat reichlich Geld vernichtet und seinen bisher so guten Ruf nicht eben verbessert.

Das Geld würde aber dringend im eigenen Haus gebraucht, denn unterdessen hat Koenigsegg seinen eigenen Motor entwickelt, einen Fünfliter-Achtzylinder, der ab 2010 in ein neues Modell, den Agera, eingebaut wird. Trotz wilden 973 PS (716 kW) kommt der zu Beginn nicht wirklich vom Fleck, die Entwicklungszeit ist zu kurz gewesen, technische Probleme bremsen ihn ein. Danach wird es unübersichtlich: Es gibt den Agera auch als HH, als N, als R, als S, als X, als XS, als One:1, als RS (457,94 km/h schnell, 2017 das schnellste Serienfahrzeug der Welt), als RSN/RST, als RSR, als RS1 und schliesslich noch als Final; keine zwei Agera sind gleich. Doch die Individualisierungsprogramme bringen den Schweden Geld in die Kasse (auch interessant: Königliche Jagd nach Rekorden).

Stärker, schneller, flexibler

Auf den Agera folgt der Regera (80 Exemplare). Aktuell werden der bis zu 1622 PS (1193 kW) starke Jesko (von 0 auf 400 km/h und wieder auf 0 in 27,83 Sekunden), der Gemera und der CC850 angeboten, selbstverständlich alle streng limitiert. Es sei denn, Koenigsegg wird von der Nachfrage überrascht. Dann baut man auch ein paar Fahrzeuge mehr. Vom 1404 PS (1033 kW) starken CC850 waren 50 Stück geplant, unterdessen sind es schon 70. Basispreis: etwas über drei Millionen Euro pro Exemplar.

Überhaupt sind die Schweden sehr flexibel: Der Gemera wird als Plug-in-Hybrid angekündigt, sein selbst entwickelter Zweiliter-Dreizylinder als «tiny friendly giant» bezeichnet. Der «winzige, freundliche Riese» soll zusammen mit drei Elektromotoren den ersten Viersitzer der Marke antreiben. Doch den Kunden sind die 1400 System-PS wohl zu wenig, sie möchten lieber den Fünfliter-V8 (unterdessen 1500 PS stark) in Zusammenarbeit mit den 800 Strom-PS. Das macht den Gemera mit insgesamt 2300 Pferdestärken (1692 kW) und einem maximalen Drehmoment von 2750 Nm zum derzeit stärksten Serienauto der Welt. Basispreis: etwas über zwei Millionen Euro.

Auto Zürich 2024 – Das musst du wissen

Es ist der grösste Auto-Event des Jahres: Nach dem Aus für den Genfer Autosalon ist die Auto Zürich die wichtigste Messe rund um Neuwagen und Auto-Mobilität. Mit über 60 Marken zeigt in diesem Jahr eine Rekordzahl an Ausstellern in der Messe Oerlikon, welche Modelle gerade frisch in die Händler-Schauräume gerollt sind oder in Kürze rollen werden.

Die perfekte Gelegenheit, Marken und Modelle zu vergleichen und sich umfassend zu informieren – oder die Traumwagen der exklusiven Edel-Marken oder im Oldtimer-Bereich zu bestaunen.

Datum/Öffnungszeiten: 7. bis 10. November, 10 bis 21 Uhr (Sa/So 10 bis 19 Uhr)
Ort: Messe Zürich
Eintrittspreise: Erwachsene 21 Franken; AHV/IV-Bezüger 12 Franken; Schüler/Studierende/Lernende 10 Franken; Abendtickets (Do/Fr ab 18 Uhr) 14 Franken; Familientickets (2 Erwachsene, 1–4 Kids bis 16 Jahre) 39 Franken; Dauerkarte 35 Franken
Infos: www.auto-zuerich.ch

Auto Zürich

Es ist der grösste Auto-Event des Jahres: Nach dem Aus für den Genfer Autosalon ist die Auto Zürich die wichtigste Messe rund um Neuwagen und Auto-Mobilität. Mit über 60 Marken zeigt in diesem Jahr eine Rekordzahl an Ausstellern in der Messe Oerlikon, welche Modelle gerade frisch in die Händler-Schauräume gerollt sind oder in Kürze rollen werden.

Die perfekte Gelegenheit, Marken und Modelle zu vergleichen und sich umfassend zu informieren – oder die Traumwagen der exklusiven Edel-Marken oder im Oldtimer-Bereich zu bestaunen.

Datum/Öffnungszeiten: 7. bis 10. November, 10 bis 21 Uhr (Sa/So 10 bis 19 Uhr)
Ort: Messe Zürich
Eintrittspreise: Erwachsene 21 Franken; AHV/IV-Bezüger 12 Franken; Schüler/Studierende/Lernende 10 Franken; Abendtickets (Do/Fr ab 18 Uhr) 14 Franken; Familientickets (2 Erwachsene, 1–4 Kids bis 16 Jahre) 39 Franken; Dauerkarte 35 Franken
Infos: www.auto-zuerich.ch

Jubiläum an der Auto Zürich

Die Geschäfte laufen momentan bestens in Schweden, die Lieferfristen liegen zwischen zwei und drei Jahren. Es gibt sogar Wartelisten für zukünftige Modelle, die noch gar nicht angekündigt wurden. Kürzlich machte Christian von Koenigsegg an der Monterey Car Week Andeutungen über ein kleineres, deutlich leichteres Fahrzeug, einen echten Sportwagen, der dann vom «tiny friendly giant», seinem persönlichen Lieblingsprojekt, angetrieben werden könnte. Seine treue Fangemeinde – von Koenigsegg wird von seinen «Jüngern» verehrt fast wie einst Enzo Ferrari oder aktuell Elon Musk – wollte dann gleich das Scheckheft zücken, doch der Schwede winkte lachend ab: «Zuerst bauen wir jetzt unsere neue Produktionshalle fertig, dann können wir unsere Kapazitäten verdoppeln.»

Ein Haar in seiner Suppe wird Christian von Koenigsegg eh nicht finden: Er leidet an einer seltenen Autoimmunkrankheit, ist stark allergisch auf sein eigenes Haar. Womit das mit seiner glänzenden Glatze auch geklärt wäre. Übrigens: Der Schwede misst fast 1,90 Meter. Das erklärt auch, weshalb seine Megacars nicht bloss für ihre Fahrleistungen, sondern auch für die grosszügigen Platzverhältnisse gerühmt werden.

An der 37. Ausgabe der Auto Zürich vom 7. bis 10. November rollt die SIC Carage AG einige exklusive Koenigsegg-Boliden aus der 30-jährigen Firmengeschichte an die Messe. Welche Modelle genau verrät die Garage mit Sitz im luzernischen Adligenswil nicht – man darf also gespannt sein.

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