Zoff um Massnahmen-Papier in Deutschland
Wieler will Lockdown, Lauterbach schneller impfen

Die Omikron-Welle ist laut dem deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler nicht zu verhindern. Darin sind sich die beiden Männer einig. Doch was die Massnahmen angeht, gehen ihre Meinungen auseinander.
Publiziert: 22.12.2021 um 15:29 Uhr
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RKI-Chef Wieler und Gesundheitsminister Lauterbach bei der Pressekonferenz am Mittwoch.
Foto: imago images

Deutschland bereitet sich auf die Omikron-Welle vor. Nur über die Massnahmen herrscht Uneinigkeit zwischen der Politik und der obersten Gesundheitsbehörde, dem Robert-Koch-Institut (RKI).

Am Dienstag hatte ein RKI-Massnahmenpapier für Wirbel gesorgt. Während die Ministerpräsidentenkonferenz erst ab dem 28. Dezember auf einen «Party-Lockdown» setzt, empfahlen die Wissenschaftler sofortige «maximale Kontaktbeschränkungen» sowie «maximale infektionspräventive Massnahmen». Das brisante Papier veröffentlichte das RKI ohne vorherige Abstimmung mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD).

Bei einer Pressekonferenz am Mittwochmittag stärkten sich Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler (60) nun zwar den Rücken. Die Unterschiede waren allerdings sichtbar.

«Etwa 2000 Corona-Tote pro Woche»

Lauterbach setzt weiterhin auf die Booster-Kampagne. Während die Delta-Welle nun gut im Griff sei, lasse sich die Omikron-Welle nicht mehr verhindern. «Unser wichtigster Baustein der Bekämpfung liegt darin, dass wir eine besonders offensive Booster-Kampagne fahren», erklärt Lauterbach. Er sagte allerdings auch: «Wir schliessen nichts aus.»

Ein klares Entgegenkommen in Richtung von RKI-Chef Lothar Wieler. Der machte bei dem gemeinsamen Auftritt deutlich, dass er Kontaktbeschränkungen für notwendig hält – und zwar nicht erst nach Weihnachten, wie es die Bund-Länder-Runde am Dienstag beschlossen hatte. «Je kleiner das Kontaktnetzwerk ist, desto weniger verbreitet sich das Virus», sagte Wieler. Die Inzidenz sei weiterhin zu hoch. «Woche für Woche werden weiterhin etwa 2000 Corona-Tote pro Woche registriert.» In zwei bis drei Wochen werde Omikron zudem dominieren.

Lauterbach über Knatsch: «Das sind Interna»

Die offensichtlichen Abstimmungsschwierigkeiten spielten beide herunter. Mehreren Fragen nach dem brisanten Massnahmen-Papier und seiner Reaktion wich Lauterbach aus: «Das sind Interna.» Man arbeite noch an der Kommunikation.

Nachdem Lauterbach das brisante Massnahmen-Papier und den RKI-Alleingang zuerst als «nicht ideal» bezeichnet hatte, lobte er die Behörde nach der Ministerpräsidentenkonferenz. «Ich lege viel Wert auf die wissenschaftliche Beratung auch durch das RKI, wir arbeiten Hand in Hand. Aber im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit des RKI kann es auch schon mal eine Forderung geben, die wir nicht sofort umsetzen», stellte Lauterbach noch am Dienstag in der ARD klar. Würde er nicht mehr zum RKI-Chef stehen, «dann sässe er nicht hier», sagte Lauterbach.

Und: «Wir schliessen nichts aus. Also wenn sich die Fallzahlen tatsächlich so entwickeln würden, dass auch ein harter Lockdown diskutiert werden muss, dann gibt es da keine roten Linien.» (kin)

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