Die Evakuierung läuft: Von 35 Schweizerinnen und Schweizern konnten elf Afghanistan bisher verlassen. Das teilte der oberste Krisenmanager im Aussendepartement, Hans-Peter Lenz (63), am Freitagabend mit. Eine Person sei inzwischen in der Schweiz angekommen. Zudem hätten von den 40 Afghanen, die über eine ständige Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz verfügten, acht aus dem Land reisen können – praktisch alle über den Kabuler Flughafen.
Düsterer stellt sich die Situation für die lokalen Angestellten dar, die in Kabul für das Schweizer Kooperationsbüro gearbeitet haben, und deren Familien. Von den insgesamt 233 Personen habe leider niemand Kabul verlassen können, sagte Hans-Peter Lenz. Einzig eine lokale Person habe es bisher in den Kabuler Flughafen geschafft.
Taliban greifen lokales Personal an
Kontrolliert wird der Flughafen von den Amerikanern. Es sei nicht einfach für die Schweizer Soldaten vor Ort, sich Gehör zu verschaffen, erklärt der Krisenmanager. «Es ist im Moment kaum absehbar, dass wir eine Priorität erhalten würden für die Evakuierung von lokalen Mitarbeitenden.» Das ist insbesondere auch deshalb beunruhigend, weil sich aktuell die Meldungen aus Afghanistan mehren, wonach die Taliban «westliche Kollaborateure» in den Städten verhaften oder gar töten.
Schweiz schickt Swiss-Flieger nach Taschkent
Die Schweiz schickt am Samstag ein Swiss-Flugzeug in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Diese nimmt im Evakuierungs-Prozess eine zentrale Rolle ein, weil viele Länder ihr Personal von Kabul nach Taschkent ausfliegen.
Mit dem Swiss-Flieger verfolge die Schweiz ein dreifaches Ziel, erklärte Lenz vor den Medien. Erstens wolle man mithelfen, den Flughafen in Taschkent zu leeren. «Es geht darum, Platz zu schaffen für die neuen Ankommenden aus Kabul.» Bislang habe man von der Unterstützung von befreundeten Staaten profitieren können. «Jetzt möchten wir auch einen Beitrag leisten.»
Zweitens seien im Flieger 1,3 Millionen Schutzmasken für die usbekische Bevölkerung, die unter der Coronavirus-Pandemie leidet. Drittens würden sechs EDA-Mitarbeitende aus dem Korps für humanitäre Hilfe mitfliegen. Sie sollen die Schweizer Elite-Soldaten, die im militärischen Teil des Kabuler Flughafens stationiert sind, unterstützen. «Die Leute am Flughafen in Kabul haben ganz anstrengende Tage hinter sich», sagte Lenz. «Es gilt eine 24-Stunden-Präsenz sicherzustellen, damit wir am Gate niemanden verpassen.» (til)