Wiedereröffnung der Notre-Dame
Paris hat ihre strahlende Dame wieder – und die Welt ist zu Gast

Die Notre-Dame ruft wieder nach Paris: Nach einem verheerenden Feuer vor fünf Jahren wurde die weltberühmte Kathedrale in Rekordzeit wieder aufgebaut. Am Samstagabend stand sie nur hohen Politikern und Gläubigen offen. Am Sonntag fand dann die erste Messe statt.
Publiziert: 08.12.2024 um 18:33 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2024 um 21:53 Uhr
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So sieht die weltberühmte Notre-Dame am 8. Dezember 2024 nach dem Wiederaufbau aus.
Foto: AFP
Richard Werly und Qendresa Llugiqi

Der Himmel über Paris ist grau, ein eisiger Regen fällt. Trotzdem finden zahlreiche Gläubige und andere Interessierte am Sonntag den Weg in die erste öffentliche Messe in der wieder aufgebauten Notre-Dame. Mehr als 150 Bischöfe aus Frankreich und der ganzen Welt, Priester und Gläubige nehmen an der Messe teil.

Für Notre-Dame gebetet

Als die öffentliche Messe gegen 12.30 Uhr zu Ende geht – begleitet von ihren acht Glocken – trifft Blick auf Isabel (32). Die Touristin aus der brasilianischen Finanzstadt São Paulo, kniet spontan auf dem nassen Asphalt.

Sie richtet ihren Schal und ihr durchnässtes Haar. Während sie das Vaterunser spricht, blickt sie auf die beiden Türme der Notre-Dame. Zu Blick sagt sie: «Wir haben fünf Jahre lang für sie gebetet. Und hier ist sie, auferstanden.»

In voller Pracht sehen

Ähnlich ergeht es anderen Besuchern, so etwa Elise (49). Zusammen mit ihrer Tochter Marie ist die Katholikin aus Limoges im Westen Frankreichs angereist. Etwas enttäuscht erklärt sie, dass sie ins Innere der Notre-Dame wollte. Durch die Besucherflut war das nicht möglich.

Trotzdem ist Elise glücklich: «Ich habe sie aus der Asche auferstehen sehen.» Sie sei schon während der Bauarbeiten hier gewesen. Doch: «Ich wollte sie in voller Pracht sehen.» Ein weiterer Grund zur Freude: Der Zugang zur Notre-Dame bleibt gemäss Papst Franziskus kostenlos.

Das Klopfen um Einlass

Bereits am Samstag zog die Notre-Dame in atemberaubenden Glanz die Blicke der Welt auf sich. Für die Wiedereröffnung lud Frankreich die Grössten der Grossen nach Paris ein. So empfing Präsident Emmanuel Macron (46) den baldigen US-Präsidenten Donald Trump, den britischen Thronfolger Prinz William (42) und viele weitere Staatsoberhäupter.

Papst Franziskus verpasste diesen speziellen Moment. Doch er liess eine Botschaft vorlesen. Darin betonte er die zentrale Bedeutung von Notre-Dame als Symbol des Glaubens und der Hoffnung.

Eröffnet wurde die Notre-Dame vom Pariser Erzbischof Laurent Ulrich (73). Mit seinem Bischofsstab schlug er dreimal gegen die schwere Türe und bat um Einlass. Nach zweifacher Wiederholung war es so weit: Die Kathedrale war wieder eröffnet.

8000 Pfeifen

Zahlreiche religiöse Riten wurden abgehalten, um die spirituelle Bedeutung der Notre-Dame zu betonen. Ein besonderer Moment: die Weihe der «Grossen Orgel» mit ihren 8000 Pfeifen. Das Herzstück der Kathedrale musste nach dem Feuer komplett abgebaut und gereinigt werden, um den Russ zu entfernen.

Präsident Macron erinnerte in einer Rede an die bangen Stunden, als die Kathedrale in Brand stand und befürchtet wurde, das Feuer könnte Frankreich ein Denkmal rauben. Spenden aus aller Welt – in Höhe von 840 Millionen – machten den Wiederaufbau möglich.

Royale erste Reihe

Als Zeichen des Respekts lud Präsident Macron Stargast Trump in die erste Reihe neben sich ein – und verstiess damit gegen das Protokoll.

Auch sonst nutzten die Politiker die religiösen Feierlichkeiten, um politisch anzubandeln. So sprach Trump mit Prinz William und anscheinend auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Daneben gab es auch einen kuriosen Moment mit Macron und dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (68): Macron verpasste dem deutschen Politiker einen sanften Klaps ins Gesicht – wohl ein Zeichen der Freundschaft.

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