Auf der Spitze des Mount Everest hat die Ukrainerin Antonina Samojlowa (33) einen Hilfsappell an die Welt gerichtet. Wie die Bergsteigerin am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP berichtete, erklomm sie den höchsten Berg der Welt mit der Flagge ihres Heimatlandes in der Hand.
Als sie diese auf dem Gipfel ausgebreitet habe, seien ihr die Tränen in die Augen gestiegen, sagte Samojlowa. Vater und Bruder der 33-Jährigen kämpfen in ihrer Heimat gegen die russischen Truppen.
«Stand with Ukraine», übersetzt «Steht an der Seite der Ukraine», stand auf der blau-gelben Flagge, die Samojlowa auf dem Mount Everest in die Höhe hielt.
Vater und Bruder meldeten sich freiwillig
Die weltweite Aufmerksamkeit für ihr Land schwinde, sagte die Alpinistin nach ihrer Rückkehr nach Kathmandu zu AFP. «Das ist nicht gut für uns Ukrainer, weil wir mehr Hilfe brauchen. Wir sind darauf angewiesen, dass uns die ganze Welt hilft.»
Samojlowa befand sich gerade auf dem Pico de Orizaba, dem höchsten Berg Mexikos, als sie von der russischen Invasion in der Ukraine erfuhr. Die ersten Informationen über den Krieg erhielt sie nach eigenen Angaben von ihrer Schwester, die in einem Luftschutzbunker in Kiew Schutz gesucht hatte.
Ihr Vater und ihr Bruder hätten sich als Freiwillige bei der ukrainischen Armee gemeldet, erzählt Samojlowa. Vor ihrem Aufstieg auf den Mount Everest habe sie tagelang keinen Kontakt zu ihnen gehabt. Inzwischen habe sie aber erfahren, dass es in der Region der beiden zuletzt ruhig gewesen sei. «Ich habe gedacht: ‹Puh, Gott sei Dank!›», sagt die Bergsteigerin.
Besuch in der Ukraine geplant
Samojlowa hat sich zum Ziel gesetzt, die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente zu besteigen. Erklommen hat sie vor dem Mount Everest bereits den Kilimandscharo in Afrika, den Elbrus im Kaukasus und den zur Antarktis gehörenden Mount Vinson.
Bevor sie ihre Klettertour fortsetzt, will Samojlowa aber zunächst nach Kroatien reisen, wo ihre Schwester und ihr Neffe Zuflucht gefunden haben. Anschliessend will sie ihren Vater und Bruder in der Ukraine besuchen. «Ich will sie einfach umarmen», sagte sie. (AFP/jmh)