Sie war mittendrin, als die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul einnahmen. CNN-Reporterin Clarissa Ward (41) interviewte Menschen auf der Strasse, holte bewaffnete Kämpfer ans Mikrofon.
Inzwischen ist Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar zu Gesprächen über eine Regierungsbildung in Kabul eingetroffen. Berichte über Kämpfer, die von Tür zu Tür gehen und nach Kollaborateuren der vertriebenen Regierung und der westlichen Besetzer suchen, sorgen für Angst und Schrecken. Wie Journalistin Ward auf Twitter schreibt, hat sie das Land mittlerweile verlassen: «Soeben mit dem Team und fast 300 afghanischen Evakuierten in Doha gelandet.»
Beim Präsidentenpalast wurde sie weggeschickt
Ward wurde mit einer US-Militärmaschine nach Katar gebracht. Sie bedankt sich bei der US-Air-Force für den Flug. «Wir sind die Glücklichen», schreibt sie weiter.
Unter anderem berichtete Ward in Kabul auch vom Präsidentenpalast. Im Gegensatz zu anderen Situationen in den Strassen der Hauptstadt zeigten sich die dort anwesenden Männer nicht gesprächsbereit. «Sie haben mir gesagt, ich soll auf die Seite gehen, weil ich eine Frau bin», sagte Ward. Dies, obwohl die Journalistin fast komplett verschleiert war – nur ihr Gesicht und ihre Hände schauten unter den schwarzen Tüchern hervor.
Baradar wird als möglicher Regierungschef gehandelt
Taliban-Chef Baradar kehrte am Dienstag aus Katar nach Afghanistan zurück. Er werde nun «mit Dschihadistenführern und Politikern zusammentreffen, um eine inklusive Regierung zu bilden», sagt ein hochrangiger Taliban-Beamter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Baradar wird als möglicher neuer Regierungschef gehandelt. Die Taliban machen noch keine genauen Angaben zur geplanten Regierung.
Baradar wurde im Jahr 2010 in Pakistan inhaftiert, auf Druck der USA im Jahr 2018 aber wieder freigelassen und nach Katar gebracht. Baradar leitete zuletzt das politische Büro der Taliban in Katar. Er verantwortete unter anderem die Unterzeichnung eines Abkommens mit der Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2020, das den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan regelte. (noo)