Die westliche Welt jammert, weil sich nicht genügend Menschen impfen lassen wollen. Die afrikanische Welt jammert, weil sich nicht genügend Menschen impfen lassen können. Seit Beginn der Pandemie wird die Weltgesundheitsorganisation WHO nicht müde zu kritisieren, dass Entwicklungsländer bei der globalen Impfkampagne zu kurz kommen.
Da haben bisher auch Versprechen der Industrieländer, darunter auch der Schweiz, kaum geholfen. In Afrika sind derzeit neun Prozent der Menschen zweimal gegen das Virus geimpft. So wenige wie in keinem anderen Erdteil.
Zwei US-amerikanische Ärzte wollen nun Abhilfe schaffen, berichtet das Portal «npr.org». Bereits vor zwei Jahrzehnten entwickelten Peter Hotez and Maria Elena Bottazzi in Washington DC eine Impfung für Tropenkrankheiten, mit denen Pharmafirmen kaum Geld machen, etwa Schistosomiasis und Hakenwürmer. Als 2003 Sars ausbrach, entwickelten die beiden ihre Impfung weiter, doch als sie einsatzfähig war, war der Sars-Ausbruch vorbei.
Corona-Pandemie trieb Entwicklung voran
Durch Corona, das Sars-Viren recht ähnlich ist, aber haben Bottazzi und Hotez endlich Gelegenheit, ihren Impfstoff marktfertig zu machen. Letzten Monat wurde das Produkt unter dem Namen Corbevax in Indien zugelassen. Es handelt sich um einen proteinbasierten Impfstoff.
«Wir versuchen nicht, Geld zu verdienen», so Hotez. «Wir wollen nur, dass die Menschen geimpft werden.» Dr. Keith Martin, ein US-Gesundheitsexperte, sagt: «Die Impfung ist ein Game-Changer. Es wird vor allem Billiglohnländern ermöglichen, eine Corona-Impfung zu entwickeln und an die Bevölkerung zu verteilen.»
Denn der Impfstoff kostet pro Dosis ein Dollar und 50 Cent. «Das geistige Eigentum an diesem Impfstoff wird allen zur Verfügung stehen», sagt Martin weiter. «So können Hersteller in Billiglohnländern diesen speziellen Impfstoff produzieren.» Denn im Gegensatz dazu geben die Hersteller von Pfizer und Moderna ihr Rezept nicht weiter.
Impfstoff hat ein Nachteil gegenüber mRNA-Technologie
Ein Nachteil der Corbevax-Technologie besteht darin, dass sie nicht so schnell geändert werden kann wie die mRNA-Impfstoffe. Tauchen neue Varianten des Coronavirus auf, dauert es demnach länger, den Impfstoff anzupassen.
Eine unveröffentlichte Studie in Indien mit 3000 freiwilligen Teilnehmern ergab, dass der Impfstoff zu 90 Prozent gegen den ursprünglichen Covid-19-Virusstamm und zu 80 Prozent gegen die Delta-Variante wirksam ist. Der Impfstoff wird derzeit noch gegen Omikron getestet. (vob/gin)