Während in Europa die meisten Länder bereits Corona-Lockerungen vollzogen haben und diese, zumindest in der Schweiz, gut zu funktionieren scheinen, steht in Südafrika bereits wieder eine neue Infektionswelle vor der Tür.
Der südafrikanische Gesundheitsminister Joe Phaahla (64) äusserte am Freitag seine Bedenken bezüglich der steigenden Corona-Fälle im Land. «Wir haben erwartet, dass die fünfte Welle wahrscheinlich Mitte Mai oder Anfang Juni eintreten wird», so Phaahla anlässlich einer Pressekonferenz vom Freitag.
Doch diese Prognose gilt jetzt offenbar nicht mehr. Am Donnerstag meldete das Nationale Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) 4146 neue Corona-Fälle, wie das südafrikanische Newsportal «IOL» berichtet «Wie auch immer Sie es betrachten, es deutet darauf hin, dass wir tatsächlich viel früher in die fünfte Welle eintreten könnten», so Phaahla weiter.
Die vielen Corona-Infektionen sind auf die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 zurückzuführen.
Provinz Gauteng besonders stark betroffen
Die Fälle machen sich auch in den Krankenhauseinlieferungen bemerkbar. «In der Woche vom 18. April gab es einen Anstieg der Krankenhauseinweisungen von 346 in der Vorwoche auf 800 Einweisungen», so Phaahla. Gemäss dem Gesundheitsminister stelle dies noch keine Bedrohung für das Gesundheitswesen im Land dar. Dennoch sei es ein Trend, der eine Zunahme zeigt.
Besonders in der südafrikanischen Provinz Gauteng, in welcher die Städte Johannesburg und Pretoria liegen, wütet das Virus gerade stark. 53 Prozent der gemeldeten Fälle kommen von dort. Es ist nicht das erste Mal, dass Gauteng von Corona heimgesucht wird. Im November 2021 begann sich von dort aus die Omikron-Mutation über den Globus zu verbreiten. Nun sind es also BA.4 und BA.5, welche die Infektionszahlen in die Höhe treiben.
«Weniger besorgt, als bei der zweiten und dritten Welle»
«Wir wissen, dass die beiden Varianten wahrscheinlich in der Lage sein werden, die Immunität zu umgehen, wie es Omikron getan hat», sagt Marc Mendelson, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Groote Schuur Hospital in Kapstadt. Trotzdem sei man in Gesundheitskreisen weniger besorgt, so Mendelson weiter.
«Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich zuversichtlich, dass eine nachfolgende Welle wahrscheinlich nicht so schwerwiegend sein wird wie die zweite und dritte Welle.»
Für Südafrika kommen die steigenden Infektionszahlen zu einem denkbar schlechtem Zeitpunkt. Wegen schweren Überschwemmungen hat der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa (69) Mitte April den nationalen Katastrophenzustand ausgerufen. Die massiven Regenfälle haben Hunderte Tote gefordert und Zehntausende aus ihren Heimatstädten vertrieben. (ced)