Unternehmer Dorian Selz (51) über die Silicon-Valley-Luft in Zürich
«Die grossen Techfirmen sind Fluch und Segen»

Der Standort Zürich erlebt eine Transformation: Von der Bankenmetropole zu einem Tech-Hub. Spezialisten erhalten Spitzensaläre. Das bringt Vor- und Nachteile.
Publiziert: 18.10.2021 um 14:21 Uhr
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Google in Zürich: Über 1000 Leute arbeiten am grössten Ableger des Konzerns in Europa.
Foto: Keystone

Zalando im Prime Tower, Google in der Europaallee, Facebook am Fuss des Üetlibergs: Die grossen Tech-Firmen bauen ihre Infrastruktur in Zürich stetig aus. Standortförderer freuen sich. Es gibt aber auch Nachteile.

«Die grossen ausländischen Techfirmen sind für den Standort Zürich Fluch und Segen zugleich», sagt der Unternehmer Dorian Selz (51) zu den Zeitungen von «Tamedia». «Durch Zürich weht derzeit ein steifer Silicon-Valley-Wind», sagt er.

Dazu gehören Spitzensaläre und ein harter Wettbewerb um die Abgänger der ETH und anderen Talentschmieden. «Die ICT-Konzerne saugen die Talente ab und schrauben die Löhne hoch», sagt Selz.

Strukturwandel an der Limmat

Er hat schon mehrere Firmen gegründet. So 2004 sein vorletztes Unternehmen Local.ch. Es gehört mittlerweile zur Swisscom.

Seinerzeit besass Google in Zürich erst ein Zweimannbüro am Limmatquai. Die Banken, sagt Selz, hätten die meisten ICT-Leute beschäftigt, «ehe sie viele der Jobs in kostengünstigere Länder auslagerten».

Heute würden die internationalen Techfirmen zusehends den Ton angeben. Die Stadt erlebe gerade eine Transformation – von einer Bankenmetropole hin zu einem der weltweit wichtigsten Tech-Hubs.

Hoher Einstiegslohn

Mit der Expansion von Google oder dem Zuzug von Zalando beschleunigt sich der Prozess. «Wer nicht mitmacht, wird abgehängt», sagt Selz. Er selbst musste die Löhne letztes Jahr um zehn Prozent anheben, um das Personal bei Laune zu halten.

Ein ETH-Absolvent, der als Software-Entwickler bei Google Zürich einsteige, erhalte einen Einstiegslohn von 120’000 bis 150’000 Franken. Bei seiner Firma seien es etwa 100’000 Franken. «Mittelgrosse ICT-Unternehmen wie wir können nicht mithalten», sagt Selz.

Noch schwieriger sei die Situation für Start-ups, insbesondere in der Anfangsphase. «Sie können eigentlich nur noch aus ihrem Freundes- und Familienkreis rekrutieren.» (ise)

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