Auf einen Blick
- Tiktok sperrt Schönheitsfilter für Jugendliche unter 18 Jahren
- Experten warnen vor negativen Auswirkungen auf Selbstwertgefühl und Körperbild
- Tiktok sperrt jährlich rund sechs Millionen minderjährige Nutzer
Die beliebte Social-Media-Plattform Tiktok kündigte am Dienstag weitreichende Änderungen an, um die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu schützen.
Wie der «Guardian» berichtet, wird die Plattform in den kommenden Wochen unter anderem den Zugang zu bestimmten Schönheitsfiltern für Nutzerinnen und Nutzer unter 18 Jahren sperren. Keine Panik: Lustige Filter wie Hasenohren oder Hundenasen bleiben weiterhin erlaubt.
Angstzustände, geringeres Selbstwertgefühl und Schönheitsoperationen
Betroffen sind Effekte wie «Gold Glamour», die Augen vergrössern, Lippen aufpolstern oder den Hautton verändern. Sie verändern das Gesicht in einer Weise, wie es Make-up nicht kann.
Die Problematik solcher Schönheitsfilter: Sie üben einen enormen Druck auf Jugendliche, insbesondere auf Mädchen, aus, makellos auszusehen. Dies kann schwerwiegende emotionale Folgen haben, wie beispielsweise Angstzustände. Einige Jugendliche berichten, dass sie nach der Anwendung von Filtern ihr natürliches Gesicht als hässlich empfanden.
Auch Experten sehen die Auswirkungen von Schönheitsfiltern auf Teenagern kritisch. Wie der «Spiegel» berichtet, deutet eine Studie aus dem Jahr 2019 darauf hin, dass die Verwendung solcher Filter mit einem geringeren Selbstwertgefühl und einer höheren Akzeptanz von Schönheitsoperationen einhergehen kann.
KI soll Nutzer unter 13 Jahren sperren
Die Sperrung bestimmter Filter für Jugendliche unter 18 Jahren ist nur eine von mehreren Massnahmen, die Tiktok angekündigt hat, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verbesserung der automatischen Alterserkennung, da viele Nutzer falsche Altersangaben machen – darunter auch Kinder, die das Mindestalter von 13 Jahren der Plattform nicht erfüllen.
Um dieses Problem anzugehen, will Tiktok noch in diesem Jahr ein neues automatisiertes System testen, das auf maschinellem Lernen basiert. Dieses System identifiziert unter-13-jährige Nutzer und sperrt die Konten automatisch. «Wir hoffen, dass uns dies die Möglichkeit gibt, mehr und schneller zu erkennen und zu entfernen», erklärt Chloe Setter, Leiterin für Kinderschutz-Politik bei Tiktok.
Schon jetzt sperrt Tiktok nach eigenen Angaben pro Monat rund sechs Millionen Konten wegen des Verdachts auf Nichterreichen des Mindestalters. Wer zu Unrecht gesperrt wurde, kann Widerspruch einlegen.
Regulierungen der grossen Online-Plattformen
Tiktok nennt in seiner Mitteilung keinen konkreten Grund für die Massnahmen. Die Plattform unterliegt allerdings den Anforderungen des Digital Services Acts der EU. Dazu gehört unter anderem die Verpflichtung, regelmässig mögliche Risiken für die Nutzerinnen und Nutzer zu analysieren und Massnahmen zu ergreifen, um diese Risiken zu minimieren.
In Grossbritannien wird kommendes Jahr ein neues Gesetz verabschiedet, das die Jugendschutzanforderungen erhöht. Die Schweiz arbeitet zurzeit an einer eigenen Regulierung der grossen Online-Plattformen.