Auf einen Blick
Nach fast vier Jahren als Vizepräsidentin im Weissen Haus ist Kamala Harris (59) laut Umfragen für einen Viertel aller Amerikaner noch immer ein unbeschriebenes Blatt. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin hat nicht sonderlich viel unternommen, um das zu ändern. Ihre öffentlichen Auftritte und ihre Pressetermine sind wahre Raritäten.
Und mit klaren Ansagen tut sie sich noch immer schwer. Das zeigte das Interview, das sie der TV-Sendung «60 Minutes» von CBS in der Nacht auf Dienstag gab. Immerhin wissen wir jetzt, was Harris mit Putin machen würde, was für eine Waffe sie besitzt – und warum sie eine gute Bundesrätin wäre.
Genau wie unsere Landesregierung will Harris laut eigener Aussage nämlich vor allem eines: Konsens schaffen. «Das habe ich in meinen vier Jahren im Weissen Haus gelernt: Die Amerikaner wollen Kompromisse und vernünftige Lösungen für ihre Probleme finden», sagte Harris auf die Frage, warum sie in so vielen Punkten (Migration, Gasförderung, Gesundheitswesen) in den vergangenen Jahren ihre Position geändert habe.
«Ich bin eine Kapitalistin»
Die Frage beantwortet hat sie damit zwar nicht. Aber wir wissen jetzt: Kamala Harris hätte – wäre sie nicht in Oakland, sondern in Othmarsingen geboren – absolut das Zeug zur Kollegialitätsprinzip-treuen Schweizer Bundesrätin.
Drei spannende Aussagen gabs obendrauf in Harris’ erstem seriösen Interview seit ihrer TV-Debatte gegen Donald Trump (78):
Die US-Demokratin sagte laut und deutlich: «Ich bin eine Kapitalistin.» Eine unvorstellbare Aussage für Vertreterinnen der linken Sparte ihrer Partei. Harris aber will damit betonen, dass sie etwas von Wirtschaft versteht – und dass die ganzen Kommunismus-Vorwürfe an ihre Adresse nichts als politischer Humbug sind.
Mit dieser Waffe geht Kamala Harris in den Schiessstand
Zudem unterstrich sie klar, dass sie sich nicht für Verhandlungen mit Wladimir Putin (71) treffen würde, solange die Ukraine nicht mit am Tisch sitzen dürfte. «Ein bilaterales Treffen mit ihm würde ich ablehnen. Die Ukraine muss über ihre Zukunft mitbestimmen können. Unsere Unterstützung darf jetzt nicht nachlassen.»
Und: Harris verriet dem CBS-Journalisten Bill Whitaker, dass sie eine Glock-Pistole besitze und auch schon mit ihr geschossen habe. «In einem Schiessstand, natürlich.»
That’s it. Mehr gab das mit Spannung erwartete Interview nicht her. Jene 25 Prozent der amerikanischen Wählerschaft, die Harris laut eigenen Angaben noch immer kaum kennen, dürften die dürftigen Minuten nicht vollends überzeugt haben.