Wer den Bachelor will, muss am Ende eigentlich eine Abschlussarbeit schreiben. Nicht so an der Wirtschaftsuniversität in Prag. Wer dort zum Herbstsemester an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre, ein Studium aufnimmt, muss nicht mehr in die Tasten hauen. Die schriftlichen Abschlussarbeiten werden durch ein sogenanntes Bachelorprojekt ersetzt.
Der Grund: der massive Anstieg der Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI) unter den Studenten. KI würde so gut wie immer die Arbeit machen und nicht der Student. Und das Problem: KI-Arbeiten seien nur schwer bis gar nicht zu erkennen. «Daher wird die klassische schriftliche Arbeit durch eine neue Form ersetzt, in der deutlich wird, dass es sich um die eigene Arbeit des Studierenden handelt», sagt Dekan Jiri Hnilica zum tschechischen «Forbes»-Magazin.
Diese Vorteile hat ein praktischer Bachelorabschluss
Nicht nur die KI ist ein grosses Problem, sondern auch Ghostwriter. «Derzeit ist es noch viel wahrscheinlicher, dass ein Student seine Arbeit von einer professionellen Agentur erledigen lässt als von KI. Leider gibt es davon viele», erklärt Hnilica. Seine Hauptargumente: Ein praktischer Bachelorabschluss bietet viel weniger Spielraum für Plagiate, und die Studenten nehmen viel mehr nützliche Erfahrungen mit ins Leben.
Wie genau kann eine solche praktische Abschlussarbeit aussehen? Die Wirtschaftsuni hat sich dazu bereits Gedanken gemacht. «Dabei handelt es sich entweder um ein Berufspraktikum, verbunden mit einem ausführlichen Bericht über ein Auslandsstudium, die Teilnahme an einem Forschungsprojekt der Fakultät oder ein konkretes Geschäftsprojekt.»
Ist die Einführung eines praktischen Bachelorabschlusses erlaubt?
Das Berufspraktikum kann unter anderem bei Partnerunternehmen der Hochschule erfolgen. Beim Geschäftsprojekt wird von den Studenten erwartet, dass sie ein eigenes Unternehmen gründen und starten. Wer seine Zukunft eher in der Forschung sieht, kann ein Forschungsprojekt an der Fakultät durchführen.
Bedenken, dass die Lehranstalt durch die Entscheidung in Konflikt mit dem Gesetz gerät, hat Hnilica nicht. «Die aktuelle Gesetzgebung erlaubt es uns, bestehende Bachelorarbeiten durch Bachelorprojekte zu ersetzen.»
Reportern des Bayerischen Rundfunks ist es in einem Experiment gelungen, eine 40-seitige Bachelorarbeit mithilfe von ChatGPT in nur drei Tagen zu schreiben. Ein Dekan der Universität Bamberg (D) bewertete die Abschlussarbeit. Struktur und Schreibstil wurden für gut befunden, allerdings erfand die KI einige Quellen.