Zuckerberg unter Druck
Darum sind die Facebook Files so brisant

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (37) steht mächtig in der Kritik. Interne Dokumente sind aufgetaucht. Sie zeichnen ein düsteres Bild vom weltgrössten sozialen Netzwerk. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Facebook Files.
Publiziert: 26.10.2021 um 21:18 Uhr
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Wirbel um Facebook. Dokumente beweisen, dass der US-Konzern jahrelang trotz interner Kritik nur wenig gegen Fake-News und Hass unternommen hat.
Foto: AFP

Es läuft gut bei Facebook: Das Unternehmen hat seinen Umsatz zwischen Juli und September erneut steigern können. Und zwar um satte 35 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Damit stieg der Umsatz auf 29 Milliarden Dollar, der Gewinn beläuft sich auf 9,2 Milliarden Dollar. Aktuell ist Facebook in mehr als 190 Ländern aktiv und Inhalte werden in mehr als 160 Sprachen veröffentlicht.

Trotzdem stehen der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und seine Firma heftig in der Kritik. Der Grund: die Facebook Files. Interne, brisante Dokumente, die an die Öffentlichkeit gelangten.

Was sind die Facebook Files?
Unter den Dokumenten, die den Medien zugespielt wurden, befinden sich unter anderem interne Studien, Chat-Verläufe von Angestellten, E-Mails und Präsentationen. Alles Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren.

Warum sind die Facebook Files so brisant?
Konkret geht es um Fake-News und Hass. Schon seit langem steht Facebook deswegen in der Kritik. Die internen Dokumente belegen: Sogar die eigenen Mitarbeiter warnten immer wieder davor und kritisierten, dass der Konzern zu wenig gegen Falschinformationen, Hetze und Gewaltdarstellungen unternehmen würde. Doch nichts geschah. Stattdessen blieb es weiterhin für Nutzer kompliziert, umstrittene Posts zu melden.

In den Berichten geht es auch darum, dass Facebook nach der US-Präsidentenwahl die Massnahmen gegen Falschinformationen schnell gelockert und dadurch Donald Trump und seinen Anhängern Raum für Behauptungen über Wahlfälschung gelassen habe. Am 6. Januar stürmten die Anhänger des abgewählten Präsidenten den US-Kongress in Washington.

Und nicht nur das: Zuckerberg soll laut einem Bericht der «Washington Post» einer Forderung der autoritären Regierung Vietnams zur Beschränkung «staatsfeindlicher» Beiträge nachgekommen sein.

Wie kamen die internen Dokumente an die Öffentlichkeit?
Die ehemalige Facebook-Produktmanagerin Frances Haugen hat die internen Dokumente zusammengetragen und schliesslich den Medien zugespielt. Die Whistleblowerin beschuldigt den Konzern, den Profit über die Sicherheit von Menschen zu stellen und dabei verheerende Folgen für Menschen, Demokratie und Gesellschaft in Kauf zu nehmen.

Damit steht Haugen nicht alleine da. Viele sind aufgebracht. Darunter auch US-Senator Richard Blumenthal. Seine Reaktion nach der Sichtung der Dokumente: «Diese erschütternden Dokumente belegen, dass die Facebook-Führung chronisch ernsthafte interne Alarmsignale ignoriert und den Profit über die Menschen gestellt hat.»

Taucht die Schweiz in den Facebook Files auf?
Nein. In der Schweiz konnten laut eigenen Angaben das Recherchedesk von Tamedia und «Das Magazin» die sogenannten Facebook Files studieren. Auswertungen spezifisch zur Schweiz seien nicht dabei, hiess es.

Und wie hat Facebook reagiert?
Zuckerberg hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. «Ich glaube, dass wir eine koordinierte Anstrengung sehen, durchgesickerte Dokumente zu verwenden, um ein falsches Bild von unserem Unternehmen zu zeichnen», sagte der Facebook-Gründer in einer Telefonkonferenz am Montag. Er argumentierte wie schon oft: «Die sozialen Netzwerke sind nicht die Hauptverantwortlichen für diese Probleme und können sie auch nicht alleine beseitigen.»

Und überhaupt würde man viel Geld in die Sicherheit investieren. «Ja, wir sind ein Unternehmen und wir machen Gewinne, aber die Idee, dass wir dies auf Kosten der Sicherheit und des Wohlergehens der Nutzer erzielen, missversteht, wo unsere geschäftlichen Interessen liegen», sagte ein Facebook-Sprecher. Die Wahrheit sei, dass man 13 Milliarden Dollar investiert habe und 40'000 Personen beschäftige, um für die Sicherheit der Nutzer zu sorgen.

Inzwischen befasst sich der US-Kongress mit den internen Dokumenten. Der Druck auf Mark Zuckerberg wächst. (jmh/AFP/SDA)


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