Es war ein kühner Auftritt vor laufenden Kameras: Die Journalistin Serena Bortone (53) hat in ihrer Sendung «Che sarà» auf Rai 3 den Mächtigen die Stirn geboten. Sie zögerte nicht, eine aus dem Programm gestrichene Rede des Schriftstellers Antonio Scurati (54) vorzutragen. Scurati hatte Bortone zuvor persönlich seine Zustimmung für den cleveren TV-Schachzug gegeben.
Die umstrittene Rede fällt mit dem 25. April zusammen, dem Tag der Befreiung vom Faschismus in Italien. Sie thematisiert die dunkle Zeit des faschistischen Italiens von 1922 bis 1943. Scurati fordert darin zudem eine Distanzierung der aktuellen Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) von dieser Ideologie.
Der Feiertag wird, je nach Perspektive, unterschiedlich interpretiert. Manche sprechen eher vom Tag der Befreiung von den Nazis, von Befreiung vom Faschismus kann für sie keine Rede sein.
Serena Bortone hatte die Streichung der Rede, die ohne offizielle Begründung erfolgt war, bereits im Vorfeld der Sendung auf Social Media angeprangert. Sie wird nun von einigen als Heldin gefeiert, während sie von regierungsnahen Zeitungen und der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia attackiert wird. «La Repubblica» berichtet zudem von Disziplinarmassnahmen, die gegen Bortone vonseiten des Senders vorbereitet werden.
Politische Einflussnahme im italienischen TV
Bortone selbst äusserte ihre Verbundenheit mit dem TV-Sender: «Ich persönlich habe die Rai sehr gerne.» Sie habe dort «viele schöne Dinge tun können». Ihre Karriere bei Rai 3 begann sie bereits im Alter von 18 Jahren, seither arbeitete sie in diversen Funktionen für den Sender. Zwischenzeitlich war sie im Wahlkampf 2007 für den Partito Democratico (PD) aktiv, der Bortone unterstützt und vor einem «Bortone-Erlass» warnt.
Seit 2020 moderierte Bortone die erfolgreiche Sendung «Oggi è un altro giorno» im ersten Programm, bis sie 2023 unter der neuen Führung der Rai weichen und mit einem neuen Titel ins dritte Programm umziehen musste. Der aktuelle Skandal wirft ein Licht auf gravierende Veränderungen und politische Einflussnahme im öffentlich-rechtlichen Sender und stiess eine offenbar dringend nötige Debatte an.
Serena Bortone steht aufgrund ihrer Nähe zum PD und ihrer Positionierung als Antifaschistin und Feministin im Visier der Rechten. Trotz der harschen Kritik an ihr und anderen Journalisten, die sich gegen die Linie der Regierung gestellt haben, bleibt Bortone standhaft und wünscht sich, weiterhin «in Würde und Freiheit» für die Rai tätig zu sein.
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