Britischer «Kriegs-Premier»
Tony Blair nennt Bidens Rückzug «idiotisch»

Die Briten verlieren die Geduld mit dem mitunter gedankenverloren wirkenden «Sleepy Joe», wie US-Präsident Biden auch genannt wird. Der frühere Premier Blair nennt Bidens Rückzug «idiotisch» und Premier Johnson soll gesagt haben, «wir wären mit Trump besser dran».
Publiziert: 23.08.2021 um 01:04 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2021 um 07:36 Uhr
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Der damalige britische Kriegspremier Tony Blair ist verärgert über US-Präsident Joe Bidens Truppenabzug aus Afghanistan.
Foto: AFP

Harte transatlantische Töne: Der damalige britische Kriegspremier Tony Blair (68), der US-Präsident George Bush (75) bei der Afghanistan-Invasion im Oktober 2001 auf Fuss gefolgt war, zieht jetzt mit scharfen Worten über US-Präsident Joe Biden her (78).

In einem 2700-Wort-Artikel über die Bedrohung durch «radikalen Islam» verurteilt Blair den amerikanischen Präsidenten wegen seiner «tragischen, gefährlichen und unnötigen» Entscheidung, US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Blair bezeichnet Bidens Rückzug als «idiotisch» (engl. imbecilic) und sagt, dass der Schritt «jede dschihadistische Gruppe auf der ganzen Welt zum Jubeln bringt».

Blair zeigt auch Reue. Es habe damals «keine sicherere Alternative» zur Invasion gegeben. «Es besteht kein Zweifel, dass wir in den folgenden Jahren Fehler gemacht haben, einige davon schwerwiegend.» Auf Fehler seien «leider weitere Fehler» gefolgt: «Heute befinden wir uns in einer Stimmung, die die Einführung der Demokratie als utopischen Wahn und jede Intervention praktisch jeder Art als Dummheit zu betrachten scheint.»

«Beim Truppenabzug wurden keine Fehler gemacht»
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Biden-Interview zu Afghanistan:«Beim Truppenabzug wurden keine Fehler gemacht»

Russland, China und Iran füllen Vakuum

Dann Blairs Tiefschlag gegen Biden. Der Westen hätte Afghanistan nicht verlassen müssen: «Wir taten es im Gehorsam gegenüber einem schwachsinnigen politischen Slogan über die Beendigung der ‹ewigen Kriege›.» Dies, obschon Afghanistan sicher geworden sei, behauptet Blair: «In 18 Monaten hatte kein alliierter Soldat mehr sein Leben im Kampf verloren.»

Russland, China und der Iran, so Blair, werden die Lage ausnutzen und das von den Nato-Mächten hinterlassene «Vakuum» in Afghanistan füllen. Zudem könne sich niemand mehr auf Zusicherungen des Westens verlassen. Die Amerikaner und Briten hätten zumindest die «moralische Verpflichtung», so lange zu bleiben, bis «alle, die evakuiert werden müssen», evakuiert sind.

Briten wären «mit Trump besser dran»

Offenbar soll sich auch der amtierende britische Premier Boris Johnson (57) ausfällig über Biden geäussert haben. Dass sich Johnson und Bidens Vorgänger Donald Trump (75) bestens miteinander verstanden, ist kein Geheimnis. Die «Daily Mail» beruft sich auf britische «Kabinettsinsider», die offenbar behauptet haben, Biden habe sich mit dem schnellen US-Abzug als «gaga» und «plemplem» erwiesen.

Johnson soll Biden angeblich als «Sleepy Joe» bezeichnet haben – den Spitznamen prägte Trump. Johnson soll auch gesagt haben, dass Grossbritannien «mit Trump besser dran wäre» – was von der Downing Street, dem Amtssitz des Premiers, als «kategorisch unwahr» dementiert wurde.

Bidens Umfragewerte im Keller

Angesichts des Chaos in Afghanistan ist eine grosse Mehrheit der Amerikaner einer Umfrage zufolge unzufrieden mit dem Verlauf des von US-Präsident Biden angeordneten Truppenabzugs. 74 Prozent der Befragten gaben an, die USA hätten den Rückzug schlecht gehandhabt, wie der Sender CBS am Sonntag (Ortszeit) mitteilte – obwohl 63 Prozent einen Abzug der amerikanischen Streitkräfte an sich befürworteten.

Auch Bidens Zustimmungswerte nahmen deutlich ab: Nur noch 50 Prozent zeigten sich zufrieden damit, wie Biden seinen Job macht. Im vergangenen Monat waren es noch 58 Prozent, im März sogar 62 Prozent. Laut einer weiteren Umfrage würde Amtsvorgänger Donald Trump (75) Biden bei Wahlen heute schlagen. (kes)

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